Eintracht-Fan mit Trikot von Randal Kolo Muani, bei dem der Name durchgestrichen ist.

Champions League, Pokalfinale, ein erneuter Umbruch: Bei Eintracht Frankfurt war auch im Jahr 2023 ordentlich was los. Einzige Konstante war mal wieder: dass die Diva launisch war.

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Es war eine Kampfansage Markus Krösches, und sie schien aufzugehen. "Jetzt sind wir auf Platz vier, und den wollen wir verteidigen", gab Eintracht Frankfurts Sportvorstand die Richtung für die Rückrunde 2022/23 vor. Und die Mannschaft lieferte. Nach dem teilweise berückenden Fußball aus dem Herbst 2022 starteten die Hessen auch furios ins neue Jahr: ein 3:0 gegen den FC Schalke 04 bedeutete Tabellenplatz zwei. Und der gemeine Fan fragte sich: Wer sollte diese Eintracht noch aufhalten?

Dass nicht alles Gold war, was gegen Schalke glänzte, gaben die nächsten Wochen jedoch schnell zu erkennen. Die im Vorjahr noch prägenden Kreativspieler Daichi Kamada und Mario Götze fielen nach der WM in ein Leistungsloch, Starstürmer Randal Kolo Muani musste die Spiele teils alleine entscheiden. Und kam doch auch an seine Grenzen.

Krawalle in Neapel, Wutrede in Hoffenheim

In der Champions League kassierten die Hessen gegen eine haushoch überlegene SSC Neapel eine 0:2-Heimniederlage, das 0:3 im Auswärtsspiel beendete das Kapitel Königsklasse für die Eintracht. Begleitet von allerlei Unruhe durch ein Betretungsverbot Neapels für Eintracht-Fans und schließlich schwere Krawalle in der Innenstadt Neapels durch diejenigen, die dann doch hingefahren waren.

In der Liga ging den Hessen derweil die Form vollends flöten, der traditionelle Rückrundenfluch setzte ein, Krösches ambitioniertes Ziel war schnell außer Reichweite. Mehr noch: Zeitweise war die Eintracht zehn Spiele in Folge ohne Sieg und rutschte ins Tabellenmittelfeld ab. Sehr zum Unmut von Trainer Oliver Glasner, im Vorjahr noch Europa-League-Held, der sich nun in Interviews immer häufiger unsouverän präsentierte, öffentlich seine Abwehr anzählte und schließlich auf einer Pressekonferenz nach einer Niederlage in Hoffenheim zur Wutrede ansetzte.

"Hört mir mit diesem Müll auf"

"Hört mir mit diesem Müll auf", giftete Glasner in Richtung der anwesenden Journalisten. Ein Auftritt, der schlussendlich mitentscheidend dafür war, dass sich der Verein zum Ende der Saison von Glasner trennte. Dass es nicht zur sofortigen Trennung kam, dürfte auch an den guten Ergebnissen im Pokal gelegen haben, in dem die Eintracht 2023 über die Stationen Darmstadt 98, Union Berlin und VfB Stuttgart zum dritten Mal seit 2017 ins Pokalfinale einzog. Auch wenn nicht jeder im Vorstand den Diver Glasners nach dem Halbfinalsieg in Stuttgart gerne gesehen haben dürfte – zumindest im Pokal zeigten die Hessen, zu was der Kader in der Lage war.

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Das Finale gegen den Konzernklub RB Leipzig machten die Fans der Hessen wieder einmal zum Festtag, im Spiel selbst präsentierte sich die Mannschaft auf Augenhöhe und hätte durch Kolo Muani und Mario Götze durchaus selbst in Führung gehen können, bevor sie durch einen abgefälschten Schuss auf die Verliererstraße gerieten – und den Goldregen diesmal dem Gegner überlassen mussten. "Es wirkte ein wenig so: Wer das erste Tor schießt, gewinnt", resümierte Glasner, der nach dem Endspiel durchaus versöhnlich auf seine Zeit bei der Eintracht zurückblickte. "Für mich waren es zwei wunderbare Jahre und ich bin glücklich, ein Teil davon gewesen zu sein."

Trouble für die Troublemaker

Der Pokalsieg wäre auch die Eintrittskarte in die Europa League gewesen, so aber mussten sich die Hessen mit der Conference League begnügen, die Junior Dina Ebimbe mit seinem Tor zum 2:1 am letzten Spieltag gegen Freiburg klargemacht hatte. Mal wieder hieß es: Eintracht Frankfurt international, wenngleich im kleinstmöglichen europäischen Cup.

Die Eintracht in diesem anleiten durfte ein neues Gesicht sowie alter Bekannter gleichermaßen. Der Cheftrainer-Posten in der Bundesliga bedeutete für Dino Toppmöller Neuland, zugleich hatte er die Spiele der Eintracht unter seinem Vater Klaus Toppmöller im Waldstadion verfolgt, in der Saison 2002/03 war er dann selbst für die Hessen als Stürmer auf Torejagd gegangen. "Wir wollen diese positive Entwicklung, die der Verein in den letzten Jahre hatte, gemeinsam als Team fortsetzen", sagte er bei seiner Vorstellung, und, in Bezug auf eine Choreo der Eintracht-Fans, "positive Troublemaker" sein.

"Dann müssen sich die Jungs einen Schritt schneller entwickeln"

Trouble gab es aber erst einmal für Toppmöller, der direkt einen großen Umbruch zu verwalten hatte. Mit Willian Pacho, Ellyes Skhiri, Robin Koch und anderen kamen zwar Spieler, die sich als Volltreffer entpuppen sollten, überschattet wurde der Transfersommer jedoch von der Posse um den Wechsel Randal Kolo Muanis zu Paris St. Germain. Der Franzose, innerhalb einer Saison vom ablösefreien Schnäppchen zum Weltklassestürmer gereift, äußerte öffentlich seinen Wechselwunsch, bestreikte dann das Training – und wechselte schließlich kurz vor Mitternacht für schwindelerregende 95 Millionen Euro zu PSG. Ein lukrativer Deal, der die Hessen jedoch ohne Top-Mittelstürmer zurückließ.

Was sich auch in den Ergebnissen niederschlug. In den ersten sechs Ligaspielen schossen die Hessen nur vier Tore und dümpelten im Tabellenmittelfeld. "Dann müssen sich die Jungs einen Schritt schneller entwickeln", sagte Toppmöller in Richtung Offensivabteilung, vor allem Omar Marmoush schien sich angesprochen zu fühlen. Der Ägypter, eigentlich eher als hängende Spitze oder Linksaußen unterwegs, entwickelte sich zum echten Goalgetter, zwölf Pfilchtspieltore sind deutlich mehr als er sonst je geschossen hat. Weil auch Skhiri, Chaibi und Larsson immer besser in Fahrt kamen, überzeugte die Eintracht plötzlich auch spielerisch und dockte in der Tabelle wieder oben an.

Comeback der Diva

Aber die Diva vom Main wäre nicht die Diva vom Main, wenn sie sich nicht immer wieder unerklärliche Aussetzer erlauben würde. So flogen die Hessen sang- und klanglos im DFB-Pokal bei Drittligist Saarbrücken raus und vergeigten in der Conference League den Gruppensieg. Dass in der Liga zwischenzeitlich mit 5:1 über die Bayern hinweggerollt wurde, passt da nur ins Bild. Genauso wie der Paukenschlag zum Jahresabschluss: Ein 2:1-Sieg gegen Gladbach, in dem die Hessen ihre Tore in der 92. und 97 Minute schossen - und eine schwache Leistung über 90 Minuten damit vergessen machten. Ein weiterer Beleg dafür, dass es auch 2023 mit Eintracht Frankfurt nicht langweilig wurde.