Foto einer Straße mit großflächigen Straßenschäden und Schlaglöchern in ländlicher Umgebung, im Hintergrund unscharf ein sich nahendes Auto.

Wer Nierensteine hat, solle einfach auf hessischen Landstraßen fahren, um sich eine OP zu sparen, unkte SPD-Fraktionschef Rudolph angesichts des schlechten Straßen-Zustands. "War was?" findet: Tolle Idee! Hier kommen noch mehr Gesundheitstipps für Landbewohner.

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Opposition sieht ländlichen Raum vernachlässigt

Schäden auf einer Landstraße
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Schlechte Straßen, kein guter ÖPNV, keine gescheite Infrastruktur – im hessischen Landtag hat die Opposition der schwarz-grünen Koalition schwere Versäumnisse gegenüber den Menschen vorgeworfen, die auf dem Land leben. Beispielsweise sei der Zustand der Landesstraßen so jämmerlich, dass SPD-Fraktionschef Günter Rudolph den ironischen Medizin-Tipp gab: "Wenn Sie Nieren- oder Gallensteine haben, fahren Sie auf manchen Landesstraßen. Sie ersparen sich eine Operation." Super Idee. Hier kommen noch mehr Gesundheitstipps, mit denen man sich die infrastrukturellen Mängel auf dem Land zunutze machen kann.

Straßen als Adrenalintherapie

Auf manchen Landesstraßen fahren, um sich die Nieren- oder Gallensteine direkt aus dem Leib zu schütteln? Genial. Gerüchteweise sind manche Schlaglöcher auf hessischen Straßen so groß, dass sich auch bequem ein heißes Bad darin nehmen lässt, was gerade bei Erkältungskrankheiten eine tolle Idee ist.

Apropos Straßen: Ein weiterer Vorwurf der Opposition lautete, dass in Hessen das Radwegenetz zu langsam wachse. Ein Zustand, den sich vor allem Menschen medizinisch zunutze machen können, die etwa bei allergischen Reaktionen eine Adrenalinspritze benötigen: Einfach aufs Rad schwingen und sich am äußersten Seitenrand einer schlecht beleuchteten, unbefestigten Bundesstraße von donnernden 7-Tonnern mit fünf Zentimeter Abstand zwischen Rückspiegel und Hinterkopf erschrecken lassen. Adrenalin-Garantie: 100 Prozent.

Digital Detox

Die negativen Effekte von zu viel Social-Media-Konsum sind mittlerweile gut belegt, inzwischen hat sich gar eine ganze Industrie gebildet, die verschiedene Produkte anbietet, mit denen man als gestresster Internetmensch Digital Detox, also digitale Entgiftung, betreiben kann. Und so zahlen bedauernswerte Smartphone-Süchtige mitunter hohe Summen für sogenannte Digital-Detox-Urlaube, um das Internet mal eine Weile nicht zu nutzen.

Irre, nicht wahr? Aber hey, auf dem Land lebt man doch eh, wo andere Urlaub machen. Und wenn Sie das andauernde Funkloch, in dem Sie wegen des wenig bis gar nicht funktionierenden Handynetzes leben, einfach in ein dauerhaftes Digital-Detox-Retreat umdeuten, stellt sich vielleicht ja so etwas wie Entspannung ein. Aber Vorsicht: Nicht, dass die Netzbetreiber davon Wind bekommen und schlagartig die Kosten fürs Nicht-Internet erhöhen oder eine digitale Kurtaxe erheben.

Rückenschmerzen einfach lindern

Ihr Heimatdorf ist auch nur leidlich an das Netz des öffentlichen Nahverkehrs angebunden und der eine Bus, der alle acht Stunden in die nächstgrößere Stadt fährt, hält auch noch an jeder Milchkanne und macht so aus einer Strecke von 20 Kilometern einen derart ausufernden Trip, dass Sie dafür weite Teile Ihres Jahresurlaubs aufwenden müssen, um diesen dann in einem Supermarkt zu verbringen?

Dann machen Sie aus der Not eine Tugend. Die viele freie Zeit an der Bushaltestelle ist die perfekte Gelegenheit, um in die Tiefen der buddhistischen Zen-Meditation einzutauchen, mit der sich den Unwägbarkeiten des Lebens und der Politik und des ÖPNV mit Gelassenheit begegnen lässt.

Sollten Sie nicht so der Meditationstyp sein, kann der schlecht ausgebaute ÖPNV trotzdem heilsam sein. So ist die entspannende Wirkung von Wärme auf Muskelverspannungen aller Art gut belegt, vergessen Sie also nicht, die Sitzheizung in Ihrem Auto anzumachen, wenn Sie die Strecke bequem in 20 Minuten zurücklegen und das Zusammenspiel von schlecht ausgebauter ÖPNV-Infrastruktur und Klimawandel ein Problem der Politik sein lassen.

Alte Hausmittel neu entdeckt

Apropos Infrastruktur: Ihr Heimatdorf sieht dank des Ärztemangels Ärzte nur noch, wenn mal wieder Grey’s Anatomy im TV läuft? Weil immer mehr kleinere Kliniken wegrationalisiert werden, ist der Weg ins nächste Krankenhaus mittlerweile so weit, dass sich die Anfahrt gar nicht lohnen würde, weil man ja sowieso auf dem Weg eines natürlichen Todes im hohen Alter sterben würde? Kein Problem, behelfen Sie sich im medizinischen Notfall doch einfach mit alten Hausmittelchen.

Ein gebrochenes Bein? Nichts, was sich mit einem zünftigen Aderlass nicht regeln ließe. Zahnwurzelentzündung? Na, glücklicherweise ist die Hufschmied-Versorgung besser als die Ärzteversorgung. Ein Hautausschlag? Eine großflächig aufgetragene Blei-Radium-Tinktur wird es schon richten. Auch kann es nicht schaden, jederzeit ein paar Blutegel und ein Fläschchen Quecksilber zuhause zu haben, bis die medizinische Infrastruktur auf dem Land irgendwann wieder besser ist.

In diesem Sinne: Gute Besserung!