Kommunalwahl Bruchköbel - plötzlich FDP-Hochburg

Hanaus Nachbarstadt Bruchköbel galt jahrelang als CDU-Hochburg. Bei der Kommunalwahl ging nun die FDP als Wahlsiegerin hervor. Selbst bei den Liberalen ist man von dieser kleinen Sensation überrascht.

Das Alte Rathaus und die Jakobuskirche in Bruchköbel
Das Alte Rathaus und die Jakobuskirche in Bruchköbel. Bild © wikipedia.de/Rudolf Stricker

Es ist eine der Überraschungen dieser Kommunalwahlen schlechthin. In Bruchköbel (Main-Kinzig) ist die FDP nach derzeitigem Stand auf einen Schlag von der kleinsten Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung zur größten geworden. Sie kommt nach dem Trendergebnis (Stand 15. März) auf 24,4 Prozent. Das ist im Vergleich zur Wahl 2016 ein Plus von fast 16 Prozent.

Damit ist sie neben der Gemeinde Rosenthal (Waldeck-Frankenberg) eine von nur zwei Kommunen, in denen die Liberalen nach den Trendergebnissen führen. In Rosenthal schneiden die Liberalen allerdings traditionell sehr gut ab. Auch in Tann in der Rhön (Fulda), wo die FDP auf fast 28 Prozent kam, fuhr die Partei schon vorher zweistellige Ergebnisse ein.

Weitere Informationen

Partei-Hochburgen als Karte

Unsere Karte zeigt, in welchen Städten und Gemeinden die einzelnen Parteien angetreten sind. Per Klick auf den Parteinamen können Sie die jeweilige Partei auswählen. Je dunkler die Farbe, desto höher der Stimmenanteil der Partei in der jeweiligen Gemeinde oder Stadt.

Ende der weiteren Informationen
Externer Inhalt

Externen Inhalt von Datawrapper (Datengrafik) anzeigen?

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von Datawrapper (Datengrafik). Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren Datenschutzbestimmungen .

Ende des externen Inhalts

"Da war ich erst mal platt", blickt Katja Lauterbach, Fraktionsvorsitzende der Bruchköbeler FDP, auf den Sonntagabend zurück, als die ersten Ergebnisse eintrudelten. Lauterbach, selbst als Wahlhelferin im Einsatz, sagt: Sie habe damit gerechnet, dass ihre Partei besser abschneiden würde als 2016, "aber damit hatten wir nicht gerechnet".

CDU verliert 17 Prozentpunkte

Die großen Stimmengewinne der FDP hängen maßgeblich zusammen mit den großen Verlusten der CDU. Die ist in Bruchköbel seit Jahren auf dem absteigenden Ast. Jetzt verlor sie im Vergleich zu 2016 satte 17 Prozentpunkte, kommt damit noch auf knapp 21 Prozent. Auch die SPD und der eher konservative Bruchköbeler Bürger-Bund (BBB) büßten an Zustimmung ein.

Und das ist nicht verwunderlich: Viele Einwohnerinnen und Einwohner sind seit Jahren unzufrieden mit der örtlichen Politik. 2012 wurde beschlossen, die Innenstadt umzugestalten: Ein neues Rathaus - in Bruchköbel Stadthaus genannt - sollte her, samt neuem Stadtplatz sowie Tiefgarage, Supermarkt, Wohn- und Geschäftshaus. Kostenpunkt: rund 41 Millionen Euro - für viele Menschen in Bruchköbel zu viel Geld.

Die Pläne finden kaum Zuspruch, deshalb gibt es seit Jahren politischen Knatsch. Der äußert sich vor allem in den Sozialen Medien: Bei Facebook gibt es gleich mehrere Bruchköbeler Politikforen, in denen fleißig diskutiert wird - häufig eben über die "Neue Mitte".

Schon seit 2019 liberale Bürgermeisterin

Dazu gibt es auch innerhalb der örtlichen CDU immer wieder Streit. Die Partei konnte sich zum Beispiel nicht auf einen Bürgermeisterkandidaten für die Wahl 2019 einigen - und stellte am Ende gleich drei. Und: Die Wählerschaft von Bruchköbel ist eher konservativ eingestellt. 2019 wurde mit Sylvia Braun dann überraschend eine FDP-Politikerin zur Bürgermeisterin gewählt.

Sylvia Braun (FDP), Bürgermeisterin von Bruchköbel
Sylvia Braun (FDP), Bürgermeisterin von Bruchköbel. Bild © Sylvia Braun

"Ich habe eine große Charme-Offensive gestartet", erklärt Braun, die früher selbst keine Befürworterin des Projekts "Neue Mitte" war. Jetzt habe sie als Bürgermeisterin einige Punkte zum Guten ändern können. "Das kommt in der Bevölkerung an", glaubt sie.

Und tatsächlich: Viele Menschen in Bruchköbel attestieren Braun gute Arbeit. Dazu konnte die Partei in den vergangenen Jahren einige eigentlich parteifremde Menschen dazu bewegen, sich bei der Kommunalwahl zu engagieren. Manche gehören zu den fleißigsten Politikforen-Nutzern. Doch das Ergebnis der Wahl überrascht auch sie: "Wer das vor ein paar Jahren prognostiziert hätte, den hätte man für verrückt erklärt."

Quelle: hessenschau.de/Stephan Loichinger