Nahaufnahme: Wespen und Fliegen sitzen auf fünf verfaulten Erdbeeren und fressen.

Weniger Ernte und deutlich mehr Arbeit beim Pflücken: Der viele Regen im Mai lastet auf der Erdbeersaison und auf den Landwirten in Hessen. Jede dritte Erdbeere wird derzeit weggeworfen. Die Wetteraussicht lässt nicht auf Besserung hoffen.

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Erdbeerernte: "Dieses Jahr müssen wir gut die Hälfte wegschmeißen"

hs 24.05.2024
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Wegen milder Temperaturen startete die Erdbeersaison in diesem Jahr früher als sonst: Schon im April und nicht erst im Mai konnten auf den Erdbeerfeldern in Hessen die ersten reifen Erdbeeren gepflückt werden.

Doch wenige Wochen nach dem Frühstart verfaulen die roten Erdbeeren jetzt als Folge des vielen Regens auf den Feldern, wie hessische Erdbeerbauern berichten.

Faule Erdbeeren bergen "Ansteckungsgefahr"

"Durch die Dauernässe kriegt die Erdbeere eine helle Stelle und die wird später zur Fäulnis", erklärt Landwirt Andreas Klein vom Hof Birkenhöhe in Wiesbaden-Nordenstadt. "Wenn man die nicht vom Busch pflückt und aussortiert, dann kann diese auch die Nachbar-Erdbeeren anstecken, und das ist momentan genau unser Problem."

Nach den Niederschlägen in den vergangenen Wochen stehe das Wasser teilweise auf seinen Feldern, beklagt Klein. Die Folge: "Bei manchen Sorten müssen wir gerade 30 bis 35 Prozent der Erdbeeren aussortieren."

Besonders in Südhessen und im Rhein-Main-Gebiet sind Erdbeerfelder sehr verbreitet, um Darmstadt, Groß-Gerau und im Wetteraukreis gibt es laut dem Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) viele landwirtschaftliche Betriebe, die unter anderem Erdbeeren anbauen.

Weniger Ernte, dafür deutlich mehr Arbeit

Um die Verluste bei der Erdbeerernte im Freilandanbau einzugrenzen, werden die Erdbeerbüsche derzeit sehr sorgfältig von Hand ausgekämmt. Reife Erdbeeren würden für den Verkauf geerntet, von Grauschimmel und Wasserschäden gezeichnete Früchte aussortiert und vom Feld gebracht, erklärt Landwirt Klein.

Durch die Nässe gebe es nun auch deutlich mehr Schnecken, die die Erdbeeren anfressen und somit die Ernte weiter schmälerten. Der Aufwand bei der Erdbeerernte sei in dieser Saison nicht normal, sagt Klein. "Das heißt, die Pflückleistung sinkt bei uns von normalerweise drei Kisten auf eineinhalb bis maximal zwei Kisten pro Stunde."

Um die gleiche Tagesernte wie in den Vorjahren zu erreichen, brauche es in diesem Jahr zwei bis drei Stunden mehr Arbeit am Tag - das bedeute auch mehr Kosten beim Lohn für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die die Erdbeeren pflückten.

Jede dritte Erdbeere wird weggeworfen

Laut VSSE müssen derzeit wegen des Regens viele Bauern im Freiland jede dritte Erdbeere wegwerfen - je nach Region mehr oder weniger. Landwirt Willi Billau in Lampertheim (Bergstraße) wirft derzeit sogar jede zweite Erdbeere weg, wie er selbst sagt.

Dadurch verliere er auf seinen sechs Hektar Fläche gut 1.000 Kilogramm Erdbeeren am Tag. Er rechnet damit, am Ende der Erdbeersaison vermutlich mindestens 30 bis 40 Prozent weniger Erdbeeren als im Vorjahr zu ernten. In Hessen wachsen laut VSSE noch über 60 Prozent der Erdbeeren im Freiland.

Monat Mai war überdurchschnittlich feucht

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Fäule nach Nässe: Landwirte in Hessen fürchten um Erdbeer-Ernte

Nahaufnahme: Wespen und Fliegen sitzen auf fünf verfaulten Erdbeeren und fressen.
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Auch nach Angaben des hr-Meteorologen Tim Staeger war der erste Ernte-Monat der Erdbeer-Saison überdurchschnittlich feucht. "Wir haben in Hessen schon jetzt 115 bis 120 Prozent der durchschnittlichen Mai-Regenfälle erreicht", sagt hr-Meteorologe Tim Staeger am Donnerstag, gut eine Woche vor Mai-Ende. Eine trockene Periode ohne Regenschauer sei zunächst nicht in Aussicht, grenzt er die Hoffnung auf Besserung ein.

Bereits in der Nacht zum Freitag komme ein ausgedehntes Regengebiet von Bayern nach Hessen, das besonders in Südhessen die meisten Regenfälle mit sich bringe, sagt Staeger. Zehn bis 20 Liter Niederschlag pro Quadratmeter würden im Südwesten erwartet, im Odenwald seien auch bis zu 30 Liter pro Quadratmeter möglich. Am Freitagnachmittag könne es im Norden Hessens Starkregen geben.

Regen trifft nicht Anbau in Folientunneln

Von der Dauernässe verschont geblieben seien die hessischen Erdbeeren in den Folientunneln, wie der Hessische Bauernverband am Donnerstag mitteilt. Der Anbau in den witterungsgeschützten Folientunneln in Hessen sei bislang sehr zufriedenstellend, was die Mengen, den Preis und auch die Qualität betreffe.

Nach den Herausforderungen durch das teils frostige Wetter im April sei der Absatz im Mai besser geworden. Noch bis in den Juli dauert die Erdbeersaison. Landwirt Klein aus Wiesbaden hofft bis dahin auf eines: "Wir sind froh, wenn es in der Art und Weise weitergeht und wir keine Starkniederschläge mehr bekommen." Die Erzeuger feiern an diesem Freitag zum ersten Mal den Tag der deutschen Erdbeere.

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