Audio

Unternehmensgruppe übernimmt Bosch Gießereien in Mittelhessen

Firmenlogo Schriftzug Bosch

Eine Unternehmensgruppe aus München übernimmt die Gießerei-Sparte von Bosch in Mittelhessen. Betroffen sind drei Standorte mit insgesamt 900 Mitarbeitenden. Gewerkschafter fürchten nun massiven Personalabbau.

Fast drei Jahre wurde mit potentiellen Käufern verhandelt, nun ist es in trockenen Tüchern: Bosch trennt sich von seiner Gießerei- und Bremsscheibensparte in Mittelhessen und verkauft sie an Aequita, eine Unternehmensgruppe aus München.

Entsprechende Verträge wurden laut Bosch am Freitag (2. Februar) unterzeichnet. Der Vollzug stehe aber noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Bosch erklärte den Verkauf damit, dass es zu wenig Synergien mit anderen Geschäftsfeldern gebe.

Betroffen sind die Buderus Guss GmbH mit Standorten in Breidenbach und Ludwigshütte (Marburg-Biedenkopf) sowie die Robert Bosch Guss GmbH in Lollar (Gießen). Zusammen sind hier 900 Mitarbeitende beschäftigt.

Stellenabbau möglich

Alle drei Standorte sollen laut Aequita erhalten werden, allerdings könne es zu einem Stellenabbau kommen, so ein Sprecher der Unternehmensgruppe auf hr-Anfrage. Wie hoch der Abbau sein wird, sei noch unklar.

Besonders hart könnte es Lollar treffen: Das Gießereigeschäft soll laut Mitteilung von Bosch bis Ende 2026 komplett nach Breidenbach verlegt werden. In Lollar soll dann ein "Kompetenz- und Fertigungszentrum" für die Oberflächenbeschichtung von Bremsscheiben entstehen.

Im Rahmen eines "Transformationskonzepts" will Aequita eine zweistellige Millionensumme investieren. Man sei überzeugt, dass der Standort Deutschland weiter wettbewerbsfähig sei. Zum Verkaufspreis wollte Aequita sich nicht äußern.

Gewerkschaft will kämpfen

Laut IG Metall steht nun im Raum, dass bis Ende 2026 die Hälfte der 230 Stellen in Lollar gestrichen wird. Für Gewerkschafter Stefan Sachs ist das eine Kampfansage: Den Stellenabbau wolle man nicht akzeptieren, sagte er.

"Wir werden das mit allen gewerkschaftlichen Mitteln versuchen zu verhindern", so Sachs. Am Freitag sollen erste Gespräche von Gewerkschaftsvertretern und Aequita stattfinden.

Aequita: Spezialisiert auf Übernahmen von Mittelständlern

Aequita ist eine 2018 in München gegründete sogenannte Private-Equity-Gesellschaft. Nach eigenen Angaben liegt der Fokus dabei auf mittelständischen Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe, die sich in "Sondersituationen" befinden, etwa durch Krisen, Konzernabspaltungen oder bei unklarer Nachfolge.

Weitere Informationen

Private Equity

Private Equity ist eine Form der Beteiligung an nicht börsennotierten Unternehmen. Meistens sind es professionelle Beteiligungsgesellschaften, die in Firmen investieren. Sie finanzieren sich durch die Übernahme, den Umbau und Wiederverkauf von Unternehmen. Im Schnitt halten Private-Equity-Gesellschaften ihre Beteiligungen fünf bis sechs Jahre.

Ende der weiteren Informationen

Nach eigenen Angaben hat die Gruppe aktuell 16 "Transaktionen" abgeschlossen und rund 11.000 Mitarbeitende im Portfolio. Dazu gehören beispielsweise Fertigungsunternehmen oder Zulieferer aus der Automobilbranche.

Guss-Industrie hat in Mittelhessen lange Geschichte

Aufgrund von Eisenvorkommen an Lahn und Dill hat die Eisen- und Stahlindustrie eine lange Geschichte in Mittelhessen. Die Branche ist in der Region bis heute ein sehr wichtiger Arbeitgeber.

Der Gießerei-Standort in Lollar ist über 150 Jahre alt. Derzeit werden dort beispielsweise Guss-Teile für Schiffsmotoren, Pumpen und andere Motoren und Maschinen hergestellt. Erst 2017 wurde das Werk ausgebaut: Bosch investierte damals 40 Millionen Euro, damit zum Beispiel auch besonders leichte Bremsscheiben für Autos gefertigt werden können.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen