Ein grünkarierter Panzer umzäunt auf einer Ausstellungsfläche. Daneben stehen zwei Menschen und schauen. Auf der anderen Seite eine Stange mit einer "Rheinmetall"-Fahne.

Die Bundeswehr bestellt 19 Flugabwehr-Panzer von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann, die in Kassel gefertigt werden. Damit schließt sie eine wichtige Ausstattungslücke. Grund zur Freude ist das in Kassel aber nur bedingt.

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Bundeswehr bestellt in Kassel neues Flugabwehrsystem

Schriftzug "Rheinmetall" an einer KFZ-Karrosserie
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In Tarnfarben, mit acht Rädern und einem Geschützaufbau kommt der neue Skyranger-Radpanzer daher, den die Bundeswehr diese Woche in großer Stückzahl bestellt hat. 595 Millionen Euro sollen die 19 neuen Flugabwehrsysteme kosten - umgerechnet macht das knapp acht Boeing 737.

Das neue System besteht aus zwei Komponenten. Teil eins, der Geschützturm, komme von Rheinmetall Air-Defence aus Zürich, sagte ein Rheinmetall-Sprecher hessenschau.de. Der fahrbare Untersatz, ein Boxer-Panzer, werde hingegen von Artec, einem gemeinsamen Tochterunternehmen von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann, in Kassel produziert.

Für dessen Fertigung schreibt Rheinmetall derzeit auch immer wieder neue Stellen aus. Geliefert werden sollen die neuen Skyranger-Flugabwehrpanzer Ende des Jahres. Außerdem könnten nach dem Prototypen und den 18 Serienfahrzeugen weitere 30 Panzer nachgeordert werden.

Kasseler Personalsituation weiterhin unsicher

Trotz der neuen Bestellung ist die Reaktion bei Rheinmetall Kassel aber eher verhalten. Denn noch ist unklar, ob das ebenfalls in Kassel produzierte Auslaufmodell "Fuchs" in Zukunft an diesem Standort einen Nachfolger finden wird. Derzeit steht bei der Bundeswehr eher ein finnisches Modell im Fokus.

Sollte der Fuchspanzer abwandern, könnten 700 der deutlich mehr als 1.000 in Kassel beschäftigten Menschen sogar ihren Job verlieren, wie der Rüstungskonzern am Donnerstag auf Nachfrage mitteilte: "Dieser jüngst gewonnene Auftrag kann aber keinesfalls etwaige Ausfälle kompensieren, die durch den Verlust der Fuchs-Fertigung in Kassel entstehen können."

Ein grünkarierter Panzer umzäunt auf einer Ausstellungsfläche. Daneben stehen Menschen in Anzügen und ein erklärendes Schild. Im Hintergund Stangen mit "Rheinmetall"-Fahnen.

Experte aus Frankfurt: Skyranger schließt eine wichtige Fähigkeitslücke

Die nun georderte "Boxer"-Flotte schließt bei der Bundeswehr eine wichtige Fähigkeits- beziehungsweise Verteidigungslücke. Bereits 2012 hatte die Bundeswehr ihre Luftverteidigungseinheiten aufgelöst, die letzten Panzer wurden 2005 ausgemustert.

Ein Mann mit Bart und Brille steht in einer Bibliothek

Damals habe sie vermutlich kein Bedrohungsszenario gesehen, da die Drohnen noch groß und langsam gewesen seien, sagte Niklas Schörnig, Experte für Sicherheitspolitik am Frankfurter Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung PRIF: "Die konnte man noch einfach mit Raketen abfangen."

Heute sei das Problem aber komplexer: "Ich sehe hier schon eine erhebliche Fähigkeitslücke bei der Bundeswehr", analysiert der Experte. Gerade in Schwärmen könnten auch Kleinstdrohnen eine echte Gefahr darstellen. Ohne eine Flugabwehr für die näheren Distanzen könne heute keine Armee der Welt mehr auskommen.

Ein klassisches Defensivsystem: Investition mit Augenmaß

Auch deshalb setzt Deutschland derzeit gemeinsam mit 18 weiteren europäischen Staaten ein Programm zur Luftverteidigung durch. Auch die neuen Panzer sind Teil dieser European Sky Shield Initiative. "Die Gefahr durch Drohnenangriffe von Kleinstdrohnen ist enorm. Das können wir aktuell auch im Ukrainekonflikt sehen", so Schörnig. Erst vergangene Woche musste Außenministerin Baerbock bei einem Besuch in der Ukraine vor einer Drohne in Sicherheit gebracht werden.

Gerade deshalb sei ein klassisches Defensivsystem wie das der Skyranger-Panzer eine kluge Investition. Zuvor hatten laut Rheinmetall bereits Österreich und Ungarn Skyranger-Systeme auf anderen Fahrzeugen bestellt, Dänemark und Litauen planen dies gerade.

Während für die Anschaffung des israelischen Arrow 3-Systems in Deutschland mittlerweile Ausgaben in Milliardenhöhe im Raum stehen, seien die 600 Millionen Euro im Vergleich nicht sehr teuer. Der Nutzen sei angesichts der Bedrohungslage groß, schätzt Schörnig. Die neuen Defensivwaffen könnten nämlich auch weltweit zur Bekämpfung von Drohnen und Marschflugkörpern eingesetzt werden, sofern die Bundeswehr vom Bundestag hinausgeschickt werde.

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