Smartphone mit Test-Warnung

Handys brummten, Schriftzüge leuchteten, Sirenen heulten: Erneut wurde durchgespielt, wie im Fall von Katastrophen oder Kriegsfolgen gewarnt wird. Wir haben hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum bundesweiten Warntag 2023 zusammengestellt.

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Erste Bilanz des bundesweiten Warntags 2023 in Hessen

Smartphone mit Test-Warnung
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Der dritte bundesweite Warntag war ein Stresstest für die Warnsysteme in ganz Deutschland: Ziel war es, dass an diesem Donnerstag die Menschen möglichst flächendeckend mit einer staatlichen Warnung über verschiedene Katastrophenschutz-Systeme erreicht werden. Dieser Test sollte besser klappen als die zurückliegenden Probealarme.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Warntag 2023 in Hessen im Überblick:

Warum gibt es einen bundesweiten Warntag?

Der bundesweite Warntag sollte dazu dienen, die Infrastruktur im Katastrophenfall zu testen - Bund, Länder, Kreise sowie kreisfreie Städte und Gemeinden können ihre Warnmittel somit überprüfen. Gleichzeitig sollten die Hessinnen und Hessen auf die verschiedenen Warnmittel und Alarmsignale aufmerksam gemacht werden.

Das Warnsystem dient dazu, bei einem tatsächlichen Zivilschutzfall - wenn die Bevölkerung zum Beispiel vor Kriegseinwirkungen geschützt werden muss - bundesweit über verschiedene Quellen zu warnen. In regionalen Fällen wie Wetterereignissen, bei Bränden oder Amokläufen setzen die hessischen Behörden entsprechende Warnungen ab. "Immer wieder führen uns lokale Gefahrenlagen vor Augen, wie wichtig die verschiedenen Warnkanäle in solchen Fällen sind", sagte Innenminister Peter Beuth (CDU) vor dem Warntag. Die Warnungen enthielten Handlungsempfehlungen und Hinweise auf Informationsquellen.

Wann kam am 14. September eine Warnung?

Die zentrale Warnung erfolgte um 10.59 Uhr, also eine Minute früher als angekündigt. Entwarnung gab es gegen 11.45 Uhr - auch mit einer Information über die verschiedenen Verbreitungswege. Nur über "Cell Broadcast", die automatische Handy-Warnung, wird nach Angaben des zuständigen Bundesinnenministeriums und des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) keine Entwarnung verschickt.

Wie genau wurde am Warntag 2023 in Hessen gewarnt?

Die Behörden setzten auf einen Mix von verschiedenen Warnmöglichkeiten: Dazu zählten die Handy-Warnung (Cell Broadcast), Warn-Apps, Warnungen in Radio und Fernsehen, Sirenen, Informationstafeln in Städten sowie Warnungen auf den Bahnsteigen und in Zügen der Deutschen Bahn.

Man müsse heutzutage auf viele Kommunikationswege für eine Warnung setzen, sagt Kassels Brandschutzdezernent Dirk Stochla (SPD). "Die Bildschirme an den Hauptverkehrsstraßen und unseren beiden Bahnhöfen sind ideal, um zum Beispiel die Pendlerinnen und Pendler und Reisende zu erreichen, die in Kassel unterwegs sind." Auch über die Info-Screens in der Fußgängerzone und in Einkaufszentren könne man viele Menschen gut erreichen.

Der Hessische Rundfunk warnte am Warntag 2023 testweise in den Hörfunkwellen und im hr-fernsehen per Laufband. hessenschau.de beteiligte sich ebenfalls: Eine Warnung erschien auf der Startseite von hessenschau.de - zudem haben wir eine Topmeldung über die hessenschau-App verschickt. Sie wollen die App installieren? Hier finden Sie alle wichtigen Informationen.

Wie ist der Warntag in Hessen verlaufen?

Die Mobilfunkanbieter Vodafone, Telekom und Telefonica zogen in einer ersten Reaktion ein positives Fazit. Die Testwarnung sei erfolgreich an die Mobilfunkstationen ausgeliefert worden. Auch die Nutzerinnen und Nutzer von hessenschau.de berichteten von vielen erfolgreichen Warnungen über verschiedene Systeme. Doch es gab auch Rückmeldungen über stumme Handys und Sirenen.

Das Warnsystem habe "insgesamt gut und ohne größere Störungen funktioniert", teilte das Innenministerium mit. Alle hessischen Kommunen, die aktuell über Sirenen verfügen, hätten sich erfolgreich am Warntag beteiligt. Bis auf wenige Ausnahmen hätten Rückmeldungen der 21 hessischen Landkreise und fünf kreisfreien Städte ergeben, dass sowohl die Warn-Apps als auch die Sirenen funktioniert hätten.

Waren überall in Hessen Sirenen zu hören?

Wenn eine entsprechende Infrastruktur in Städten und Dörfern (noch) vorhanden ist, sollten am Warntag überall dort die Sirenen heulen - meist ein auf- und abschwellender Ton. Aus technischen Gründen erfolgte eine Warnung in manchen Kreisen auch zeitversetzt, also war nicht überall um Punkt 11 Uhr Sirenengeheul zu hören. Das Signale für den Alarm um 11 Uhr und für die Entwarnung um 11.45 Uhr dauerten jeweils eine Minute, wie das hessische Innenministerium vorab mitgeteilt hatte.

Sirenen gibt es in Deutschland nicht überall, weil man vielerorts nach dem Ende des Kalten Krieges dachte, man brauche sie nicht mehr. In vielen Städten und Gemeinden wurden die Sirenen daher nicht mehr gewartet - die Umstellung auf den sogenannten Digitalfunk läuft. Nach einer Sirenenwarnung sind die Hessinnen und Hessen im Ernstfall laut Ministerium aufgefordert, geschlossene Räume und hochgelegene Stockwerke aufzusuchen, Türen und Fenster zu schließen und gegebenenfalls die Lüftungsanlagen auszuschalten. Um sich dann zu informieren, um welche mögliche Gefahr es sich handelt.

Wie die Feuerwehr Frankfurt mitteilte, sollten beim diesjährigen Warntag in Hessens größter Stadt keine Sirenen heulen - Ausnahme waren die Sirenen der Industrieparks in Fechenheim und Höchst. Hintergrund: Die Stadt muss erst eine neue Sirenenanlage installieren, die laut Feuerwehr wohl erst in etwa fünf Jahren in Betrieb gehen kann.

Eine graue Sirene auf einem Dach.

Welche Sirenen-Töne gibt es?

Der auf- und abschwellende Heulton bedeutet immer: Vorsicht, Gefahr! Die Entwarnung wird durch einen einminütigen Dauerton angezeigt. Wer im Katastrophen- oder Angriffsfall den Heulton hört, sollte sein Radio oder den Fernseher einschalten beziehungsweise auf anderen Wegen nach zusätzlichen Informationen suchen.

Moderne Sirenen, über die auch Sprachsignale verschickt werden können, sind noch sehr selten. Die Kommunen als Betreiber der Sirenennetze verwenden teilweise für andere Ereignisse zusätzlich eigene Signale, etwa um bei einem Brand die Angehörigen der örtlichen Feuerwehr zusammenzutrommeln. Laut Bevölkerungsschutz-Amt verabschieden sich allerdings immer mehr Kommunen davon, die Sirenen für die Alarmierung der Feuerwehr zu nutzen.

Welche Warnapps gibt es?

Es stehen mehrere Warnapps in den Stores zur Verfügung.

  • Das Land wirbt für hessenWARN, der offiziellen App für Gefahren- und Katastrophenwarnungen in Hessen. Sie wird derzeit von 800.000 der gut sechs Millionen Hessinnen und Hessen genutzt.
  • NINA ist die offizielle Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
  • Die App Katwarn wurde vom Fraunhofer-Institut im Auftrag öffentlicher Versicherer entwickelt und warnt vor Unwettern, Großbrände oder Naturkatastrophen.


Wichtig: Wer sich eine Warnapp herunterlädt, muss diese im Anschluss so einstellen, dass z.B. der Wohn- oder Aufenthaltsort erfasst wird. Kritik an den Warnapps gab es nach nicht ausgelösten Alarmen immer wieder, z.B. im Juni beim schweren Unwetter in Kassel oder einem Chemieunfall Mitte August in Wiesbaden – hier appellierte die Feuerwehr, die Einstellungen in der App zu überprüfen.

Sollte mein Handy auch ohne Warnapps warnen?

Ja, auf allen Telefonen sollte ein lauter Warnton erklingen. Beim sogenannten Cell-Broadcast-System geht eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet ist, Empfang hat und mit einer aktuellen Software und aktivierter Notfallwarnung läuft. Beim Warntag im Dezember 2022 war das System zum ersten Mal getestet wurden, knapp 54 Prozent der Menschen in Deutschland sollen dabei über das Cell-Broadcast-System erreicht worden sein.

Was muss ich als Handynutzerin oder Handnutzer beachten?

Für eine Cell-Broadcast-Warnung auf dem Smartphone ist keine App notwendig. Die Information erscheint direkt auf dem Handy-Bildschirm, bei entsprechender Priorität ertönt zudem ein Warnsignal - egal, ob das Smartphone im Lautlos-Modus ist oder nicht.

Sie sollten die aktuelle Version das Betriebssystem geladen haben. Weitere Voraussetzung für das Empfangen der Warnungen ist ein eingeschaltetes Smartphone, das mit einer SIM-Karte im Mobilnetz angemeldet ist und Empfang hat.

Über die Systemeinstellungen kann man auswählen, welche Warnungen erscheinen sollen.  Je nach Gerät muss der Cell-Broadcast-Alarm noch manuell aktiviert werden - gerade Testwarnungen sind oft deaktiviert.

Bei iPhones lassen sich die Warnungen in der Regel über "Einstellungen" > "Mitteilungen" > "Cell Broadcast Warnungen" aktivieren.

Bei Android-Modellen bietet es sich an, unter "Einstellungen" die Suchfunktion (Lupe) zu benutzen und nach "Drahtlose Notfallwarnungen" oder "Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte" zu suchen.

Beim zuständigen Bundesamt erfahren Sie mehr zu den Smartphone-Voraussetzungen und Einstellungsmöglichkeiten. Sie können dort auch prüfen, ob ihr Gerät die Warnungen empfangen sollte.

Handy auf Sofa mit Warnung auf Display

Muss ich was machen, wenn ich eine Warnmeldung erhalten habe?

Nein. Sie können sich über die erschienene Warnung freuen, dass Alarm-Nachrichten der Behörden bei Ihnen ankommen. Der Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Sandro Zehner (CDU), appellierte vorab an die Menschen, den Warntag als Test für die persönliche Infrastruktur ernstzunehmen. Gleichzeitig warnte er: "Wählen Sie bei Alarm niemals die Notrufe 110 oder 112, um nach weiteren Informationen zu fragen. Halten Sie die Leitung frei für echte Notfälle" so Zehner.

Wenn Sie positives Feedback loswerden wollen, können Sie dazu die offizielle Plattform umfrage-warntag.de nutzen.

Was kann ich tun, wenn mein Handy nicht geklingelt hat?

Wenn Sie eine Warn-App benutzen, überprüfen Sie die Einstellungen: Sind die Benachrichtigungen aktiviert? Ist eine Warnregion angegeben? Wenden Sie sich gegebenenfalls an den App-Verwalter.

Wer keine Warnung via Cell Broadcast erhalten hat, sollte die Einstellungen seines Smartphones überprüfen. Je nach Endgerät und Betriebssystem findet man die Aktivierung für Notfallbenachrichtigung in den Einstellungen (siehe auch: Was muss ich als Handynutzerin oder Handnutzer beachten?).

Sie können auch Hilfeseiten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nutzen.

Die Behörden erhoffen sich Feedback zum Warntag. Dazu wurde unter umfrage-warntag.de eine Plattform freigeschaltet, um Rückmeldungen einzusammeln. Sollte ihr Handy nicht ausgelöst haben, können Sie dieses Feedback hier loswerden. Auch in der Warn-App NINA soll es eine Feedback-Möglichkeit geben.

Wie verliefen die bisherigen Warntage 2022 und 2020?

Beim Warntag im Dezember 2022 erhielten laut zuständiger Behörden bundesweit neun von zehn Menschen auf dem einen oder anderen Weg eine Warnung. In Hessen kam die Warnung bei vielen Menschen nicht an, wie ein hessenschau.de-Bericht vom 8. Dezember 2022 zeigt. Beim ersten Test vor drei Jahren war es zu zahlreichen App-Pannen gekommen.

Wird es in Hessen auch 2024 einen Warntag geben?

Ja, auch im kommenden Jahr soll es wieder einen bundesweiten Warntag geben - und zwar am 24. September 2024. Der Bund testet die Warnsysteme einmal pro Jahr.

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Ihre Kommentare Wie haben Sie den Warntag 2023 erlebt?

222 Kommentare

  • Handysirene und katwarn haben mit nem Ton und vibrieren gewarnt aber die Sirene blieb stumm. Die einen sagen sie ist kaputt die anderen sagen sie ist nicht mehr aktiv

  • Ich wohne zwar in Thüringen , war aber 11 Uhr bei der Arbeit in Hünfeld. Es wurde zwar per Handy eine Warnmeldung raus gegeben. Allerdings keine Sirene etc zu hören, sonst nichts.

  • Alles bestens. War im Vogelsberg, Gedern, Handywarnung und Sirenen ab 11.55 h

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