Bild eines Tieres, das wie eine Mischung aus einem Schwan und einer Gans aussieht. Auf dem Foto eine kleine farbige Grafik mit dem Schriftzug "War was?".

Sensation in Kaufungen: Auf dem Steinertsee schwimmt ein Hybrid aus Schwan und Gans. War was? weiß genau, warum dieser komische Vogel ausgerechnet in Nordhessen auftauchen musste.

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Ein Wasservogel schwimmt auf einem See.
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

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Portrait von Stephan Reich. Daneben steht "Glosse"

Stephan Reich
Redakteur hessenschau.de

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Nordhessen ist ja voll von komischen Vögeln. Ich weiß das, als gebürtiger Kasselaner, aufgewachsen in Melsungen, bin ich ja selbst einer. Und doch ist es überraschend, wie viele komische Vögel aus Nordhessen mir begegnen, seit ich diese Rubrik schreibe. Zuletzt etwa schrieb ich über den Erpel Edgar aus Frankenberg, der ein wenig zu tief in die Flasche geschaut hatte. In dieser Woche las ich dann von Gustav, dem Wasservogel am Steinertsee in Kaufungen.

Etwa 20 Schwänse auf der Welt

Die etwas vage Bezeichnung Wasservogel rührt daher, dass Gustav eine Mischung aus Schwan und Gans ist, genauer gesagt eine Mischung aus Höckerschwan und Graugans, und es diese Mischung nur etwa 20-mal auf der Welt gibt. Laut einer kurzen Internetrecherche nennt man diese Tiere manchmal Schwänse, und das lasse ich einfach mal so stehen.

Eine weitere kurze Internetrecherche ergab, dass Hybrid-Tiere gar nicht mal so unüblich sind, wie man meinen könnte. Es gibt gar relativ bekannte Kreuzungen wie das Maultier, eine Kreuzung aus Hauspferdstute und Hauseselhengst, oder dem deutlich exotischeren Liger, halb Löwe, halb Tiger. Als Nordhesse möchte ich ergänzen, dass mir in den Kneipen zwischen Kassel und Homberg (Efze) auch öfter mal die Kombination aus Schnapsdrossel und Zapfhahn begegnet ist.

Zorse, Narluga, Wolphin, Jaglion

Darüber hinaus findet man viele weitere Hybrid-Tiere, etwa den Pizzly, halb Polarbär, halb Grizzly, oder die Schiege, halb Schaf, halb Ziege. Oder, oder, oder: Das Zorse, der Narluga, der Wolphin, oder der Jaglion, das Ebra, der Leopon, der Beefalo, der Coywolf - gibt es alle. Namen, die klingen, als hätten die Namensgeber nicht die erforderliche Lizenz gehabt, Tieren ihre richtigen Namen zu geben und stattdessen lizenzfreie Namen ausgewählt, die irgendwie fast richtig klingen.

Bei Vögeln weiß man, dass etwa zehn Prozent von den mehr als 10.000 bekannten Arten Hybride hervorbringen, und dann ist es doch schon wieder ziemlich erstaunlich, dass es nur etwa 20 Schwänse wie Gustav gibt. Der musste seine neue Prominenz übrigens mit reichlich Unruhe bezahlen. Diverse Schaulustige pilgerten zum Steinertsee, um sich das Fast-Fabelwesen anzuschauen. Was ihn so stresste, dass er von einer Tierschützerin in Obhut genommen wurde. Die Tierschützerin sucht nun nach einem Partner für Gustav, und ich wünsche bei der Suche viel Glück.

Die Natur als interspezieller Swingerclub

Übrigens: Die wahrscheinlich bevölkerungsreichste Hybrid-Spezies der Welt ist der Mensch. Schließlich finden sich in unseren Genen Hinweise auf alte Homo-Spezies wie Neandertaler und Denisova-Mensch. Wie es scheint, ist die Natur ein einziger interspezieller Swingerclub.

Womit wir wieder in Nordhessen wären. Da kann ich sagen: Sorgen machen muss man sich um Gustav nicht, wenn er denn bald wieder am Steinertsee ausgewildert wird. Als gebürtiger Kasselaner, aufgewachsen in Melsungen, weiß ich: Nordhessen sind im Allgemeinen gut zu Vögeln.

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