Schüler aus Hofbieber drehen Würfel mit Fragen und Antworten im Grünen Klassenzimmer bei der Landesgartenschau, im Hintergrund Umweltministerin Priska Hinz

"Nur kaufen, was man wirklich braucht": Das nimmt Schülerin Emelie von ihrem Besuch im Grünen Klassenzimmer in Fulda mit. Mit dabei: Umweltministerin Hinz, die sich mit den Jugendlichen über Bohnen mit Superkräften, Flächenschwund und Klimaschutz informierte.

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Schulklassen lernen im Grünen Klassenzimmer auf der Landesgartenschau

Grünes Klassenzimmer Landesgartenschau Fulda
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Die Sechstklässler der Biebertalschule in Hofbieber (Fulda) verlegten in dieser Woche ihren Unterricht für einen Tag ins Grüne Klassenzimmer und besuchten den Fulda-Acker. Begleitet wurden sie dabei von Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne). Das Land fördert das Bildungsprojekt für Kinder und Jugendliche auf der Landesgartenschau (LGS).

"Unterricht sollte häufiger draußen sein"

"Toll, hier zu sein", sagte die 13 Jahre alte Schülerin Sophia Haas, "und interessant, zu sehen und erklärt zu bekommen, was hier angebaut wird. Der Unterricht sollte häufiger nach draußen verlegt werden."

Ihre Klassenkameradin Emelie Wagner nahm vor allem die Erkenntnis mit, man solle sorgsam und nachhaltig mit Lebensmitteln umgehen: "Nur kaufen, was man wirklich braucht - und am besten von Landwirten aus der Nähe." Damit die Wertschöpfung in der Region bleibt und Lebensmittel nicht von weit her herangekarrt werden müssen, was schlecht für die Klimabilanz ist.

Erstmals ist auf einer Landesgartenschau ein zehn Hektar großes Areal integriert, auf dem es zum Beispiel um nachhaltige Landwirtschaft und zukunftsweisende Agrar-Lösungen von morgen geht.

Landwirtschaft der Zukunft kennen lernen

Grünes Klassenzimmer Landesgartenschau Fulda

Lehrerin Victoria Schneider-Weber freut sich über die Möglichkeiten, die das Grüne Klassenzimmer bietet: "Es ist immer schön, mit den Kindern mal aus der Schule heraus zu kommen. Die Kinder können sehen, wie man den Anbau nachhaltig gestaltet und wie die Landwirtschaft der Zukunft aussieht. Vielleicht wird der eine oder andere auch beruflich darauf neugierig."

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Grünes Klassenzimmer

Das Grüne Klassenzimmer ist als außerschulischer Lernort in die Fuldaer Landesgartenschau integriert, die bis 8. Oktober läuft. In den hessischen Schulferien hat es zu.
Als Teil der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" unterrichten dort Experten über verschiedene Themen. Von den 604 angebotenen Terminen wurden bis Mitte Mai 510 gebucht. Klassen können aus Dutzenden Workshops im Programm wählen.

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Schneider-Weber sagte, sie habe selbst etwas lernen können. Sie sei von der Pflanzenvielfalt überrascht gewesen, die es auf den Feldern der Region gibt - oder zumindest geben kann. Interessant fand die Lehrerin aus Hofbieber, wie beim Anbau für die Landwirtschaft der Zukunft experimentiert werde.

So berichtete Landwirt Philipp Jahn, der Schneider-Webers Klasse bei einem Rundgang führte, über die Anbau-Optionen mit weniger verbreiteten Pflanzen. Interessant sei etwa die Lupine aus der Familie der Hülsenfrüchte. Die je nach Sorte blau, gelb und weiß blühende Pflanze enthalte hochwertiges Eiweiß. Sie könne als Ersatz für importiertes Soja im Viehfutter verwendet werden und auch in der menschlichen Ernährung genutzt werden.

"Superkräfte" von Ackerbohne und Co.

Grünes Klassenzimmer Landesgartenschau Fulda

Die Hofbieberer Sechstklässler erfuhren auch etwas über andere Feldfrüchte wie die Ackerbohne und darüber, welche "Superkraft" in ihnen schlummern. Die Ackerbohne ist keine Frostbeule und kann in Regionen angebaut werden, die für andere Bohnen ungeeignet sind. Sie benötigt aber viel Wasser und eignet sich nicht für trockene Standorte.

Landwirt Jahn erläuterte, wie viel Wasser für die Landwirtschaft benötigt wird. Beim Getreide-Anbau planen die Bauern pro Quadratmeter mit mehr als 400 Litern - von der Aussaat bis zur Ernte, wie Jahn sagte.

Kritik an Flächenverlusten

Um Landwirtschaft betreiben zu können, braucht es jedoch geeignete Fläche - und die schrumpft für die Bauern bedenklich, wie Landwirt Jahn beklagte. Immer mehr Boden werde bebaut und sei als Agrarland futsch.

In ganz Deutschland gehen den Angaben zufolge pro Jahr 200 Quadratkilometer verloren. Das ist in sieben Jahren einmal die Fläche des Landkreises Fulda. In Hessen fallen pro Tag 4,7 Hektar weg. Das sind umgerechnet sechseinhalb Fußballfelder.

Wie man den Platz auf Feldern für die Energie-Erzeugung effektiver nutzen kann, zeigen auf dem Fulda-Acker senkrecht stehende Photovoltaik-Anlagen. Sie wirken wie große, schwarze Wände aus Solar-Panelen und können auf Feldern angebracht werden. Der Vorteil: Sie stören keine landwirtschaftlichen Fahrzeuge oder die Weidetierhaltung. Solarmodule dieser Art sind nach Angaben des Versorgers RhönEnergie noch recht neu in Deutschland.

Hinz: Lohnenswerter Besuch auch für Erwachsene

Fortschritt durch Technik bieten auch die neuesten Traktoren und ihr Equipment. Dank GPS-Signalen können sie zentimetergenau Felder befahren. Dadurch verschleuderten die Landwirte kein Saatgut mehr unnütz, wie Bauer Jahn erklärte.

Umweltministerin Hinz lobte die Vielfalt des Grünen Klassenzimmers und der Versuchs- und Lehrfläche auf dem Fulda-Acker: "Unterricht mit Praxis-Anteilen ist fürs Begreifen sehr wertvoll. Hier kann man die Themen mit allen Sinnen erfassen. Und die sind sicher nicht nur für Kinder, sondern auch für viele Erwachsene informativ."

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