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Vereine in der Energiekrise

Ein Flutlicht strahlt auf den Fußballplatz

Der anstehende Winter in Verbindung mit den steigenden Energiepreisen macht den Sportvereinen in Hessen große Sorgen. Das Land hat deshalb jetzt finanzielle Unterstützung angekündigt.

Die Situation ist bizarr: Während bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar riesige Stadien heruntergekühlt werden, machen sich viele Sportvereine in Hessen momentan große Gedanken darüber, wie sie ihre Sporthalle möglichst kostengünstig warm bekommen sollen. Die Energiekrise macht auch vor dem Breitensport nicht Halt.

Vereine rechnen mit Verdreifachung der Kosten

Die steigenden Preise für Strom und Gas wirken sich nicht nur auf die Geldbeutel von Privatpersonen aus, sondern treffen auch die Kassen der Sportvereine. "Wir haben in normalen Zeiten Energiekosten von rund 20.000 Euro. Ich gehe davon aus, dass wir für das nächste Jahr mit 40.000 bis 50.000 Euro rechnen müssen", sagt Matthias Hommel der Vorsitzende des TV Bergen-Enkheim dem hr-sport. "Das ist für so einen kleinen bis mittleren Verein doch eine ganz schöne Hausnummer."

Der TV Bergen-Enkheim hat 1.300 Mitglieder. Gerade Vereine in dieser Größe trifft es besonders hart. Der Grund: Sie besitzen oft eigene Turnhallen und Sportplätze. Die Umlagen dafür müssen sie selbst tragen. Dagegen sind die Mitgliedsbeiträge die größte Einnahmequelle – diese jetzt zu erhöhen wäre ein Risiko, da Mitglieder austreten könnten.

In der Turnhalle läuft das Parkour-Training. 13 Kinder klettern und springen über Hindernisse.

Jedes Grad weniger spart sechs Prozent Energiekosten

Um die Kostenseite möglichst gering zu halten, haben viele Vereine in Hessen die Heizung in ihren Sporthallen bereits heruntergedreht. So auch der TV Bergen-Enkheim. Statt normalerweise 19 Grad ist die Gas-Heizung nun auf 18 Grad eingestellt. Ein Energieberater hat dem Verein zu dieser Maßnahme geraten. Jedes Grad weniger in der Halle würde sechs Prozent Kosten sparen.

Die Heizung noch weiter herunterzudrehen, kommt für den Vorsitzenden Hommel aber nicht in Frage: "Wir haben viele ältere Mitglieder, die Seniorensport betreiben, und wir haben auch viele Gruppen mit Kleinkindern, Eltern-Kind-Turnen und Ähnliches, wo Ein- bis Dreijährige in der Halle sind; auch da geht es nicht, dass wir die Temperatur in der Halle bis auf ein Maximum absenken."

Auch KSV Baunatal und SG Weiterstadt rechnen mit hohen Kosten

Nicht nur in Bergen-Enkheim rechnet man mit einer großen Belastung für die Vereinskasse. Die Energiekrise trifft nahezu alle hessischen Vereine. Auch der KSV Baunatal, der größte Club aus Nordhessen, rechnet mit 50.000 Euro Mehrkosten für das nächste Jahr. Die südhessische SG Weiterstadt befürchtet sogar, 270.000 Euro mehr zu zahlen als in den Vorjahren.

Auf einer Hessenkarte sind die Mehrkosten zusammengefasst, mit denen die jeweilige Vereine rechnen.

Der TSV Haingründau (Main-Kinzig-Kreis) rechnet dagegen nicht mit Mehrkosten. Der Verein hat 2005 beim Umbau des Sportlerheims auf grüne Energie gesetzt. Durch die Installation einer Solaranlage in Kombination mit einer Wärmepumpe ist der TSV seitdem unabhängig von Öl und Gas. Der damalige Vorsitzende des TSV traf vor knapp 20 Jahren diesen Entschluss, weil er beruflich mit dem Thema "Heizen" zu tun hatte. "Diese Entscheidung ist natürlich genial gewesen!", sagt der aktuelle 1.Vorsitzende Stefan Loos. "Was den Winter betrifft, sind wir deshalb sehr entspannt."

Land Hessen will die Vereine finanziell unterstützen

Im Zuge des Krieges in der Ukraine und den dadurch steigenden Energiekosten haben sich die Fraktionsparteien CDU, Grüne, SPD und FDP am Dienstag auf ein hessisches Unterstützungsprogramm geeinigt. Dieses Hilfspaket beinhaltet 30 Millionen Euro auch für Vereine und Verbände. Einen festen Termin, ab dem das Geld fließen soll, gibt es aber nicht.

"Wir haben mit dem Hilfsprogramm die Vereine vorgesehen, die eigene Immobilien haben", sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende Ines Claus dem hr-sport. "Das heißt: die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement eine wichtige Arbeit leisten und die, zusätzlich zu den Hilfen des Bundes, noch Unterstützung brauchen." Für die Vereine ist das ein gutes Signal. Sie hoffen jetzt, dass das Geld auch schnell bei ihnen ankommt.