In seinem Restaurant in Mörfelden-Walldorf kann Gastronom Prodanovic die Schnitzel und Pommes weiter Aluschalen verkauft.

Seit Jahresbeginn müssen Gastronomen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen auch Mehrwegverpackungen anbieten. Doch das gilt nicht überall - und auch nicht für jede Speise. Mehrere miteinander konkurrierende Mehrwegsysteme machen es auch nicht übersichtlicher.

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Mehrweg-Pflicht in der Gastronomie

hs 31.01.2023
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Gastronomen, die Essen oder Trinken zum Mitnehmen verkaufen, müssen seit Jahresbeginn auch Mehrwegverpackungen anbieten. Zumindest jene, die mehr als fünf Mitarbeiter beschäftigen oder eine Fläche von mehr als 80 Quadratmetern bewirtschaften. Das sorgt in der Praxis für genau die Verwirrung, nach der es klingt.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Hessen (Dehoga) registriert erhöhte Rückfragen von Betrieben als auch Gästen. Viele würden das Konzept noch nicht kennen, sagt der Geschäftsführer von Dehoga Hessen, Oliver Kasties. "Für eine umfassende Bilanz ist es aber noch zu früh", heißt es vom Branchenverband. "Frühestens in einem halben Jahr können wir sie ziehen."

Doch einen ersten Eindruck, wie sich das neue Gesetz in der Praxis schlägt, kann man schon gewinnen - zum Beispiel bei Predrag Prodanovic: Er führt ein Café in Groß-Gerau, einen ToGo- und Lieferdienst in Griesheim (Darmstadt-Dieburg) und ein Schnitzelrestaurant in Mörfelden-Walldorf (Groß-Gerau). Und in jedem Restaurant sind die neuen Regeln für Mehrweg anders. "Das ist tatsächlich sehr schwierig", sagt Prodanovic. "Das ist dann natürlich wieder so ein Durcheinander. Wer muss? Wer nicht?"

Gastronom Predrag Prodanovic in einem seiner drei Betriebe.

Mit seinem kleinen Groß-Gerauer Café ist Predrag Prodanovic von der Mehrweg-Plicht befreit. In seinem ToGo und Lieferdienst können die Kunden ihr Essen in Schüsseln aus Edelstahl mitnehmen. Bei täglich rund 150 Mahlzeiten, die über die Theke gehen, führen allerdings immer noch die Einwegbehälter.

"Es ist komplizierter und für den Gast nicht unbedingt einsichtig", sagt Oliver Kasties vom Dehoga. Der Gast könne schließlich nicht wirklich wissen wie große der Betrieb ist und wie viele Mitarbeiter er hat.

Mehrweg günstiger als Einweg

Für den Gastronom selbst hat Mehrweg allerdings einen klaren Vorteil: "Hier ist der Faktor Kosten natürlich ein interessanter, weil die Box uns letztendlich nur die Hälfte einer Einweg-Verpackung kostet. Das ist auf die Masse gesehen sehr interessant", sagt Kasties.

Nicht ganz einfach sei aber die praktische Umsetzung. Einen Vorteil hätten nun solche Gastronomen, die schon während der Corona-Lockdowns Mehrwegverpackung angeboten haben, sagt Kasties. "Durch ihre Erfahrung sind sie am weitesten. Aus dieser Richtung hören wir, dass das sehr gut funktioniert. Andere befinden sind noch in der Orientierungsphase und müssen für sich klären, welches System für ihre Zwecke passt und was sich lohnt auszuprobieren."

Elf unterschiedliche Pfandanbieter in Frankfurt

Die Systeme heißen Recup, Vytal, Fair Cup, Recircle oder Relevo. Allein in Frankfurt gibt es aktuell elf unterschiedliche Pfand- und appbasierte Anbieter. Und auch wenn sich viele Städte wie Frankfurt oder Bad Nauheim um ein einheitliches Konzept bemühten, letztendlich stehe es jedem Gastronomen frei wofür er sich entscheidet, sagt Kasties.

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Welcher Weg ist der richtige beim Mehrweg?

In seinem Restaurant in Mörfelden-Walldorf kann Gastronom Prodanovic die Schnitzel und Pommes weiter Aluschalen verkauft.
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Die Betreiber müssten überlegen: "Nutze ich ein eigenes System, was auch nur bei mir zurückgegeben werden kann, oder schließe ich mich einem Verbundsystem an. Natürlich wäre es für die Gastronomen gut, wenn es nur ein System gäbe, und nicht die Qual der Wahl hat aber auf der anderen Seite haben wir eine freie Marktwirtschaft."

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Mehrweg-Pflicht in der Gastronomie

Seit 1. Januar müssen Restaurants zu Einwegverpackungen nun auch Mehrweg-Alternativen anbieten - zum selben Preis, aber mit der Option ein Pfand zu verlangen. Neben Caterern und Lieferdiensten ist auch der Einzelhandel laut Umweltministerium von dieser Regelung betroffen, zum Beispiel Heiße Theken, Kaffee-Bars, Sushi-Bars, Salat-Stationen oder Eis-Theken. Diese Regelung gilt aber nur für Betriebe, die mehr als fünf Mitarbeiter beschäftigen oder eine Fläche von mehr als 80 Quadratmetern bewirtschaften.

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Bei den Kunden sorgt das nicht gerade für Akzeptanz des neuen Gesetzes. "Das war für mich erstmal zu kompliziert, zu wissen wie das funktioniert", sagt eine Kundin bei Prodanovic. "Es wäre schon gut, ein System zu haben, das nahezu überall funktioniert", sagt ein anderer.

Kein Mehrweg für Pommes

Und es gibt noch mehr Verwirrung: Wenn Gastronom Predrag Prodanovic die Schnitzel und Pommes in seinem Restaurant in Mörfelden-Walldorf verpackt, dann benutzt er Aluschalen. Denn - eine weitere Ausnahme - Einwegverpackungen aus Aluminium oder Papier sind weiterhin erlaubt.

"Ich kenne bislang keine Mehrwegverpackung, die für Pommes Frites funktioniert", sagt Dehoga-Geschäftsführer Kasties. Knusprig, wie im Restaurant - das klappe mit geschlossenen Verpackungen nicht. "Darin bleiben Pommes nicht knusprig." Die Industrie sei nun gefragt, Behältnisse zu entwickeln, die funktionieren. Denn, das sagt Kasties auch: "Jede Idee, die Plastik vermeidet, ist eine gute Idee."

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Mehrweg-Pflicht - was die neue Regelung wirklich bewegt

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