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Tag der Architektur 2023

Historisches Rathaus mit spitzem Turm, daneben ein Neubau mit spitzen Giebeln.

Ein moderner Anbau für ein Rathaus aus dem 14. Jahrhundert, ein Hochhaus, das die Frankfurter Skyline prägt und ein Konzertsaal, der Maßstäbe setzt: das sind drei von 101 Bauprojekten in Hessen, die am Wochenende beim Tag der Architektur besichtigt werden können. Noch mehr Tipps gibt es hier.

Einmal im Jahr zeigen Architekturbüros in ganz Deutschland, was sie im vergangenen Jahr realisiert haben. Auch die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen lädt an diesem Wochenende ein, aktuelle Baukultur in ganz Hessen zu entdecken.

Eine Auswahl aus 101 hessischen Projekten, die am 24. und 25. Juni zu besichtigen sind.

Zackig weitergebaut: Neubau Rathaus Korbach

Das alte Rathaus von Korbach aus dem Jahr 1377 hatte in den 1970er Jahren einen brutalistischen Anbau bekommen, den viele als Schandfleck empfanden. Dieser wurde jetzt durch einen Erweiterungsbau ersetzt, den das Büro heimspiel architekten aus Münster entworfen hat.

Das Gebäude stellt historische Sichtbezüge wieder her und greift die Giebelform der umliegenden Fachwerkhäuser auf. Gleichzeitig bekennt es sich mit großen Fensterflächen und klaren Formen zur modernen Architektur.

Um Rohstoffe zu sparen und die CO2-Belastung zu reduzieren, wurde alter Beton recyclet und wiederverwendet. Ein Beispiel für den Urban-Mining-Gedanken, wonach die gebaute Stadt als wertvoller Rohstoff für die Zukunft betrachtet wird.

Living in a box: Einfamilienhaus in Heuchelheim (Gießen)

Dieses Gebäude zeigt nicht gleich, was es zu bieten hat. Zur Straße hin wirkt es wie ein verschlossener Kubus, doch zur Gartenseite öffnet sich das Haus mit großen Glasflächen und lässt fließende Übergänge von Innen und Außen entstehen.

Modernes Haus mit Klinkerfassade

Ein offener Grundriss verspricht spannende Raumerlebnisse, die Schlafbereiche für Eltern und Kinder sind im Obergeschoss. So sieht er für viele immer noch aus: der Traum vom Eigenheim.

Hochschulsport in der Kaserne: Campuserweiterung in Fulda

Bauen im Bestand – das ist die Architekturaufgabe unserer Zeit. Weil Abriss und Neubau wahre Klimakiller sind. Und weil historische Bausubstanz zur Identität unserer Städte gehört. So auch in Fulda, wo die Hochschule für ihre Fakultät Pflege, Gesundheit und Sport eine Erweiterung auf einem früheren Kasernengelände plante.

Menschen in einer Sporthalle, die erkennbar ein Industriebau war.

Die Architekten von Atelier 30 aus Kassel haben die denkmalgeschützten historischen Gebäude – darunter eine ehemalige Reithalle – in eine neue städtebauliche Struktur integriert. Die neu entstandenen Innenhöfe wurden vom Kasseler Landschaftsarchitekten Michael Triebswetter gestaltet.

Guter Ton: Das Casals Forum in Kronberg

Benannt wurde es nach dem katalanischen Cellisten Pablo Casals – das neue Forum für Kammermusik in Kronberg. Hier bietet die Kronberg Academy eine anspruchsvolle musikalische Ausbildung vor allem für Streicher und veranstaltet zugleich Konzerte und Festivals.

Außenansicht eines flachen Gebäudes mit geschwungenem Dach

Jetzt steht mit dem Neubau des Casals Forums ein Ensemble aus Kammermusiksaal, Akademie und Hotel zur Verfügung, das von Staab Architekten aus Berlin entworfen wurde. Ein Schmuckstück, das von allen Seiten Einblick gewährt in den Konzertsaal mit seinen fließenden Formen. Ein Genuss für Augen und Ohren!

Stadthäuser mit EZB-Blick: Wohnhäuser Sonnemannstraße in Frankfurt

Wohnungen sind Mangelware und heiß begehrt. Da ist die Motivation der Bauherren und Investoren nicht gerade groß, auf anspruchsvolle Architektur zu setzen. Auch einfallslose Kästen können zu horrenden Preisen verkauft oder vermietet werden. Stadthäuser mit Anspruch baut hingegen das Frankfurter Büro von Stefan Forster – gerne mit freundlicher Klinkerfassade in warmen Tönen.

Vier Häuserfronten in verschiedenen Farben und Materialien

In der Sonnemannstraße gegenüber der EZB ist das jetzt wieder einmal zu besichtigen. Zwei restaurierte Altbauten werden von zwei modernen Neubauten eingefasst, Alt und Neu bilden jeweils eine funktionale Einheit. Das Eckhaus an der Ecke zur Windeckstraße stellt mit seiner rötlich-braunen Klinkerfront einen Bezug zur denkmalgeschützten Großmarkthalle her, die zum Komplex der Europäischen Zentralbank gehört.

Nummer 1: Hochhaus ONE in Frankfurt

Verspiegeltes Hochhaus in Form einer "1"

Mit 190 Metern ist es zwar nicht das höchste Hochhaus in Frankfurt, aber seine Form mit den asymmetrisch herausragenden Geschossen sieht aus wie eine 1. Das von Meurer Architekten aus Frankfurt geplante Gebäude ist ein Hybrid-Hochhaus, das Hotel- und Büronutzung unter einem Dach vereint.

Hotel unten, Büros oben und ganz oben – im 47. Obergeschoss – gibt es eine öffentlich zugängliche Skybar. Das ONE gehört zu einem neuen Hochhaus-Pulk, der gerade in unmittelbarer Nähe des Messeturms entsteht. Dazu wird künftig auch der Millenium Tower gehören, der dann tatsächlich die neue Nummer 1 werden soll – weit über Frankfurt hinaus.

Ein Kindertraum: Kita Berliner Ring Bensheim

Sieben Gruppen für 135 Kinder sollen hier Platz finden, zum Spielen und Toben, Essen und Schlafen. Hinzu kommt die Mehrfachnutzung der Räume auch durch Vereine. Das Büro werk.um aus Darmstadt hat all diese Funktionen in einem langen Riegel untergebracht, der das Gelände zur lauten Verkehrsstraße abschottet und sich auf der anderen Seite zu einem vielfältigen und großzügigen Spielplatz hin öffnet.

Gebäude mit einer Fassade aus Holzstäben, im Hintergrund ein Spielplatz

Essküche und Sanitärräume sind konsequent für die kleinen Nutzer gestaltet. Die Rampe ins Obergeschoss ist als Spielhügel aufgeschüttet, begrünt und dient auch als Rettungsweg. Besonders wichtig in einem Haus voller Kinder: die ohrenschonende Akustik!

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Tag der Architektur 2023

"Architektur verwandelt" ist das Motto für den bundesweiten Tag der Architektur in diesem Jahr. "Wie wir unsere Städte, Gemeinden und Quartiere bauen, weiterbauen und verbessern, hat entscheidenden Einfluss auf unsere Zukunft", heißt es dazu bei der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, die sich in diesem Jahr mit 101 ausgewählten Projekten an dem Publikumstag beteiligt.
Dabei wird deutlich, dass der schonende Umgang mit Ressourcen und die Umnutzung bestehender Gebäude in Zeiten der Klimakrise immer wichtiger werden – auch wenn die Botschaft offenbar noch längst nicht überall angekommen ist.
Was, wann und wo am 24. und 25. Juni besichtigt werden kann: https://www.akh.de/baukultur/tag-der-architektur/

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