Mehrere Männer stehen zwischen Lastwagen auf einer Autobahnraststätte.

Seit Wochen streiken an der Raststätte Gräfenhausen osteuropäische Lkw-Fahrer - sie fordern ausstehenden Lohn. Nun haben einige Fahrer erste Zahlungen von ihrem Auftraggeber erhalten. Gelöst ist der Streit damit nicht.

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Lkw-Fahrer-Streik an der A5

hs 14.04.2023
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Im seit fast vier Wochen andauernden Streik osteuropäischer Lkw-Fahrer auf dem Rastplatz Gräfenhausen an der A5 bei Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) kommt Bewegung. Edwin Atema von der Europäischen Transportarbeitergewerkschaft sagte am Sonntag auf hr-Anfrage, seit Freitag hätten erste Fahrer ausstehende Zahlungen von ihrem Auftraggeber erhalten.

"Das ist aber nur eine kleine Gruppe", so Atema weiter. Man wisse bisher nicht, wie viele Fahrer bezahlt worden seien. Der Gewerkschafter vertritt die Lkw-Fahrer, die vor allem aus Georgien und Usbekistan kommen, in den Verhandlungen. Die Fahrer streiken, da sie nach eigenen Angaben von einem polnischen Speditionsunternehmen seit Wochen, teilweise seit Monaten, nicht bezahlt wurden.

Gewerkschafter: "Bleiben, bis jeder Fahrer Geld bekommen hat"

Für Montag erwartet Atema, dass die Gespräche mit der Spedition weitergehen. Der Streit sei noch nicht gelöst, weshalb sich nach wie vor rund 60 Lkw-Fahrer an der Raststätte Gräfenhausen aufhielten. "Alle Fahrer bleiben, bis jeder sein Geld bekommen hat", kündigte Atema an.

Wie am Donnerstag bekannt geworden war, erstattete der Anwalt des Speditionsunternehmen inzwischen Anzeige. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt teilte mit, es gehe dabei um die mutmaßliche Unterschlagung von 39 Lastwagen.

Eskalation am Karfreitag

Am Karfreitag war die Lage an der Raststätte Gräfenhausen eskaliert: Der Inhaber der Spedition versuchte in Begleitung mehrerer Personen, sich Zutritt zu den abgestellten Lkws zu verschaffen und den Streik mit Gewalt zu beenden. Dafür beauftragte er offenbar einen in Polen bekannten Privatdetektiv. Bei der Aktion waren auch panzerähnliche Fahrzeuge zu sehen, die Männer trugen zum Teil offenbar schusssichere Westen.

Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), sprach auf Twitter von einer "Schlägertruppe aus Polen", die versucht habe, den Fahrern ihre Lkws zu "klauen". Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und nahm mehrere Sicherheitsmitarbeiter vorübergehend fest.

Mit einem panzerähnlichen Fahrzeug ist die Abordnung aus Polen auf den Rastplatz gefahren.

Keine Pläne für Auflösung des Streiklagers

Eine mögliche Auflösung des Streiklagers an der A5 müssen die Fahrer nicht befürchten. Der Bürgermeister von Weiterstadt, Ralf Möller (SPD), ist davon nach eigenen Angaben abgerückt. "Es gab die Idee, wenn sich immer mehr Fahrer der Versammlung anschließen und es keinen Platz mehr für andere gibt, die ihre Ruhezeiten einhalten müssen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Ein Besuch an der Raststätte habe ihm aber gezeigt, dass es diesbezüglich keine Probleme gebe.

"Es ist genügend Platz da, die Streikenden weisen Parkende ein, andere Fahrer zeigen bei der Fahrt auf die Autobahn eine solidarische Faust - das ist eine ganz tolle Stimmung", sagte der Bürgermeister über den Protest.

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