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Direktoren fordern Aussetzung des Streiks am UKGM

Streikende Beschäftigte vor dem UKGM.

Seit fast drei Wochen streiken die nicht-ärztlichen Mitarbeitenden des Universitätsklinikums Gießen und Marburg. Bislang zeigten sich die Ärzte solidarisch, jetzt rufen die Klinikdirektoren aber dazu auf, den Streik auszusetzen. Die Versorgung der Patienten sei gefährdet.

Seit inzwischen 19 Tagen in Folge streiken die nicht-ärztlichen Mitarbeiter am Uniklinikum Gießen und Marburg (UKGM) für bessere Arbeitsbedingungen. Aus Sicht der Klinikdirektoren nimmt der Streik mittlerweile gefährliche Dimensionen an, weil Patienten aus ihrer Sicht nicht mehr angemessen versorgt werden könnten. In einer Mitteilung vom Freitag forderten sie ein Ende des Ausstands.

"Es entsteht an den Unikliniken Gießen und Marburg ein zunehmend unerträglicher Zustand, weil die nicht versorgbaren Patienten in ihrer Anzahl zunehmen und die Verlegung in andere Krankenhäuser oft nicht möglich ist", heißt es in der Mitteilung. Mehr als 75 Prozent aller geplanten Operationen müssten derzeit ausfallen. Auch die studentische Ausbildung leide.

"Der Streik ist kein Warnstreik mehr"

"Der Streik ist kein Warnstreik mehr", ergänzte Hans-Peter Howaldt, Sprecher der Klinikdirektorenkonferenz Gießen gegenüber dem hr. Die Direktoren der Kliniken appellierten deshalb an die Tarifpartner, eine Aussetzung des Streiks zu verabreden. Überdies seien die Gewerkschaftsforderungen weltfremd: "Sie werden dafür sorgen, dass Intensivstationen oder andere Bereiche ihre Kapazitäten herunterschrauben müssen."

Die Verhandlungen auf einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung und Entlastung am UKGM dauerten am Freitagnachmittag an. Die Verhandlungspartner zeigten sich zuversichtlich, bald zu einer Einigung zu kommen. "Wir sind guter Dinge", sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm.

Patientenversorgung soll sich verbesseren

Er wies die Kritik an der Dauer des Streiks zurück: "Wir kämpfen ja dafür, dass sich die Versorgung der Patienten verbessert", sagte er. "Von unseren Forderungen profitieren die Beschäftigten genauso wie die Klinik, die Patienten und die Ärzte." Bisher habe sich das ärztliche Personal den Streik unterstützt.

Das Sozialministerium zeigte sich solidarisch mit dem Klinikpersonal. Gerade vor dem Hintergrund der Arbeitsmarktsituation und dem Wettbewerb "müssen die Kliniken für gute Arbeitsbedingungen sorgen", hieß es am Freitag dazu. Ein fairer Kompromiss führe zu einer Sicherung der Fachkräfte und damit auch zu einer verbesserten Patientenversorgung. Die Notfallversorgung ist nach Angaben des Ministeriums derzeit gewährleistet.

Beschäftigte seit Ende März im Streik

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, waren UKGM-Beschäftigte Ende März in den Streik getreten. Zuvor hatte es bei Verhandlungen keine Einigung gegeben und ein Ultimatum der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer war abgelaufen.

Im Kern geht es bei den Forderungen der Gewerkschaft um Entlastungen für die mehr als 7.000 nicht-ärztlichen Beschäftigten der Klinik: Gefordert werden unter anderem eine Mindestbesetzung für die Schichten der einzelnen Bereiche. Werde diese unterschritten, sollen die Mitarbeitenden Belastungspunkte sammeln, die in Freizeit abgegolten werden können.

Das auf zwei Standorte verteilte Uni-Klinikum war 2006 zu 95 Prozent von der Rhön-Klinikum AG übernommen worden, die mittlerweile vom Klinikkonzern Asklepios aufgekauft wurde. Das Land Hessen hält die restlichen fünf Prozent. Insgesamt arbeiten hier rund 9.600 Menschen.

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