Trainer Torsten Lieberknecht will mit den Lilien wieder jubeln.

Der SV Darmstadt 98 war eine der Überraschungsmannschaften der vergangenen Saison – und scheiterte im Aufstiegsrennen knapp. Gelingt den Lilien in der kommenden Saison der große Wurf?

Videobeitrag

Video

Highlights: Darmstadt - Paderborn

highlights Darmstadt Paderborn
Ende des Videobeitrags

So lief die vergangene Saison

Eigentlich überragend. Nach einem holprigen Saisonstart, in dem die Hessen durch zahlreiche Corona-Fälle gehandicapt waren, fing sich das Team schnell und schickte sich an, eines der Überraschungsteams der Saison zu werden. Nach der Hinrunde stand die Mannschaft von Torsten Lieberknecht auf dem zweiten Tabellenplatz, vor allem die Doppelspitze Luca Pfeiffer und Phillip Tietz tat sich hervor. Und auch in der Rückrunde knüpften die Lilien an ihre starken Leistungen an und waren bis zuletzt ein heißer Anwärter auf den Aufstieg.

Und das macht aus einer eigentlich überragenden Saison auch eine durchaus tragische. Denn die Lilien rutschten erst am vorletzten Spieltag durch ein bitteres 1:2 in Düsseldorf aus den Aufstiegsplätzen und standen am Ende mit leeren Händen da. Auf Platz vier, "dem Platz, den keiner haben will", wie es Lieberknecht passend ausdrückte. Und so war man am Ende einer aufregenden Saison zwar durchaus auch stolz auf das Geleistete, zunächst jedoch überwog die Enttäuschung. Denn wer weiß, wann in einer ausgeglichenen Zweiten Liga eine so große Chance auf den Aufstieg wiederkommt.

Wer kommt, wer geht

Die Abgänge von Luca Pfeifer (nach Leihe zurück nach Midtjylland), dessen 17 Saisontore es zu ersetzen gilt, und Außenspieler Tim Skarke (zu Union Berlin), der gegen Ende der Saison bestens in Form war, dürften die Lilien schmerzen. Sechser Nemanja Celic wird zudem an den LASK nach Österreich verliehen. Ansonsten haben die Lilien den Stamm zusammengehalten, "es wäre extrem wichtig, wenn wirklich kein weiterer Leistungsträger mehr geht", sagte Lieberknecht zuletzt. Genau das könnte aber bei Innenverteidiger Patric Pfeiffer noch passieren, für den es Interessenten in der Bundesliga geben soll.

Auf der Zugangs-Seite haben sich die Lilien bislang noch dezent zurückgehalten. Als Leihe kam der norwegische Linksaußen Magnus Warming vom FC Turin sowie Sechser Yassin Ben Balla, den Lieberknecht aus gemeinsamen Zeiten beim MSV Duisburg kennt und schätzt. Ebenfalls neu ist Keeper Alexander Brunst, der ablösefrei von Vejle BK kam. Die größte Lücke gilt es indes noch im Sturm zu füllen, zumal Aaron Seydel mit einer Hirnhautentzündung länger auszufallen droht.

Der Trainer

Torsten Lieberknecht und der SV Darmstadt 98 – das scheint so etwas zu sein wie der sprichwörtliche Arsch auf Eimer. Lieberknecht passte mit seiner hemdsärmeligen und offenen Art von Tag eins an bestens zum Verein, kann sich mit den bei den Lilien gelebten Werten wie Arbeitsethos und Leidenschaft identifizieren und hatte vom Fleck weg einen hervorragenden Draht zu seinen Spielern, der mitursächlich für die herausragenden Ergebnisse auf dem Platz war.

Kein Wunder also, dass Lieberknecht, dessen Vertrag ursprünglich nur bis 2023 lief, schnell ein Angebot zur Vertragsverlängerung bekam – und sich bis 2025 an die Lilien band. "Meine Hoffnungen und Erwartungen an den Klub sowie meine Aufgabe hier haben sich bestätigt. Ich hatte schon mehrfach betont, dass ich so lange wie möglich für einen Verein arbeiten will, wenn ich mich mit ihm identifiziere. Da dies bei Darmstadt 98 der Fall ist, war für mich schnell klar, dass ich den Vertrag verlängern möchte", sagte Lieberknecht anlässlich seiner Verlängerung.

Erwartungen an die Saison

Durch die Aufstiege von Schalke 04 und Werder Bremen dürfte die Liga zwar leichter geworden sein, in Darmstadt nimmt das aber niemand zum Anlass, offensiv zum Angriff auf die ersten drei Plätze zu blasen. Im Gegenteil: Eine mögliche Favoritenrolle des SV Darmstadt 98 im Aufstiegsrennen der kommenden Saison tat Lieberknecht bereits als "totalen Quatsch" ab. "So eine lapidare Aussage wird der Tatsache nicht gerecht, wie schwierig eine Saison wie die letzte für uns zu wiederholen wäre", so Lieberknecht. Zumal in einer Liga, die vom Leistungsniveau extrem eng beieinander ist.

Eher gilt also, was Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch in der Winterpause als mittel- bis langfristigen Plan des Vereins ausgegeben hat. "Wir haben ein neues Leitbild formuliert, da steht ganz klar drin, dass wir auf Sicht die oberen Plätze der zweiten Liga herausfordern wollen." Schaffen es die Lilien, Top-Stürmer Pfeiffer zu ersetzen, bleiben von Verletzungen verschont und müssen keine weiteren Stammspieler abgeben, gibt es allerdings auch wenig Grund zum Understatement. Die Lilien sind absolut in der Lage, erneut eine überragende Saison zu spielen. Diesmal womöglich auch mit Happy End.