Aus für Öl- und Gasheizungen ab 2024 So wollen sich Schornsteinfeger für die Zukunft aufstellen

Ab 2024 dürfen nach Plänen der Bundesregierung keine neuen Gas- und Ölheizungen mehr eingebaut werden. Doch was bedeutet das für Schornsteinfeger? Ein ganzer Handwerkszweig sucht neue Aufgaben - und könnte anderen dabei Konkurrenz machen.

Bildkombination aus zwei Fotos: links Portrait einer jungen Schornsteinfegerin in Kluft, rechts Nahaufnahme eines Informationszettels mit der Auflistung der Leistungen, z.B. "Abgaswege-Überprüfung"
Katharina Fuchs arbeitet in vierter Generation als Schornsteinfegerin im Familienbetrieb. Bild © hr, picture-alliance/dpa, hessenschau.de
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Was sich für Schornsteinfeger ändert

hs
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Katharina Fuchs stößt das kleine Fenster auf und klettert nach draußen auf das Dach. Über kleine Stufen steigt sie hinauf bis zum höchsten Punkt, über der Schulter trägt sie ihr Kehrgerät. Die 18-Jährige macht eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin, ist derzeit im zweiten Lehrjahr und wird nächstes Jahr ihre Gesellenprüfung ablegen. Mit ihr geht der Familienbetrieb ihres Vaters aus Guxhagen (Schwalm-Eder) in die vierte Generation.

Ihren Beruf gibt es seit hunderten von Jahren. In den Fachwerkstädten des Mittelalters waren gekehrte Schornsteine eine Lebensversicherung, seitdem hat sich der Beruf deutlich gewandelt. Auch der Betrieb ihres Vaters befindet sich schon länger im Transformationsprozess. 

Schon jetzt verbringt die Auszubildende den halben Arbeitstag abseits vom Dach. Sie berät Hauseigentümer, unterstützt bei Bauvorhaben und prüft, ob Häuser dicht sind oder einen zu großen Wärmeverlust haben. Ihr Job wird sich in den nächsten Jahren immer weiter wandeln.  

Schornsteinfegerin auf dem Dach, wie sie das Putzgerät in den Schorstein führt. Im Hintergund eine bergige Landschaft
Der Job von Katharina Fuchs wird sich in den nächsten Jahren wandeln. Bild © Till Möller (hr)

Keine neuen Gas- und Ölheizungen ab 2024

Der Grund: Gas- und Ölheizungen sind Auslaufmodelle und dürfen nicht mehr eingebaut werden. Das wird künftig durch die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes geregelt, in der die Umstellung auf klimafreundliche Heizungen festgeschrieben ist. So müssen neue Heizungen ab 2024 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Dazu hat das Kabinett am Mittwoch ein begleitendes Förderkonzept beschlossen. Es beinhaltet eine Grundförderung und drei Bonusförderungen. Jeder, der in einem Eigenheim wohnt und seine Heizung gegen eine neue klimafreundliche austauscht, profitiert von der Grundförderung.

Ziel: Klimaneutrales Heizen

Die umstrittenen Pläne sollen nach dem Willen der Regierung noch vor der Sommerpause von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Ziel der Maßnahmen ist, eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Bis 2045 sollen keine fossilen Energieträger mehr genutzt werden. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Heizungen ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Aber auch wenn es Ausnahmen, Übergangsfristen und Förderungen geben soll, sind viele Haus- und Wohnungsbesitzer verunsichert - zumal die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) favorisierte Wärmepumpenheizung derzeit noch teurer und nur mit Wartezeiten zu bekommen ist. Und auch bei manch einem Schornsteinfeger sorgen die Aussichten für Verunsicherung.

Neue Aufgabenfelder für Schornsteinfeger

Wenn es nach Frank Dittmar, dem Präsidenten der Handwerkskammer Kassel geht, gelingt die Klimawende ohne das Handwerk und ohne Schornsteinfeger ganz sicher nicht. Dittmar, der dazu Architekt und Bauunternehmer ist, glaubt, dass Schornsteinfeger in Zukunft noch deutlich mehr Aufgaben bekommen werden.

Aktuelles Beispiel seien sogennante Blower-Door-Tests, ein aufwändiges Prüfverfahren, bei dem die Dichtheit eines Gebäudes geprüft und dokumentiert werde. Schon jetzt übernähmen das Schornsteinfeger aus den zuständigen Kehrbezirken.

Rückgang von Arbeitsvolumen und Kehrbezirken

Die Branche befinde sich im Transformationsprozess, sagt auch Siegfried Becker, Obermeister der Schornsteinfegerinnung von Kassel. Zwar blieben die klassischen Tätigkeiten, wie die Reinigung von Schornsteinen oder Öfen erhalten, dennoch erwartet er, dass "Arbeitsvolumen und Zahl der Kehrbezirke bundesweit zurückgehen werden".

Die Innung blicke ständig auf den Transformationsprozess und mache sich Gedanken darüber, wie man ihn gestalten könne, erklärt Becker. Dennoch sei in der Branche eine gewisse Verunsicherung zu spüren - das Handwerk verändere sich schnell.

Schornsteinfeger sollten sich neue Aufgabenfelder erschließen, rät Becker. Denkbar seien Felder wie Energieberatung, Brandschutz, die Wartung von Lüftungsanlagen in modernen Häusern oder Aufgaben im Bereich der Wärmepumpen.

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Konkurrenzkampf um die Wärmepumpe?

Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks fordert in einem Positionspapier die Erfassung, Abnahme und wiederkehrende Überprüfung von Wärmepumpen durch die zuständigen Schornsteinfeger.

Zusammen mit den installierenden Betrieben, Gebäudeplanern und Eigentümern wolle man die Energiewende und die effiziente Nutzung von Wärmepumpen nach vorne bringen, heißt es weiter. Doch auf dem Feld der Wärmepumpentechnik möchte sich noch ein anderer Handwerkszweig zukunftsfähig aufstellen: die Heizungsbauer.

Interessenskonflikt bei Abnahme und Wartung

Was sagen diese zu diesem Plan der zukünftigen Aufgabenverteilung? Eine Nachfrage bei Uwe Loth, Landesinnungsmeister des Fachverbandes Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Hessen, zeigt schnell, wo die Knackpunkte liegen. Bislang hätten Schornsteinfeger Kunden beraten, wenn eine neue Öl- oder Gasheizung eingebaut wurde. Ein qualifizierter Schornsteinfeger könne somit auch eine Erstberatung zur Wärmepumpentechnik machen, so Innungsmeister Loth.

Doch spätestens bei der jährlichen Wartung komme es zum Interessenkonflikt, erklärt er. Man wolle Anlagen, die man eingebaut und bei denen man die Effizienz bestimmt habe, gerne selbst überprüfen. Auch eine Abnahme der neu installierten Anlagen möchten die Heizungs- und Klimatechniker ungern aus der Hand geben.

Dienstleister rund ums Haus

Schornsteinfeger
Katharina Fuchs und ihr Vater Thomas. Bild © Till Möller (hr)

Dem Betrieb von Katharina Fuchs und ihrem Vater stehen somit unsichere Zeiten bevor, auch wenn sie sich schon jetzt als Dienstleister rund ums Haus verstehen. Thomas Fuchs macht sich um die Zukunft des Betriebs trotzdem keine Sorgen. Auch sein Opa habe schon zu seinem Vater gesagt, er solle sich einen anderen Beruf suchen, als die Elektroheizung rauskam, erzählt er.

Das Handwerk habe sich schon immer neue Aufgabengebiete gesucht. Seine Erwartung: "Es wird noch viel, viel Arbeit auf uns zukommen." Und auch Gas- und Ölheizungen werden wegen der Übergangsfristen nicht schlagartig verschwinden. Einsätze auf den Dächern von Guxhagen werden für Vater und Tochter Fuchs also nicht schlagartig wegfallen.

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Was bedeutet das Gebäudeenergiegesetz für Verbraucher?

Ab 2024 dürfen keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden. Was bedeutet das neue Gesetz ganz konkret? Hier finden Sie verschiedene Szenarien für Eigenheimbesitzer und Vermieter.

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Sendung: hessenschau, 19.04.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: Stefanie Küster, Till Möller, hessenschau.de