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IT-Schaden an Uniklinikum Frankfurt nach Hackerangriff "immens"

Das Universitätsklinikum in Frankfurt.

Rechnungen werden gefaxt, Termine gibt es nur per Telefon: Am Uniklinikum Frankfurt ist die IT nach einem Hackerangriff Anfang Oktober noch immer lahmgelegt. Bis alles wieder läuft wie vorher, kann es noch Monate dauern.

Die Auswirkungen des Hackerangriffs Anfang Oktober am Universitätsklinikum Frankfurt sind wesentlich größer als bisher gedacht. Die komplette IT muss nach Angaben des Ärztlichen Direktors Jürgen Graf neu aufgesetzt werden.

Eine dreistellige Zahl an IT-Fachleuten sei dabei, die Cyberattacke aufzuarbeiten, Übergangslösungen zu bauen und die Systeme neu aufzusetzen. Bis alles wieder ohne Einschränkungen läuft, werde es "Monate dauern", sagte Graf.

Angriff bei Routinekontrolle entdeckt

In Hessens größtem Krankenhaus war am 6. Oktober bei einer Routinekontrolle des Netzwerks ein unberechtigter Zugriffsversuch entdeckt worden. Einen Tag später wurde das Klinikum aus Sicherheitsgründen vom Internet getrennt. Die reguläre Homepage ist seitdem offline, es gibt lediglich eine Seite mit Kontaktdaten zu den einzelnen Abteilungen.

Die Uniklinik hatte aber nochmal Glück: Die Hacker konnten keine Daten klauen oder verschlüsseln. "Was uns passiert ist, ist der größte anzunehmende Unglücksfall mit dem kleinsten zu erwartenden Schaden", sagte Graf. Es liege keine Forderung vor, die Patientenversorgung laufe - "aber die Auswirkungen auf die IT sind dennoch immens".

"Wie in den 80er Jahren"

Das größte Problem ist laut Graf derzeit das Rechnungswesen. Zwar sei es gelungen, die Gehälter für die rund 7.500 Mitarbeitenden auszuzahlen. Es werde aber wohl noch länger dauern, bis es wieder möglich sei, erbrachte Leistungen in gewohnter Form in Rechnung zu stellen oder eingegangene Rechnungen elektronisch zu begleichen.

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Uniklinium Frankfurt

Das Universitätsklinikum Frankfurt versorgt nach eigenen Angaben jährlich circa 46.000 stationäre und mehr als 480.000 ambulante Patientinnen und Patienten. Insgesamt 33 Kliniken und klinische Instituten gehören zum Komplex dazu - mit mehr als 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Derzeit würden Rechnungen zum Teil gefaxt und Verbindlichkeiten per Papier-Überweisungsträger beglichen. Auch das Telefon erlebe eine Renaissance. "Es ist wie in den 80er-Jahren", erklärte Graf.

E-Patientenakte könnte Angriffe reduzieren

Immerhin wurde eine Lösung gefunden, um zumindest von einigen Rechnern mit der Außenwelt verbunden zu sein. Im Klinikum gebe es als "rot" definierte Computer, sie dürften nur innerhalb des Hauses benutzt werden; und nur die "grün" markierten Rechner dürften nach draußen kommunizieren.

Zum Semesterstart vor rund einem Monat gab das Klinikum Entwarnung. Studierende hätten keine größeren Einschränkungen zu befürchten. Das E-Learning-Portal sei nicht von der Einschränkung betroffen.

Um Folgen von Cyberattacken in anderen Krankenhäusern zu vermeiden, könnte die elektronische Patientenakte helfen, so Graf. Wenn die Daten aller Patienten an einem zentralen Ort gespeichert würden, müsste dieser Server zwar stark gesichert werden. "Aber die Zahl potenzieller Angriffsziele würde damit reduziert", erläuterte er.

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