Die Stadt Langen versucht seit Jahren, auf den Zug der Regionaltangente West aufzuspringen. Sie wünscht sich eine bessere Anbindung für Pendler - bisher vergebens. Der Bürgermeister fordert jetzt eine Entscheidung.

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Regionaltangente West – Stadt Langen sucht Anschluss

hessenschau vom 25.04.2024
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Jan Werner hat viel zu sagen zur Regionaltangente West (RTW). So viel, dass es scheint, der Langener Bürgermeister falle sich manchmal selbst ins Wort. Aus seinem Mund sprudeln Worte wie Gleis-Varianten, Langener Steuergeld, Pendler, Politik und Prognosen nur so heraus.

Dann sagt der CDU-Politiker den entscheidenden Satz: "Ich bin ungeduldig und möchte gerne eine Entscheidung haben. Schnellstmöglich!"

Der Bürgermeister und die Mehrheit der Stadtverordneten der Stadt im Kreis Offenbach beschlossen bereits im Februar 2016: Ihre Stadt soll angebunden werden an die Regionaltangente West. Und sie haben Millionen an Euro zurückgestellt, um sofort einsteigen zu können.

Pendlerstadt Langen braucht attraktive Anbindung

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Langens Bürgermeister fordert eine Regionaltangenten-Entscheidung

Ein Tunnel unter Bahngleisen für die Regionaltengente West am Bahnhof Neu-Isenburg
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Warum? Weil Langen eine Stadt der Berufspendler sei, sagt Bürgermeister Werner. Es gebe den Bahnhof mitten in der Stadt, Langens Bevölkerung wachse rasch, und namhafte Unternehmen in der Stadt achteten darauf, ob ihren Mitarbeitern eine attraktive ÖPNV-Anbindung angeboten wird oder nicht: "Und das ist der Grund, warum es nicht im Wald irgendwo enden sollte."

"Irgendwo im Wald" - damit meint der Langener Bürgermeister den bisher vorgesehenen Endpunkt der Regionaltangente West am Bahnhof Dreieich-Buchschlag.

Wenn die RTW-Bahnen von dort weiterfahren würden, wären sie in nur knapp vier Kilometern in Langen. Umgekehrt könnten die Langener mit einer RTW-Bahn mit nur sechs Zwischenhalten beispielsweise den Frankfurter Flughafen erreichen. Vorausgesetzt, Langen wird an die Regionaltangente angeschlossen.

Langwierige Untersuchungen

Aber bisher stehen die Signale für eine RTW-Mitgliedschaft Langens auf Rot. Dabei wird seit 2018 untersucht, ob der Anschluss der für den Sitz der Deutschen Flugsicherung bekannten Kleinstadt technisch funktionieren würde. Ob das vom Betriebsablauf her zum Takt der S- und Regionalbahnen passen könnte. Ob das finanzierbar wäre.

Das Ergebnis bisher: Die Verlängerung der Regionaltangente West nach Langen sei "nicht entscheidungsreif", teilt die RTW-Planungsgesellschaft mit, die die Untersuchungen koordiniert. Das nervt Bürgermeister Werner, der für sich in Anspruch nimmt, seit seiner Wahl 2020 die Sache voranzubringen.

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Regionaltangente West

Diese neue Bahn-Verbindung soll Kommunen im Nordwesten, im Westen und im Süden Frankfurts besser mit dem Flughafen oder dem Industriepark Höchst verbinden, ohne über das ohnehin schon überlastete Zentrum Frankfurts zu fahren.
Die Idee kam in den 1980er Jahren auf, seit Mitte der 2010er Jahre wird die Regionaltangente West (RTW) konkret geplant. Seit dem Frühjahr 2022 wird gebaut: am Bahnhof Neu-Isenburg und am Bahnhof Frankfurt-Stadion. 2028 sollen die ersten Bahnen der RTW fahren.

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Horst Amann ist Geschäftsführer der RTW-Planungsgesellschaft. Er sagt: "Es ist absolut geboten, das vernünftig zu untersuchen."

Die RTW-Bahnen würden ab 2028 zum Teil auf bestehenden Gleisen der Deutschen Bahn fahren. Im Falle der Stadt Langen müsse beispielsweise geprüft werden, so Amann: Bringt die Verlängerung nach Langen zum Beispiel den S-Bahn- und Regional-Verkehr durcheinander? Oder lässt sich das verbinden mit der RTW? Und falls ja - wie? Deshalb ist Amanns Devise: Gründlichkeit vor Tempo.

Langener Appell an Hessens Verkehrsminister

Der Langener Bürgermeister hat den Eindruck, seine Stadt werde hingehalten. Warum, das kann oder möchte er nicht sagen. Jetzt hofft Jan Werner auf Unterstützung vom Verkehrsminister der neuen Landesregierung. Werner appelliert: "Lieber Herr Minister, treffen Sie eine Entscheidung mit den übrigen Anteilseignern!"

Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) hat den Appell vernommen. Nur den entscheidenden Impuls, den sich Langens Bürgermeister erhofft hat, will Mansoori nicht geben. Er verweist darauf, dass die Regionaltangente West zwölf Gesellschafter habe. Sieben Kommunen, drei Landkreise, den RMV und das Land Hessen. Mansoori sagt: "Das Land hat natürlich vor allem eine vermittelnde Rolle in dem Projekt." 

Entscheidungsreif im Sommer - und dann?

Also: kein politischer Schubs aus Wiesbaden für Langens RTW-Traum. So oder so bleibt die Frage: Wann wird denn nun die Causa Langen entscheidungsreif? RTW-Geschäftsführer Horst Amann glaubt, "dass wir im Sommer dieses Jahres mit den Untersuchungen fertig sind und eine Bewertung machen können". Dann müssten die RTW-Gesellschafter eine Entscheidung treffen.

Das bedeutet: Würde die RTW-Planungsgesellschaft eine Empfehlung für eine Verlängerung nach Langen geben, dürften noch einige Monate ins Land gehen, bis die zwölf Anteilseigner tatsächlich entscheiden. Darüber, ob Langen Mitglied Nummer 13 im Regionaltangenten-Club wird. Oder eben nicht.

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