Bei einem Haus mit Scheune wurde das Dach abgedeckt. Aufnahme aus der Luft.

Hunderte Feuerwehreinsätze, unzählige vollgelaufene Keller und abgedeckte Dächer: Das ist die Bilanz des Unwetters am Donnerstag. Glücklich schätzen kann sich, wer verschont blieb - oder eine passende Versicherung abgeschlossen hat.

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Starkregen, Hagel, Orkane: Hessen im Unwetter

Unwetter in Nordhessen: Wasser steht nach einem Unwetter auf der Wilhelmshöher Allee. Minuten zuvor hatte es dort Starkregen und Hagel gegeben.
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Die geparkten Autos im Philosophenweg in Kassel: einfach weggespült. Jahrzehntalte Bäume in Hattersheim: ausgerissen – und damit eine aufgebaute Hüpfburgenstadt für Kinder unbrauchbar gemacht. Es sind nur zwei Beispiele von vielen, bei denen das Unwetter am Donnerstag hohen Schaden anrichtete.

Für betroffene Anwohner, die ihr Auto wiedergefunden haben, oder den Besitzer des Hüfburgenlandes in Hattersheim (Main-Taunus), Augustus Domenicos, zählt am Tag danach erstmal nur die Gewissheit, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist. "Es ist wie ein Wunder", sagt der erfahrene Unternehmer. Um die Versicherung wird er sich dann erst kümmern, wenn die Aufregung etwas abgenommen hat.

Hälfte der Immobilienbesitzer nicht gegen Unwetter versichert

Beim Auto ist die Versicherung Pflicht. Und auch ein mobiles Unternehmen zur Bespaßung von Kindern hat diverse Versicherungen. Doch bei Immobilien liegt der Teufel im Detail. Im Allgemeinen gelten die Deutschen ja gemeinhin als Versicherungsweltmeister. In wohl keinem anderen Land dieser Erde ist die Zahl der Policen pro Kopf höher als hierzulande.

Aber ausgerechnet eine Versicherung, die die meisten Verbraucherschützer dringend empfehlen, wird nur zögerlich abgeschlossen: Eine Elementarschadenversicherung hat nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft nur rund die Hälfte der hessischen Immobilienbesitzer abgeschlossen.  

Wenn die Versicherung zahlt

Wie wichtig diese Versicherung im Fall der Fälle ist, das zeigen nicht nur die Bilder aus dieser Woche mit abgedeckten Dächern und vollgelaufenen Kellern. Auch Michael Meier weiß das inzwischen nur zu genau. Sein Küchenfachgeschäft in der Büdinger Altstadt stand im Januar 2021 zeitweise hüfthoch unter Wasser.

Doch auf dem Schaden von rund 70.000 Euro blieb der Einzelhändler nicht sitzen. "Ich bin versichert und bekomme den Großteil des Schadens ersetzt", sagte er damals im gefluteten Laden - und rechnete mit einer Erstattungssumme von mehr als 50.000 Euro.

Was ist eine Elementarschadenversicherung?

Die Elementarschadenversicherung springt ein, wenn Starkregen, Hochwasser, Erdbeben und Erdrutsch sowie Schneedruck großen Schaden anrichten und den Hausbesitzer oder die Wohnungseigentümerin finanziell sehr belasten. Dafür verlangen die Versicherungen natürlich eine Prämie, doch das ist in aller Regel sinnvoll ausgegebenes Geld.  

Das Vergleichsportal Check24 hat beispielhaft den Jahresbeitrag für ein Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche ausgerechnet: Dafür kostet im Durchschnitt die Wohngebäudeversicherung 223 Euro im Jahr. Eine Absicherung gegen Elementarschäden kostet einen Aufschlag von 85 Euro.  Bei der Hausratversicherung sind es für das Beispielhaus 124 Euro in der Basisversion. Der erweiterte Schutz gegen Elementarschäden ist für 33 Euro extra zu haben.

Zu wenig Information?

Wie immer gilt, die Tarife der verschiedenen Versicherungsanbieter zu vergleichen. Denn gerade bei dieser Art von Versicherung gibt es große Unterschiede zwischen günstigen und teuren Versicherungen. Der Tarif-Vergleich ist allerdings schon der zweite Schritt.

Zunächst mal muss sich jeder Hausbesitzer mal klar machen, was er ohne Versicherungsschutz riskiert. "Die Verbraucher sind nicht hinreichend informiert", beklagt Professor Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. "Sie denken, sie sind versichert, sie sind es aber nicht und bleiben dann auf den Schäden sitzen."

Versicherungspflicht immer wieder diskutiert

Verbraucherzentralen können hier noch so viel Aufklärungsarbeit leisten – die Versicherungsquote steigt nur langsam an. Daher wird über eine Versicherungspflicht nach jedem großen Unwetter diskutiert.

So auch im Anschluss an das Jahrhundert-Hochwasser an Ahr und in der Eifel. Die Länder forderten im Bundesrat den Bund auf, eine Pflichtversicherung einzuführen. Doch die FDP lehnt das immer wieder ab. Wie kürzlich im April dieses Jahres argumentieren die Liberalen um FDP-Justizminister Marco Buschmann mit Eigenverantwortung und der Vermeidung von Wohn-Zusatzkosten.

In Nachbarländern wie Frankreich und der Schweiz gibt es eine solche Versicherungspflicht. Womöglich eröffnen die jüngsten Schäden in Hessen die nächste Runde in der Diskussion um die Versicherungspflicht. Bis dahin kann jeder und jede sich freiwillig absichern, damit im Schadensfall nicht auch noch finanzielle Sorgen oben drauf kommen.

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