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Marburg testet digitale Unterschrift für Behörden

Eine Hand liegt auf einer Tastatur (AFP)

Die Stadt Marburg macht einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung: Als deutschlandweit erste Kommune testet sie digitale Signaturen. Dafür hat sie sich Banken als Partner gesucht. Die Einsatzmöglichkeiten sind begrenzt. Noch.

Behördenangelegenheiten online erledigen: In vielen Kommunen ist das auch im Jahr 2022 nicht oder nur eingeschränkt möglich. Termine müssen gemacht, Dokumente ausgedruckt, vieles per Post verschickt werden. Die Stadt Marburg testet jetzt als deutschlandweit erste Kommune etwas Neues: digitale Signaturen für die Kitagebühren, die Grundsteuer oder andere Lastschriftverfahren.

Dafür hat die Stadt kein neues Verfahren entwickelt. Sie greift auf die schon vorhandene Infrastruktur der Volksbank Mittelhessen und der Sparkasse Marburg-Biedenkopf zurück. Der Clou: Eine neue - potenziell unsichere - App oder ein neues Lesegerät sind nicht nötig. Denn um Zugang zum Onlinebanking zu bekommen, muss sich sowieso jeder zunächst bei der Bank ausweisen. Die Bank hat also den Nachweis über die Identität des Kunden. Und genau den braucht die Kommune, damit Bürger Dokumente digital unterschreiben können.

Vorteil: Onlinebanking ist erprobt

Edda Lotz hat das Projekt bei der Stadt Marburg mitentwickelt. "Sie füllen das Formular online bei uns aus", erklärt sie. "Zum Signieren werden Sie auf Ihre Onlinebankingseite geleitet. Sie loggen sich ein und bestätigen diese Weiterleitung noch einmal - es ist eine so genannte Zweifaktor-Authentifizierung - und damit haben Sie elektronisch unterschrieben."

Der große Vorteil für die Stadt: Die digitale Infrastruktur muss nicht neu entwickelt werden, Onlinebanking ist erprobt und genießt Vertrauen. 50 Millionen Nutzerinnen und Nutzer gibt es in ganz Deutschland. Deswegen sind beim Marburger Pilotprojekt die beiden Banken dabei, die die meisten Kunden in der Region haben. Sein Haus freue sich, zur Digitalisierung von Kommunen beizutragen, sagt denn auch Andreas Bartsch, Vorstandsvorsitzender der Marburger Sparkasse.

Probephase bis Juli 2023

Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) wäre mit seiner Stadt gerne schon weiter, wie er sagt. Doch: "Die Digitalisierung der öffentlichen Hand ist nicht ganz so einfach, weil wir uns an viele Vorschriften halten müssen", erklärte er bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag. Dieses sei eine große Erleichterung für die Bürger, die nun vieles vom Sofa aus erledigen könnten.

Erprobt wird das Projekt erst einmal fürs Bezahlen von Gebühren. Wer also Gewerbesteuer, Grundsteuer oder Kitagebühren per Lastschrift bei der Stadt Marburg bezahlen möchte, kann das jetzt digital in die Wege leiten. Die Probephase läuft bis Juli 2023, danach soll diese Art, digitale Unterschriften zu erstellen, möglichst vielen Behörden zugänglich gemacht werden. Das Land Bremen hat schon jetzt Interesse angemeldet.