Nach einer Entgleisung auf dem Altstadtfest in Kassel hatte der FDP-Politiker Timo Evans seinen Rücktritt als Stadtrat angekündigt. Jetzt will er sein Amt doch behalten - auch gegen Widerstand in der eigenen Partei. 

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Nach Eklat auf Altstadtfest: FDP-Politiker verkündet Rücktritt vom Rücktritt

Historisches Gebäude von außen mit dem Kasseler Stadtwappen und Fahnen
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Erst Ende Juni hatte der Kasseler FDP-Politiker Timo Evans nach einem Eklat auf dem Altstadtfest angekündigt, von seinem Amt als ehrenamtlicher Stadtrat zurückzutreten und den Platz als Wahlkreiskandidat für die kommende Landtagswahl abzugeben.

Bei dem Fest war ein Streit um ein angeblich von Evans' zweijährigem Sohn beschädigtes Kuscheltier an einem Stand eskaliert. Der Schausteller Pascal Miller hatte dem Politiker vorgeworfen, ihn als "Zigeuner" beschimpft und bedroht zu haben.  

Die Kasseler FDP hatte sich daraufhin von Evans distanziert und den Vorfall gegenüber dem hr als "völlig inakzeptabel" bezeichnet. Man sei dankbar, dass der 36-Jährige mit seinem Rücktritt einen möglichen Schaden von der Partei abwende, hieß es im Juni. Doch jetzt hat der Politiker seine Entscheidung revidiert. 

Entscheidung revidiert

Evans bestätigte dem hr am Donnerstag, dass er seine Tätigkeit als ehrenamtlicher Stadtrat wieder aufnehmen wolle. Das berichtete zuvor die HNA. Hintergrund der Rolle rückwärts sei ein Vergleich, den Evans und Schausteller Miller geschlossen haben.

Evans' Rechtsanwalt Christopher Posch erklärte, beide Parteien hätten sich darauf geeinigt, "etwaige Strafanzeigen und Strafanträge zurückzunehmen". Zu den Details dieser Einigung wollte Posch sich nicht äußern, vielmehr hätten "beide Parteien Stillschweigen" vereinbart.

Staatsanwaltschaft ermittelt noch

Zunächst hatte der Staatsschutz ermittelt, weil der Verdacht einer rassistischen Beleidigung bestand. Mittlerweile ist die Staatsanwaltschaft Kassel mit dem Verfahren betraut. Eine Entscheidung stehe noch aus, sagte Posch.

Den Entschluss, weiterzumachen, begründet Evans mit dem Zuspruch aus der Stadtbevölkerung und dem eigenen politischen Umfeld, der ihn nach dem Vorfall erreicht habe. Fehlenden Rückhalt gebe es zwar, aber nur in Teilen des Kreisverbandes.

Kein Rückhalt in der Partei

Das sieht Matthias Nölke, Kreis- und Fraktionsvorsitzender der FDP in Kassel, anders. "Das Meinungsbild ist eindeutig", sagt er. Wenn Evans sich zu einem "Rücktritt vom Rücktritt" entscheide, so tue er das ohne Rückhalt in der Partei.

Eine weitere Handhabung habe die FDP gegenüber Evans nicht, so Nölke - und offenbar auch wenig Kontakt. Er selbst habe von Evans' Entscheidung erst durch eine Presseanfrage erfahren.

Irritationen bei Jamaika-Koalitionspartnern 

Auch Grüne und CDU sind als Koalitionspartner der FDP wenig begeistert von Evans' Plänen, wie die HNA weiter schreibt. So sollen sich die Grünen-Fraktionschefs Christine Hesse und Steffen Müller in aller Deutlichkeit von den Aussagen distanziert haben. 

CDU-Fraktionschef Michael von Rüden bezeichnete den Schritt gegenüber der HNA als "falsch". Seiner Meinung nach ist Evans für seine Funktion im Magistrat "nicht geeignet". 

Evans will aus Fehlern gelernt haben

Dass er einen Fehler gemacht hat, gibt Evans öffentlich zu. Er habe daraus gelernt, sagt er und verweist auf die offene Fehlerkultur, die von der Politik eingefordert werde - auch von seiner eigenen Partei.

Von der wünscht sich der Politiker nun eine weitere Chance, um seine "politische Arbeit fortzusetzen".

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