Trabert LKW Streik

Bandscheiben, Bluthochdruck, Zahnerkrankungen: Die streikenden Lkw-Fahrer an der A5-Raststätte Gräfenhausen klagen über Gesundheitsprobleme. Der Arzt Gerhard Trabert vom Verein "Armut und Gesundheit in Deutschland" hilft ihnen.

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Helfen, wo es nur geht

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Der Streik der osteuropäischen Lastwagenfahrer an der Autobahnraststätte Gräfenhausen in Südhessen geht weiter. Inzwischen wurden die Streikenden auch medizinisch betreut - und zwar vom Arztmobil des Mainzer Vereins "Armut und Gesundheit in Deutschland".

Die Fahrer hätten am Mittwoch etwa über Bandscheiben-Probleme, Bluthochdruck oder Zahnerkrankungen geklagt, berichtete der Gründer des Vereins, der Sozialmediziner Gerhard Trabert. Der Kontakt sei über die Linken-Bundesvorsitzende Janine Wissler zustande gekommen. An sie habe sich der DGB gewandt und berichtet, dass mehr und mehr medizinische Probleme bei den Fahrern aufgetaucht seien.

"Die Fahrer sind müde. Die sehen seit Wochen nichts anderes als diesen Parkplatz", sagte Anna Weirich vom Beratungsnetzwerk "Faire Mobilität" dem hr. Einige seien auch nicht krankenversichert.

"Wollen auch Solidarität zeigen"

Den Fahrern habe unentgeltlich mit Medikamenten oder Salben geholfen werden können, sagte Trabert. Drei Fahrer mit Zahnprobleme seien zudem von Zahnärzten in der Medizinischen Ambulanz ohne Grenzen des Vereins in Mainz versorgt worden. Es seien auch Socken, Mützen, Thermo-Unterwäsche, Säfte und Obst an Fahrer verteilt worden.

"Es ging über das konkrete Helfen hinaus", sagte Trabert. "Wir wollten auch Solidarität zeigen." Die Arbeitsbedingungen der Fahrer seien katastrophal. Auch Privatleute kommen immer wieder vorbei, um den Fahrern Lebensmittel, Getränke oder Hygieneartikel zu bringen. Der Streik zeige die Defizite auf, die es gerade auch in Europa noch gebe.

Der 66 Jahre alte Arzt und Sozialmediziner Trabert unterstützt Menschen, die keinen Zugang zu normaler medizinischer Versorgung haben. Er engagiert sich auch für Geflüchtete weltweit und ist bei Naturkatastrophen vor Ort. Im vergangenen Jahr war er als unabhängiger Kandidat für die Linken bei der Bundespräsidentenwahl angetreten.

Klage wegen Lastwagen-Unterschlagung

Inzwischen hat der Anwalt eines polnischen Speditionsunternehmens Anzeige erstattet. Es gehe um die mutmaßliche Unterschlagung von 39 Lastwagen, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt am Donnerstag mit. Eine Anzeige wegen unterbliebener Lohnzahlungen sei hingegen bisher nicht bekannt.

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Anzeige gegen streikende Lkw-Fahrer

Streikende LKW-Fahrer stimmen sich bei einer Versammlung über ihre Forderungen ab.
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Auf der A5-Raststätte protestieren seit Tagen Lkw-Fahrer aus Osteuropa und Zentralasien. Sie fordern von ihrem polnischen Auftraggeber ausstehende Löhne. Unterstützt werden sie vom Beratungsnetzwerk Faire Mobilität und Gewerkschaftern. Vor Ort seien vor allem Fahrer aus Usbekistan, Kasachstan oder Georgien, sagt Trabert.

Die mehr als 60 Fahrer streiken seit rund drei Wochen. Nach ihren Angaben sind sie seit Wochen, teilweise seit Monaten, nicht bezahlt worden.

Schlagzeilen machte die Aktion vor allem, als ein Speditionsunternehmer am vergangenen Freitag mit einer Gruppe martialisch wirkender Sicherheitsleute zu der Raststätte gereist war. Er hatte versucht, die Lastwagen zu übernehmen. Die Polizei schritt daraufhin ein und nahm den Spediteur und 18 Sicherheitsleute vorübergehend fest.

Parkplatz-Räumung kein Thema

Auch der Bürgermeister von Weiterstadt, Ralf Möller (SPD), ist am Donnerstag zur Raststätte gekommen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Er habe erwägt, die Raststätte vom Ordnungsamt räumen zu lassen, weil er befürchtet habe, dass andere Lkw-Fahrer dort keinen Parkplatz mehr finden.

"Die streikenden Lkw-Fahrer verhalten sich aber sehr solidarisch. Sie weisen neuankommende Lkw-Fahrer ein. Alle haben genug Platz." Allerdings sollten die Bedingungen für die Fernfahrer an der Raststätte verbessert werden, indem etwa mehr Toiletten aufgestellt würden.

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