"Energiewendeviertel" geplant Frankfurt will Strom- und Wärmenetz schneller ausbauen

Der Frankfurter Energieversorger Mainova will die Energiewende in der Stadt vorantreiben. Hunderte Kilometer an Leitungen für Fernwärme, Strom und Wasser sollen verlegt werden. Und das möglichst "in einem Rutsch", um die Bürger nicht immer wieder mit Bauarbeiten zu belasten.

Rohre für einen Fernwärme-Anschluss in Berlin
Baustelle für einen Fernwärme-Anschluss Bild © picture alliance/dpa

Der Frankfurter Energieversorger Mainova plant im Zuge der Energiewende, das Fernwärmenetz in der Stadt deutlich zu vergrößern. Bisher besteht es aus 310 Kilometern Rohren. Bis 2040 sollen weitere 450 Kilometer dazu kommen.

"Das ist in Frankfurt der größte Umbau in der Nachkriegszeit", sagte der Vorstandsvorsitzende der Mainova, Michael Maxelon, am Montag bei einer Veranstaltung in Frankfurt.

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Nur einmal die Straße aufreißen

Auch das Stromnetz will die Mainova um 1.000 Kilometer Leitungen ausbauen und bestehende Leitungen erneuern. Die derzeitige Anschlussleistung von 1.000 Megawatt solle in den nächsten vier Jahren um 500 Megawatt steigen, berichtete Mainova-Chef Maxelon: "Das ist so, wie wenn Sie die Energieversorgung einer Stadt mit einer halben Million Einwohner wie Hannover neu bauen." Der steigende Strombedarf lässt sich unter anderem durch die zahlreichen Rechenzentren in Frankfurt erklären.

Für die Umsetzung dieses Mammutprojekts will die Mainova die Stadt aufteilen in sogenannte Energiewendeviertel, die sich nicht zwangsläufig an den Stadtvierteln orientieren. Dort will sie das Fernwärme- und Stromnetz gleichzeitig ausbauen. Darüber hinaus sollen - falls nötig - die Wasserleitungen erneuert werden. "Wir erledigen alles in einem Rutsch, so dass die Bürger kurzfristig stärker belastet werden, aber dann ist Schluss", erklärte Maxelon. Ziel sei es, die Bürgersteige und Straßen nur einmal aufzureißen.

Drei Männer in Anzügen halten ein Werbeplakat mit einer Karte von Frankfurt hoch.
Mainova-Vorstandsvorsitzender Michael Maxelon, Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori, Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) (v.l.n.r.). Bild © Ursula Mayer (hr)

Stadt will Bürokratie abbauen

Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), zugleich Aufsichtsratschef der Mainova, begrüßte den Vorschlag, Baumaßnahmen zu bündeln und am besten noch mit privatwirtschaftlichen Vorhaben wie dem Glasfaserausbau zu kombinieren. Man habe sich bereits nach passenden Gebieten umgesehen: So eigne sich zum Beispiel der Frankfurter Nordwesten, etwa der Stadtteil Heddernheim. Das erste Viertel soll Josef zufolge 2026 entstehen.

Die Genehmigungsverfahren dafür will die Stadt beschleunigen. Oft seien sehr viele Behörden beteiligt, vom Stadtplanungsamt über das Straßenverkehrsamt bis hin zum Grünflächenamt, räumte Oberbürgermeister Josef ein: "Aber wir haben gelernt, dass die Verfahren schneller abgeschlossen werden, wenn eine Ansprechpartnerin oder ein Ansprechpartner das Ganze koordiniert."

60.000 Euro für einen Fernwärmeanschluss

Josef warnte vor Perfektionismus. "Wir neigen dazu, dass wir alles zu 1.000 Prozent richtig machen wollen - das Ergebnis ist oft Untätigkeit", sagte er. Das könne sich die Stadt gerade bei diesen wichtigen Infrastrukturmaßnahmen nicht leisten. Frankfurt will selbst nach bisherigen Aussagen bis 2035 klimaneutral sein, die Mainova visiert die Klimaneutralität bis 2040 an.

Bis 2028 sieht das Energieunternehmen für die Baumaßnahmen Investitionen in Höhe von rund 2,6 Milliarden Euro vor. Was ein Fernwärmeanschluss die Bürgerinnen und Bürger kostet, muss laut Mainova im jeweiligen Fall individuell berechnet werden. Für ein Mehrfamilienhaus seien durchschnittliche Kosten in Höhe von rund 60.000 Euro realistisch, mit einer Förderung könnten es zwischen 40.000 und 50.000 Euro sein. Einen Anschlusszwang gebe es nicht, so Maxelon.

Land: "Frankfurt kann Vorreiter sein"

In einem ersten Schritt plant der Frankfurter Energieversorger, rund 60 städtische Liegenschaften ans Fernwärmenetz anzuschließen. Dazu zählen mehrere Schulen - unter anderen die Wöhlerschule, die Georg-Büchner-Schule und die Deutschherrenschule. Entlang dieser neuen Leitungen können sich dann auch private Haushalte an die Fernwärme anschließen lassen.

Das Interesse an Fernwärme ist nach Angaben der Mainova seit Jahren groß. Viele Gebäudeeigentümer würden vermehrt nachfragen. Darüber hinaus befinde man sich im engen Austausch mit Wohnungsbaugesellschaften. Der hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) ist überzeugt: "Frankfurt kann im Bereich der Energiewende Vorreiter sein für viele andere hessische Kommunen."

Energiewende macht Ausbau nötig

Die hessische Landesregierung geht davon aus, dass im Zuge der Energiewende vielerorts ein massiver Ausbau und Neubau der Fernwärmenetze erforderlich sein wird. Das gelte insbesondere für dicht besiedelte Gebiete wie eben Frankfurt.

Allerdings hatten in der Vergangenheit auch immer wieder hessische Fernwärmekunden, etwa in Hanau und Schwalbach (Main-Taunus), über die hohen Preise geklagt. Kritik gab es dazu oft an deren wenig transparenter Berechnung.

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Quelle: hessenschau.de