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Hohe Haftstrafen im Prozess um Waffenbesitz und Umsturzpläne

Blick auf Bundeswehr-Kaserne in Pfullendorf

Das Frankfurter Landgericht hat einen 23 Jahre alten Ex-Soldaten aus Glashütten zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er soll Terroranschläge gegen Migranten geplant haben. Auch sein Vater und Bruder standen vor Gericht.

Der ehemalige Bundeswehrsoldat Tim F. wurde am Freitag zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt. Nach Angaben des Landgerichts Frankfurt soll er eine schwere staatsgefährdende Gewalttat geplant haben.

Der heute 23 Jahre alte, früher im baden-württembergischen Pfullendorf stationierte Hauptgefreite aus Glashütten (Hochtaunus) wurde außerdem wegen illegalen Besitzes unter anderem von Kriegswaffen verurteilt.

Aufruhr und Beleidigungen im Gerichtssaal

Das Gericht verurteilte nach mehr als 15 Monaten Prozessdauer am Freitag auch seinen 66 Jahre alten Vater zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft und seinen 22 Jahre alten Bruder zu drei Jahren und neun Monaten Jugendstrafe, beide wegen Beihilfe und diverser Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz.

Die Haftbefehle gegen den Bruder und den Vater wurden gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Sie müssen sich unter anderem dreimal in der Woche bei der Polizei melden und einmal im Monat ein Präventivgespräch führen. Im Gerichtssaal gab es zudem am Freitag eine sogenannte Gefährderansprache an beide.

Bei der Urteilsverkündung kam es zu lautem Aufruhr im Zuschauerraum des Gerichtssaals, der offenbar von mehreren Bekannten der Angeklagten besetzt war. Der Vater stieß währenddessen Beleidigungen gegen den Vorsitzenden Richter aus und musste mehrfach ermahnt werden.

Dutzende Schusswaffen und große Mengen Munition

Tim F. und sein Vater waren Ende Februar 2021 von Spezialkräften der Polizei festgenommen worden. Der Bruder stellte sich wenig später. Die drei Männer kamen in Untersuchungshaft. Die Familie gilt als eng eingebunden in die rechtsradikale Szene.

Die Ermittler fanden in dem Haus, das Vater und Brüder gemeinsam bewohnten, sowie in drei auf dem Grundstück befindlichen Garagen und in zwei Gartengrundstücken des Vaters ein umfangreiches Waffenarsenal mit dutzenden Schusswaffen, darunter halbautomatische Pistolen, Granaten, Sprengstoff, Zündern sowie großen Mengen Munition.

Aus Beständen der Bundeswehr stammte das Material nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft nicht. Eine Erlaubnis für den Waffenbesitz lag nicht vor.

Anzeige der Freundin wegen Gewalttätigkeiten

Die Anklage war Ende März 2022 erhoben worden, der Prozess vor dem Staatsschutzsenat begann Ende Juni 2022. Aufgeflogen war die Familie, weil die ehemalige Freundin des Soldaten ihn wegen Gewalttätigkeiten angezeigt hatte. Daher wurde er nun auch wegen Körperverletzung und Beleidigung verurteilt.

Die Waffen soll der ehemalige Bundeswehrsoldat Tim F. gehortet haben, um "die Welt zu erobern" und Migranten zu töten. Gefangene sollten "medienwirksam eliminiert" werden. Er war der Anklage zufolge Hauptakteur der gemeinsamen Verschwörung.

2016 rassistisches Manifest geschrieben

F. soll 2016, noch als Jugendlicher, ein rassistisches Manifest zur Frage eines "Bürgerkrieges gegen den Vernichtungskrieg der Juden" geschrieben haben. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass er aus seiner rechtsradikalen Gesinnung heraus eine Kampforganisation nach nationalsozialistischem Vorbild aufbauen wollte.

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