Kampf gegen Wilderer Wie ein Hund aus Südhessen in Afrika Nashörner retten soll

Wilderer machen in Südafrika Jagd auf Nashörner und andere gefährdete Tiere. In Südhessen erhält ein Hund aus dem Tierheim nun eine spezielle Ausbildung, um im Kampf gegen das illegale Treiben zu helfen.

Bildkombination: links im Bild sieht man einen Hund und rechts zwei sehr nah zusammenstehende Nashörner
Hündin Gooods Kuleva Kativa soll im Kampf gegen Wilderei in Südafrika helfen. Bild © Sabine Stuewer Tierfotografie, Ralf Scheuermann
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Ein Hund für Afrika

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Bild © hr
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In den Räumen der Feuerwehr Hähnlein (Darmstadt-Dieburg) läuft Gooods Kulava Kutiva aufgeregt vor Metallschränken hin und her, an denen mit Magneten kleine Dosen angebracht sind. Dabei wedelt die Hündin aufgeregt mit dem Schwanz.

Spiel für den ernsten Zweck

Schließlich bleibt sie vor einer Dose stehen und legt sich auf den Boden. Der einjährige Australian Shepard/Münsterlander-Mischling hat die Dose mit den Tierschuppen gefunden und wird belohnt.

Was für das Tier ein Spiel ist, hat einen ersten Hintergrund. In Südhessen wird Gooods Kulava Kativa - der Name bedeutet so viel wie Neugierde - gerade für ihren Einsatz in Südafrika ausgebildet. Am Kruger Nationalpark soll sie helfen, die Wilderei zu bekämpfen.

Fahrzeugkontrolle am Gate zum Nationalpark

"Es gibt nach wie vor viele Wilderer, die Nashörner schießen und das Horn als angebliche Medizin in andere Länder verkaufen", erklärt Matthias Klein, der Kulava, so der Rufname des Hundes, ausbildet. Der Polizeihauptkommissar ist Leiter der Diensthundestaffel beim Polizeipräsidium Darmstadt. Kulavas Training übernimmt er ehrenamtlich.

Der Hund soll am Tor zum Nationalpark ein- und ausfahrende Autos kontrollieren. "Es ist eine hohe Anzahl an Fahrzeugen", berichtet Klein. Die Autos bringen nicht nur geschützte Tiere oder Teile von ihnen heraus, sondern auch Waffen hinein. "Mit einem Hund lassen sich diese Fahrzeuge sehr viel schneller und effektiver kontrollieren, als es der Mensch alleine könnte."

Praktische Hilfe statt Geldspende

Das Ganze ist eine Aktion von "Rettet das Nashorn", einem Projekt, das Perdita Lübbe-Scheuermann 2012 ins Leben gerufen hat. Sie betreibt in Griesheim (Darmstadt-Dieburg) eine Hundeakademie. "Mein Mann und ich wollten etwas für die Tiere in Afrika tun", sagt die 58-Jährige.

Geld wollten sie wegen der Korruption nicht nach Afrika schicken. "Da haben wir beschlossen, dass wir einen Hund ausbilden." So fing alles an. Inzwischen geht es längst nicht mehr nur um Nashörner. "Mittlerweile sind es Schuppentiere, auch Löwen - der südafrikanische Busch wird gerade leergefegt durch Wilderer".

Bis zu 15.000 Euro für ein Schuppentier

So bringe ein einziges Schuppentier auf dem Schwarzmarkt bis zu 15.000 Euro. Deswegen wird Kulava auch auf das Erschnüffeln der mehrere Zentimeter großen Schuppen trainiert. "Für Menschen sind die eigentlich nicht riechbar", erklärt Klein. Auch Kulava muss trotz ihres feinen Näschens ganz nah an die Schuppen herankommen, um sie zu erfassen.

Drei unterschiedlich große abgeschnittene Hörner von Nashörnern
Wegen ihrer Hörner werden Nashörner von Wilderern gnadenlos gejagt. Bild © Ralf Scheuermann

Sie ist bereits der siebte Hund, den "Rettet das Nashorn" für den Kampf gegen die Wilderer ausbildet. Das Projekt finanziert sich aus Spenden. Die Hundeausbildung erfolgt zwar ehrenamtlich, doch Flüge für die Tiere, Tierarztbehandlungen – das kostet Geld. "Und es kommt zu wenig rein." Meist legen Lübbe-Scheuermann und ihr Mann drauf.

Für einen Familienhund zu energiegeladen

Kulava hat Lübbe-Scheuermann ebenso wie drei weitere ihrer Hunde im Tierheim in Viernheim an der Bergstraße bekommen. Dort war die Hündin gelandet, weil sie so agil und energiegeladen ist, dass die Besitzerfamilie mit ihr schlicht überfordert war. "Für uns ist das ein Segen", sagt Lübbe-Scheuermann.

Der Mischling sei genau der richtige Hund für den Einsatz in Südafrika, "eben weil sie gar nicht müde wird." Um die Basics der Hundeausbildung kümmert sich Lübbe-Scheuermann zufolge Nicole Tomera vom Tierheim. "Sie ist immer an meiner Seite." Danach übernehmen andere Ausbilder. Bislang waren das immer Hundeführer der südhessischen Polizei.

Irgendwann heißt es Abschied nehmen

Matthias Klein ist neu an Bord, nachdem seine Vorgänger inzwischen pensioniert sind. Der 43-Jährige hat selbst noch zwei weitere Hunde, einen Diensthund und einen privaten. Außerdem ist er Hundesachverständiger. "Ich habe Hunde, seit ich acht war", erzählt er. Sein erster Hund sei ein Golden Retriever gewesen.

Auch Kulava wohnt vorübergehend bei ihm. Die beiden verbringen derzeit viel Zeit miteinander – noch. Denn im April geht es nach Südafrika. Klein wird mit dorthin reisen. "Dort wird es eine fließende Übergabe an einen lokalen Wildhüter geben." Dann heißt es irgendwann Abschied nehmen.

"Eine sehr wichtige Aufgabe"

Der Hundeausbilder sieht das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Natürlich gewöhnt man sich an so einen Hund, und der Abschied fällt immer schwer." Doch eine Sache tröstet Matthias Klein ganz besonders: "Ich weiß, dass der Hund dort eine sehr wichtige Aufgabe erfüllt."

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Sendebezug: hr-fernsehen, maintower, 11.8.2023, 18 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Uwe Gerritz, Carolin Lemuth (maintower)