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Einigung im Tarifstreit zwischen Lufthansa und Verdi

Ein Mitarbeiter hilft einem Flugzeug beim Einparken.

Im Tarifstreit zwischen der Lufthansa und der Gewerkschaft Verdi haben beide Verhandlungsseiten eine Einigung erzielt. Das Bodenpersonal erhält nun mehr Geld, Flugreisende atmen auf.

Aufatmen für rund 20.000 Beschäftigte des Lufthansa-Bodenpersonals und zigtausende Reisende: Die Fluggesellschaft und die Gewerkschaft Verdi haben sich auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Das teilten beide Seiten am späten Donnerstagabend mit. Zuvor hatten sie zwei Tage in einem Hotel am Airport verhandelt. Damit sind weitere Warnstreiks des Bodenpersonals vom Tisch.

Nach Angaben der Lufthansa wurden deutliche Gehaltssteigerungen für die Beschäftigten über eine Laufzeit von 18 Monaten vereinbart. "Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, mit dem Sozialpartner eine gute Lösung für unsere Mitarbeitenden zu finden", sagte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann. "Wir haben große Gehaltszuwächse vereinbart."

"Das ist ein gutes Ergebnis"

Die Beschäftigten erhalten in drei Stufen Gehaltserhöhungen von mindestens 325 Euro monatlich und weiteren 2,5 Prozent. Laut Verdi ergeben sich daraus für einzelne Beschäftigte am Check-In Gehaltssteigerungen zwischen 13,6 und 18,4 Prozent. Lufthansa sprach sogar von Steigerungen um 19,2 Prozent in der untersten Gehaltsstufe.

"Das ist ein gutes Ergebnis", betonte Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle. "Mit diesem Ergebnis, das Lufthansa als Arbeitgeber attraktiver macht, kann zudem Entlastung geschaffen werden." Die Gewerkschaft hatte bei einer Laufzeit von zwölf Monaten durchgehend Gehaltssteigerungen von 9,5 Prozent verlangt, mindestens aber 350 Euro im Monat. Die nun bedingungslos gezahlte Erhöhung im Juli 2023 wollte der Konzern ursprünglich vom Gewinn abhängig machen. Diese Koppelung wehrte Verdi erfolgreich ab.

Streik kostete Lufthansa rund 35 Millionen Euro

Zuletzt hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöht. 725 von 1.160 geplanten Verbindungen an Deutschlands größtem Flughafen wurden deswegen am Streik-Mittwoch vergangene Woche abgesagt, fast 100.000 Reisende waren von dem Warnstreik betroffen - mitten in der Ferienzeit.

Die Lufthansa kostete der Streik rund 35 Millionen Euro, wie Finanzvorstand Remco Steenbergen erklärte. Für den Fall einer Nicht-Einigung hatte die Verdi-Verhandlungsführerin bereits mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen zur Hauptreisezeit gedroht.

Piloten-Vereinigung droht weiter mit Streiks

Weiteres Streikpotenzial bietet derzeit noch die Situation der Piloten bei Deutschlands größter Fluggesellschaft. Hier dauern die Tarifverhandlungen bereits Monate an, sechs Verhandlungsrunden blieben bislang ergebnislos. Am vergangenen Wochenende ging eine Urabstimmung zu Ende, die es der Vereinigung Cockpit (VC) nun erlaubt, unbefristet Streiks auszurufen. Bei einer Beteiligung von 93,2 Prozent bei der Lufthansa stimmten 97,6 Prozent der Pilotinnen und Piloten für einen Streik. Zunächst einmal wollen beide Seiten aber auf weitere Gespräche setzen.

Bereits vor der Auszählung hatte VC-Tarifexperte Marcel Gröls erklärt, dass es sich um ein "Warnsignal" an den Lufthansa-Vorstand handele. Vom Management erwarte man nun "gute Angebote".

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