Ein streikender Lkw-Fahrer hat am Donnerstag Geld für seine Ladung erhalten.

Nach sechs Wochen Streik haben die streikenden Fahrer an der Raststation Gräfenhausen erstmals einen Teil ihres ausstehenden Lohn erhalten - allerdings nicht von der bestreikten Spedition. Der Verhandlungsführer hofft nun auf einen "Domino-Effekt"

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Lkw-Fahrer in Gräfenhausen erhalten Geld

LKW-Fahrer bei Streik
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Die seit mehr als sechs Wochen streikenden Lastwagenfahrer auf der Autobahnraststätte Gräfenhausen (Darmstadt-Dieburg), haben am Donnerstag erstmals Geld erhalten. Allerdings hatte nicht der polnische Speditionsunternehmer eingelenkt, für den die Fahrer Waren durch Europa transportieren.

Ein österreichischer Spediteur, der ebenfalls Teil der Lieferkette war, habe sich entschieden, die für den entsprechenden Transport anfallende Summe in Höhe von 20.000 Euro einen Fahrer direkt zu übergeben, sagte der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema, der von den Fahrern mit der Verhandlungsführung beauftragt wurde. "Wir hoffen, dass das einen Dominoeffekt auslöst", sagte Atema bei einer Streikversammlung in Gräfenhausen.

Er hoffe, damit einen Stein ins Rollen zu bringen, sagte der mittelständische österreichische Unternehmer, der anonym bleiben wollte. Für seinen Kunden sei es höchste Eile, an die durch den Streik blockierten Waren zu kommen. "Da geht es leicht auch um Arbeitsplätze und die Zukunft eines Unternehmens." Der Unternehmer händigte das Geld an den Trucker aus, der den Lastwagen mit der entsprechenden Ladung gefahren hatte. Dieser soll die ihm zustehenden 4.000 Euro erhalten, der Rest des Geldes soll zu gleichen Teilen unter den Fahrern verteilt werden.

"Man sollte von seiner Arbeit nicht nur überleben können"

Die Waren wurden auf einen Lastwagen beladen, um nun an den Kunden geliefert werden zu können. Verständnis hatte der österreichische Spediteur aber auch für den Kampf der Trucker. "Man sollte von seiner Arbeit nicht nur überleben können, sondern seinen Familien auch ein gutes, normales Leben ermöglichen können", sagte er.

Angesichts von mehr als 500.000 Euro, die die Fahrer fordern, sei die Summe von 20.000 Euro vielleicht ein kleiner Schritt, "aber strategisch ein wichtiger Schritt", sagte Atema. Er hoffe, dass andere Kunden des Speditionsunternehmens dem Beispiel folgen.

Fahrer warten auf den Rest des Geldes

Während nach der Geldübergabe viele Fahrer jubelten und so gut gelaunt wie selten seit Streikbeginn wirkten, zog ein Georgier nachdenklich an seiner Zigarette. "Der Rest des Geldes muss erst noch kommen – wir haben es noch lange nicht geschafft", dämpfte er den Optimismus mit Blick auf die feiernden Kollegen.

Mit ihrem Streik versuchen die Fahrer aus Georgien, Usbekistan und anderen zentralasiatischen Ländern die Auszahlung ausstehender Löhne durch die polnische Spedition zu erzwingen. Einige von ihnen geben an, seit Monaten nicht bezahlt worden zu sein.

Bereits im Frühjahr hatten mehr als 60 georgische und usbekische Lastwagenfahrer desselben Unternehmens in Gräfenhausen für ausstehende Löhne gestreikt und am Ende eine Zahlung erreicht.

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