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Das queere Bündnis "Vielfalt für ein starkes Hessen" hat mit scharfen Worten auf das verkündete Gender-Verbot in den bevorstehenden Abschlussprüfungen reagiert. Vor allem die Begründung für die Entscheidung sei zweifelhaft.

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Hessische Schüler dürfen in Abschlussprüfungen keine Genderzeichen mehr verwenden

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Das Bündnis "Vielfalt für ein starkes Hessen" kritisiert das Gender-Verbot in den Abschlussprüfungen an hessischen Schulen scharf. Die Landesregierung dürfe keine Symbolpolitik betreiben, die "antifeministischen und rechtsextremen Kräfte" in die Hände spiele. Das Bündnis wird von 29 queeren hessischen Organisationen getragen, darunter auch Beratungsstellen, CSDs und kirchliche Gruppen.

Vergangene Woche hatte das Kultusministerium bekanntgegeben, dass Abiturienten, Real- und Hauptschülerinnen und -schüler in Hessen in den Abschlussprüfungen keine Genderzeichen mehr wie Doppelpunkt, Sternchen oder Unterstrich benutzen dürfen. Sie würden als Fehler gelten und könnten zu einer schlechteren Benotung führen.

"Zweifelhafte Begründung"

Das Gender-Verbot sei laut "Vielfalt für ein starkes Hessen" inhaltlich fragwürdig "und mit einer mehr als zweifelhaften Begründung untermauert". Das Kultusministerium hatte das Verbot mit dem Auslaufen einer Corona-Ausnahmeregelung begründet, die das Verwenden von Genderzeichen gestattete, weil in der Corona-Zeit "nicht alle Schülerinnen und Schüler wissen konnten, wie die Positionierung des Rats für deutsche Rechtschreibung aussah".

Die Betonung des Genderns sei die Strategie der Koalition, "um von drängenden sozialen und wirtschaftlichen Fragen abzulenken", kritisiert das queere Bündnis in einer Mitteilung vom Montag. Diese Taktik spiele der AfD in die Hände. CDU und SPD würden sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, "dass sie sich an Forderungen von Rechtsextremen und Verfassungsfeinden bedienen".

Kritik von Grünen und Gewerkschaft

Bereits vergangene Woche kritisierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Regelung. "Wir stehen kurz vor dem Abitur. Es ist jetzt ganz schwierig für Lehrer und Schüler Rechtssicherheit für die wichtige Prüfung herzustellen", sagte der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann, dem hr.

Die schulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Julia Herz, kritisierte die die Entscheidung als "reine Ideologie und Kulturkampf auf dem Rücken der Abiturient*innen im Prüfungsstress".

Mehr Regeln zum Gendern

Auch in anderen Bereichen arbeitet die Landesregierung nach eigenen Angaben an einer rechtssicheren Regelung zum Gendern. Ein Zeitplan zur Umsetzung stehe laut Wirtschaftsministerium aber noch nicht fest.

Die Debatte über inklusive Sprache und das Gendern wird auch in anderen Bundesländern geführt. In Bayern ist man nun schon einen Schritt weiter als in Hessen. Das Kabinett hat vergangene Woche beschlossen, dass an Schulen, Unis und Behörden Schreibweisen mit Doppelpunkt oder Genderstern verboten sind.

Nicht von Rechtschreibung gedeckt

Laut der Gesellschaft für deutsche Sprache mit Sitz in Wiesbaden sind Genderzeichen im Wortinneren nicht von den Regeln der Rechtschreibung gedeckt und können grammatikalische Fehler hervorrufen: "Sie beeinträchtigen die Verständlichkeit, die Lesbarkeit, die Vorlesbarkeit und die automatische Übersetzbarkeit sowie die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten."

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