Ein Mensch in schwarzen Kleidern, Gesichtsbedeckung und Kletterausrüstung auf Seilen zwischen Bäumen

Rund 1.000 Bäume im Fechenheimer Wald in Frankfurt sollen bald für den Ausbau der A66 weichen. Retten kann sie wohl nur noch der Heldbock, eine bedrohte Käferart, die dort gefunden wurde. In den kommenden Tagen wird eine Entscheidung erwartet.

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Bringt der Heldbockkäfer den Zeitplan zum Riederwaldtunnel durcheinander?

Bauarbeiten am Autobahndreieck Erlenbruch mit Zufahrt zum geplanten Riederwaldtunnel in Frankfurt
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Ausgerechnet der Heldbock soll zum Retter der Eichen im Fechenheimer Wald werden. Das ist seit drei Monaten die Hoffnung der Autobahnausbaugegner. Denn der Käfer - eigentlich ein Eichenschädling - ist laut Roter Liste vom Aussterben bedroht und deshalb streng geschützt. Just in dem Waldstück, das eigentlich für den Riederwaldtunnel gerodet werden soll, wurde der Käfer gefunden. Jetzt muss die zuständige Naturschutzbehörde entscheiden, wie damit umgegangen wird.

Waldbesetzer filmten im Sommer einen Heldbock, offenbar bei der Ei-Ablage. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) meldete daraufhin den Behörden: Es drohe ein Umweltschaden, wenn der Käfer und seine Wirtsbäume im Frankfurter Osten vernichtet würden. Damit hat der BUND ein Behördenverfahren in Gang gesetzt. Es geht um die Frage: Können die 2,7 Hektar Wald wie geplant gerodet werden oder nicht?

Bleiben 21 Bäume für den Käfer stehen?

Folgt man der Bild-Zeitung, ist die Sache längst entschieden: "Autobahn-Aktivisten verlieren Käfer-Kampf", titelte das Blatt schon vor Wochen. Die Autobahn GmbH des Bundes, die den Wald roden will, habe eine Lösung gefunden: Man werde roden, lasse aber 21 geeignete Bäume stehen, auf denen der Käfer weiterleben könne. Zwischen den Bäumen lege man die Baustraße an.

Die Autobahn GmbH bestätigt den Bericht auf Nachfrage des hr zwar nicht, dementiert ihn aber auch nicht. Gegenüber dem hr bekräftigt die Autobahn GmbH: Sie will noch in diesem Winter 2,7 Hektar des Fechenheimer Waldes roden.

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Video eines Heldbocks, möglicherweise bei Eiablage, aufgenommen von Aktivisten im Fechenheimer Wald

Heldbock auf der Rinde eines Baums im Fechenheimer Wald in Frankfurt
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Den Heldbockkäfer sieht die GmbH demnach nicht als unüberwindliches Hindernis. Sie ließ das Waldstück mehrfach von Käfer-Kundlern untersuchen. Diese hätten die nötigen Daten erhoben, teilt die GmbH mit. Ihr Gutachten soll an die Obere Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Darmstadt gehen. Das Gutachten soll aufzeigen, wie Rodung und Käferschutz vereinbar sind.

Ausbaugegner könnten klagen

Die Ausbaugegner sind skeptisch. Bisher hätten sie von der Autobahn GmbH noch nichts Konkretes zur Käfer-Frage gehört, sagt Willi Loose vom Aktionsbündnis Unmenschliche Autobahn (AUA). Jetzt haben sie um das Gutachten gebeten.

Wolf-Rüdiger Hansen vom BUND Frankfurt geht noch weiter: Sollten beim Käferschutz Zweifel bestehen, werde sein Verband vor dem Verwaltungsgericht klagen. Denkbar sei, die Rodung mit einer einstweiligen Verfügung zu stoppen.

Die Rechtslage ist verzwickt. Noch ist nicht klar, wogegen der BUND überhaupt klagen könnte. Im Prinzip hat die Autobahn GmbH seit drei Jahren Baurecht und darf auch roden. Zwar könnte die Naturschutzbehörde für den Käferschutz neue Auflagen machen. Das aber, informiert das hessische Umweltministerium auf hr-Anfrage, werde nur dann passieren, "wenn ein Umweltschaden bereits eingetreten ist oder ein solcher bevorsteht". Das zu beurteilen, hänge vom Gutachten ab.

Rodung möglich bis Ende Februar

Selbst wenn das Gutachten einen Weg fürs käferfreundliche Roden weisen sollte - die Zeit dafür wird langsam knapp. Bis Ende Februar will die Autobahn GmbH die Bäume abgesägt haben. Danach beginnt die Brutzeit der Vögel, dann darf nicht mehr gerodet werden. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun: Die Naturschutzbehörde müsste das Käfer-Gutachten prüfen und für gut befinden. Sollte der BUND dann dagegen klagen, wäre noch die Gerichtsentscheidung abzuwarten.

Dazu kommt: Vor dem Roden müsste die Polizei den Wald räumen, ähnlich wie vor zwei Jahren im Dannenröder Forst bei Homberg/Ohm (Vogelsberg). Denn das fragliche Waldstück im Frankfurter Osten ist seit 15 Monaten besetzt. Die Besetzer haben Dutzende Baumhäuser gebaut, Seile gespannt, Transparente und Solarpanels aufgehängt.

Für die Räumung gibt es dem Vernehmen nach schon konkrete Pläne. Auch parlamentarische Beobachter sind schon benannt. In den Kreisen der Waldbesetzer geht man davon aus, dass ab 2. Januar 2023 geräumt werden könnte. Aber noch hoffen sie auf den Heldbockkäfer.

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