Hessen und die USA Freiheitsstatue in New York fußt auf hessischem Zement
Ein Stück Hessen findet sich in einem der markantesten Bauwerke der Welt. Im Betonsockel der Freiheitsstatue steckt Zement aus Wiesbaden. Es ist nicht das einzige berühmte Gebäude in New York mit hessischem Baumaterial.
In der berühmten Freiheitsstatue im Hafen von New York findet sich Zement aus dem Wiesbadener Stadtteil Mainz-Amöneburg: 8.000 Holzfässer voll mit dem Baustoff lieferte das Unternehmen Dyckerhoff 1884 für den über 10.000 Kubikmeter Beton umfassenden Sockel der "Lady Liberty".
Dabei handelte es sich laut Unternehmenssprecherin Isabel Derstroff um reinen Portlandzement: "Dies war damals der einzige mit ausreichender Wasserfestigkeit." Die damit hergestellte Betonmenge sei die bis dahin größte weltweit gewesen.
Amöneburger Zement englischer Konkurrenz überlegen
"Der Transport des Zements erfolgte damals per Schiff. Die Schiffe kamen mit Gütern nach Europa und nahmen wieder andere Ladung mit zurück, so dass stets nur beladene Schiffe unterwegs waren", berichtet Derstroff: "Ziel war es, Transporte mit leeren Schiffen zu vermeiden."
Der amerikanische General Charles Pomeroy Stone, der die Bauarbeiten beaufsichtigte, habe absolutes Neuland betreten, als er 1884 für den Unterbau einen 23.500 Tonnen schweren monolithischen Betonsockel gießen ließ, erklärt Derstroff: "Dafür verwendete er den besten Zement, den er hierfür finden konnte und der sich der englischen Konkurrenz als überlegen erwiesen hatte."
Das mit Zement von Dyckerhoff hergestellte Material sei so fest gewesen, dass man 80 Jahre später einen Tunnel zum Fuß der Statue nur mit Mühe und dem allerschwersten Gerät in das Gestein der Gründung habe brechen können.
9.000 Quadratmeter Lahn-Marmor in Empire State Building
Auch in einem zweiten bekannten New Yorker Gebäude, dem Empire State Building, steckt Material aus Hessen. Rund 9.000 Quadratmeter Lahn-Marmor aus der Umgebung von Villmar (Limburg-Weilburg) sind im Erdgeschoss des markanten Wolkenkratzers eingebaut worden, wie Rudolf Conrads von der Stiftung Lahn-Marmor-Museum sagte.
1929/30 habe die G. Joerissen GmbH aus Weilburg den Lahn-Marmor der Varietäten "Estrellante" und "Famosa Rose" nach New York geliefert. In dicken Blöcken sei das Rohmaterial in die USA verschifft worden. "Die eigentlichen Steinmetzarbeiten wurden vor Ort ausgeführt."
"Fühlen uns in hohem Maße geehrt"
Im Foyer des Empire State Buildings sei auch Kalkstein aus Frankreich und Belgien verbaut worden. "Aber der Lahn-Marmor dominiert", sagt Conrads. Ursprünglich habe französisches Material eingebaut werden sollen. "Dort konnte man aber mit der Produktion nicht so mithalten, wie das an der Lahn der Fall war."
Berichten zufolge sei für den Bau des Wolkenkratzers weltweit nur das beste Material eingekauft worden. "Insofern fühlen wir uns in einem hohen Maße geehrt." Zur Eröffnungsfeier 1931 sei auch der damalige US-Präsident Herbert Hoover gekommen.
Bis 1972 das höchste Gebäude der Welt
Im Lahn-Marmor-Museum sei die Geschichte um das bis 1972 höchste Gebäude der Welt und dessen Verbindung nach Mittelhessen ein Highlight, berichtet Conrads. "Sehr beliebt bei den Besuchern ist auch das große Transparent von der Eingangshalle des Empire State Buildings, vor dem sie sich ablichten lassen können." 400 Jahre lang sei der Lahn-Marmor abgebaut worden.
"Er war sehr schön und bunt und entsprach lange jeweils dem Geschmack der Zeit", so Conrads. "Bis sich der Geschmack in den 1970er, 1980er Jahren änderte." Zudem sei günstigeres vergleichbares Material aus Indien und China auf den Markt gekommen. "Und dann ist der Lahn-Marmor letztlich am Geschmackswandel beziehungsweise am internationalen Wettbewerb zugrunde gegangen." Aber im Empire State Building lebt das Stück Lahntal weiter.