Ein Wohnhaus wurde durch eine Gasexplosion zerstört (links). In einem nahegegeben Abfüllbetrieb für Flüssiggas (rechts) war aus einem Behälter Gas ausgetreten.

Nachdem das Gasleck in Hadamar eigentlich geschlossen werden konnte, hat es eine negative Überraschung gegeben. Die Messungen im Sperrgebiet verzögern sich. Das beschert den Bewohnern eine weitere Nacht auswärts.

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Anwohner in Hadamar müssen weitere Nacht außer Haus verbringen

Straßensperre
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Der aufwendige Einsatz rund um einen beschädigten Gastank in Hadamar-Niederzeuzheim (Limburg-Weilburg) wird für die Bewohner immer mehr zur Geduldsprobe. Weil bei neuerlichen Messungen eine hochexplosive Gaskonzentration rund um den Propangastank festgestellt worden sei, müsse der komplett vereiste Tank weiter genau überprüft werden, sagte eine Stadtsprecherin am Donnerstagmittag.

Wie Kreisbrandinspektor Frederik Stahl bei einer Pressekonferenz berichtete, ist unklar, woher das gemessene Gas kommt. Vielleicht sei es im Eis eingeschlossen gewesen, vielleicht bestehe ein neues Leck, sagte er. Laut der Stadtsprecherin war der Tank bei Versuchen, die Austrittsstelle zu enteisen, mit einem Holzhammer und anderem Werkzeug bearbeitet worden. Daher sei unklar, ob der Tank nicht möglicherweise Bruchstellen bekommen habe. Das ursprüngliche Leck war am Mittwoch geschlossen worden.

Freigabe der Häuser nicht mehr am Donnerstag

Die Messungen in den Häusern konnten nach Angaben der Stadt noch nicht beginnen, sodass die Bewohner auch die Nacht zum Freitag nicht zu Hause verbringen können. Zudem bleiben Grundschule und Kindergarten in Niederzeuzheim auch am Freitag geschlossen. "Sicherheit vor Schnelligkeit" sei das Motto, sagte Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) am Donnerstagnachmittag.

Dreh- und Angelpunkt der Arbeiten ist laut der Stadtsprecherin, den Tank dicht zu bekommen. Aber auch an einer Stelle in der Kanalisation sei eine explosive Gaskonzentration gemessen worden. Erst wenn beides beseitigt sei, könnten die Messungen in den Häusern der betroffenen Bewohner beginnen. Auch in der Nacht zum Freitag sollte die Kanalisation weiter entlüftet werden, hieß es.

Zwölf Messtrupps für 470 Gebäude

Die Behördenvertreter wollten am Donnerstagnachmittag keine Prognose dazu abgeben, wann die Messungen in den Häusern beginnen können. Betroffen sind demnach 470 Gebäude - mehr als doppelt so viel als bisher erwartet.

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Einsatz am Gasleck in Hadamar verzögert sich weiter

Ein Feuerwehrmann hält ein schwarz-gelbes Messgerät in den Händen.
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Zwölf Trupps müssen jedes Haus, jeden Keller, jede Senke und jeden Hausanschluss einzeln auf Gasrückstände kontrollieren. Propan ist schwerer als Luft und kann sich deshalb an tief liegenden Stellen ansammeln und zum Explosionsrisiko werden. Die Messungen sowie die Durchlüftung der Häuser seien aber aufwendig und dürften sich einige Zeit hinziehen.

Einzelne Häuser müssen geöffnet werden

Bürgermeister Ruoff hatte die evakuierten Bürger zuvor gebeten, ihre Schlüssel abzugeben. Am Donnerstagmittag fehlten immer noch Schlüssel von 40 Haushalten, wie die Stadt mitteilte.

Die meisten Betroffenen seien bei Verwandten oder Freunden untergekommen, müssten für die Schlüsselübergabe nach Hadamar kommen und verbänden das mit dem Weg zur Arbeit, sagte die Stadtsprecherin. Es sei zudem bereits absehbar, dass vereinzelt Häuser geöffnet werden müssten, weil Bewohner im Urlaub seien oder die Häuser leer stünden, sagte die Sprecherin.  

Kreisbrandinspektor Stahl hatte am Mittwoch betont: "Im besten Fall haben wir einen Schlüssel." Aber: "Wenn wir die Notwendigkeit sehen und die Gefahr so einschätzen, dass wir in ein Haus müssen, das verschlossen ist, dann müssen wir es auch gewaltsam öffnen."

LKA soll Einsturzstelle untersuchen

Seit Montag war das hochentzündliche Flüssiggas aus einem ursprünglich mit 150 Tonnen gefüllten Tank auf einem Gelände einer Chemiefirma ausgetreten. Etwa 750 Menschen hatten deshalb ihre Wohnungen verlassen müssen.

In der Nacht zum Dienstag war ein Anwohner unerlaubt in sein Haus in der Sperrzone zurückgekehrt. Dabei kam es zu einer Verpuffung, das Gebäude wurde durch die Explosion vollständig zerstört. Der Mann wurde schwer verletzt. Daraufhin weiteten die Einsatzkräfte den Radius des Evakuierungsgebiets von 300 auf 400 Meter aus.

Das Haus, von dem nach Feuerwehrangaben nur ein Schutthaufen übrig blieb, befand sich in rund 120 Metern Entfernung zu dem Tank. Laut Polizei werden Spezialisten des Landeskriminalamtes die Einsturzstelle in Augenschein nehmen, um die genaue Ursache der Explosion zu klären.

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