Jahresrückblick Gesellschaft Hilfe für Erdbeben-Opfer, Lkw-Fahrer im Hungerstreik, Solidarität mit Israel
Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien ruft Bestürzung und Solidarität in Hessen hervor, in Wiesbaden dürfen Frauen oben ohne baden, Frankfurt feiert 175 Jahre Paulskirche und 30 Jahre CSD - wichtige gesellschaftliche Themen 2023 in Hessen.
Hessischer Jahresrückblick 2023: Gesellschaft
Januar
10. Januar: Am Eisenberg in Korbach beginnt der Bau von Europas größtem Mountainbike-Wegenetz. Insgesamt 200 Kilometer im ganzen Kreis Waldeck-Frankenberg soll es einmal umfassen. Begonnen wird mit drei Wegen, die speziell für E-Mountainbikes konzipiert sind. Bis 2026 soll es weitere 13 Trailparks im Kreisgebiet geben.
16. Januar: Drei Gemeinden in der Wetterau planen Thermenprojekte, die die Region zu einem Wellness-Hotspot machen könnten. Die Rede ist vom Kneipp-Bäderdreieck: Bad Nauheim baut die Sprudelhof-Therme, die dann kurz vor Weihnachten eröffnet wird; Nidda-Bad Salzhausen will ein kleineres Gesundheitszentrum; und Bad Vilbel arbeitet an Deutschlands größtem Wellness-Resort.
26. Januar: Alarmierende Zahlen kommen von der Bertelsmann-Stiftung: Einer Studie zufolge sind fast jedes vierte Kind und jeder vierte junge Erwachsene in Hessen von Armut bedroht. Besonders betroffen sind Kinder von Alleinerziehenden (45,4 Prozent) und aus größeren Familien (36 Prozent).
Februar
4. Februar: Für Heranwachsende, die aus der Jugendhilfe entlassen werden, wird der 18. Geburtstag oft zum Albtraum. Ohne die gewohnte Unterstützung stehen die sogenannten Careleaver plötzlich allein dar. Eine Beratungsstelle in Frankfurt soll diese Lücke füllen und beim Erwachsenwerden und bei Alltagsproblemen helfen.
6. Februar: Seit zwei Jahren sind die untragbaren Zustände in der Darmstädter Ausländerbehörde bekannt - geändert hat sich kaum etwas. Betroffene berichten von respektlosem Umgang. Die Stadt verspricht Besserung - doch auch in den kommenden Monaten tut sich wenig.
9. Februar: Schwere Erdbeben an der Grenze der Türkei zu Syrien fordern tausende Opfer. Auch in Hessen sorgen sich Angehörige um ihre Liebsten. Die Politik kündigt Hilfe an, Vereine und Hilfsorganisationen mobilisieren Unterstützung.
12. Februar: Sie bezeichnen ihn als "Mohren" und pflegen ihn als Symbol der Ober-Mörler Fastnacht. Doch fortan soll es keine Auftritte mehr für die schwarz angemalte Figur geben. Dem Karnevalsverein Mörlau wurde nach einem Empfang bei Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) Blackfacing vorgeworfen.
19. Februar: Drei Jahre nach dem rassistischen Anschlag auf neun Menschen in Hanau findet eine Gedenkstunde statt: Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) ruft zum Kampf gegen Rassismus auf. Die Angehörigen der Opfer kämpfen für weitere Aufklärung der Tat, die nicht nur Hanau und Hessen erschütterte.
März
10. März: Die katholische Kirche schließt in Frankfurt die Reihe von Synodalversammlungen zu ihrem Reformprozess ab. Dabei beschließt das Gremium, dass es ab März 2026 in Deutschland offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare geben wird.
April
7. April: Ein Streik osteuropäischer Lastwagenfahrer auf der Raststätte Gräfenhausen bei Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) überdauert auch einen Übergriff durch eine polnische "Detektiv"-Miliz, die vom Spediteur beauftragt wurde. Unterstützung erfahren die Streikenden, die sich um ihren Lohn gebracht sehen, von Gewerkschaften, aber auch von vorbeikommenden Autofahrern und Autofahrerinnen.
25. April: Im Juni 2022 nahm sich der frühere Leiter des Limburger Priesterseminars, Christof May, das Leben. Zuvor war er wegen "übergriffigen Verhaltens" von allen Ämtern freigestellt worden. Nun legt der Generalvikar des Bistums, Wolfgang Rösch, sein Amt nieder. Er habe bereits 2015 von den Vorwürfen erfahren, räumt er ein.
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28. April: Boris Palmer, der umstrittene Tübinger Oberbürgermeister, löst einen Eklat bei einer Konferenz an der Frankfurter Goethe-Uni aus, als er wiederholt das N-Wort verwendet. Der Protest der Demonstrierenden richtet sich auch gegen die Veranstalterin der Konferenz, die Islamforscherin Susanne Schröter.
Mai
2. Mai: Trotz vermeintlich ausreichend vorhandener Therapeuten und Therapeutinnen beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf eine Psychotherapie in Hessen 14 bis 16 Wochen. Das Problem: veraltete Bedarfsplanung und falsche Priorisierung im Gesundheitswesen. Die Betroffenen fordern dringende Verbesserungen.
13. Mai: Der Marburger Dr. House feiert zehnjähriges Jubiläum. Oder besser gesagt sein Zentrum für unerkannte und seltene Krankheiten. Professor Jürgen Schäfer und sein Team fangen da an, wo andere nicht weiterwissen. Patienten und Patientinnen mit rästelhaften Krankheiten haben teilweise jahrelange Leidenswege hinter sich.
18. Mai: 175 Jahre Paulskirche! Am 18. und 19. Mai 1848 trat in Frankfurt erstmals ein gewähltes Parlament in deutschen Landen zusammen. Frankfurt feiert das Jubiläum ein Wochenende lang.
Juni
2. Juni: Drei Jahre lang mussten die Bürger und Bürgerinnen warten. Nun ist es wieder so weit. Der Hessentag kommt aus seiner Corona-Zwangspause zurück. Eröffnet wird er in Pfungstadt (Darmstadt-Dieburg) von Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). Die Besucher und Besucherinnen können sich auf rund 1.200 Programmpunkte freuen.
28. Juni: Tumorzellen begehen Selbstmord - das hat ein junges Forscherteam aus Marburg geschafft. Wenn Krebszellen wachsen, liegt das oft an Proteinen, die sich aneinander koppeln. Die hessischen Forscherinnen und Forscher haben es geschafft, diesen Mechanismus zu blockieren.
Juli
14. Juli: In Wiesbadener Schwimmbädern ist es Frauen und nicht-binären Menschen seit diesem Sommer erlaubt, sich oben ohne zu zeigen. Die Initiative dazu ging von der Volt-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung aus.
16. Juli: "30 Jahre CSD Frankfurt - Still a riot" - diese und andere Botschaften prägen den 30. Frankfurter CSD. Rund 13.500 Teilnehmende feiern nicht nur, sondern demonstrieren für die Rechte der queeren Community und gegen Benachteiligungen.
26. Juli: Der wöchentliche Einkauf im Supermarkt ist für reizempfindliche Menschen eine Tortur. In Offenbach führt ein Supermarkt eine sogenannte Stille Stunde ein. Einmal pro Woche keine Durchsagen, keine Musik - und auch die Kassen piepsen leiser.
August
10. August: Ein Frankfurter Hilfskonvoi macht sich auf den Weg nach Slowenien. Dort sind einige Regionen von schweren Überschwemmungen betroffen. Das Orga-Team weiß, was benötigt wird, und kann schnell handeln - es half schon bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021.
26. August: Nach einer Krebserkrankung zurück ins Leben finden - eine schwere Aufgabe, berichten geheilte Patienten und Patientinnen. Denn oft werden sie in ihrem Alltag und im Beruf benachteiligt.
September
15. September: Unter dem Motto "End Fossil Fuels" ruft die Klimabewegung Fridays for Future zu einem weiteren weltweiten Demonstrationstag auf. Sie kritisiert zum Beispiel die bisherige Klimapolitik der Landesregierung. In Hessen wird unter anderem in Frankfurt und Kassel demonstriert.
25. September: Der erneute Streik der Lkw-Fahrer bei Weiterstadt hat ein Ende. Nach mehr als zwei Monaten haben sie mit dem polnischen Speditionsunternehmen eine Einigung zu dem ausstehenden Lohn gefunden. Zeitweise waren bis zu 120 Fahrer im Ausstand, manche traten sogar in den Hungerstreik.
Oktober
1. Oktober: Seit vier Jahren gibt es die Ehe für alle. Gleichgeschlechtliche Paare dürfen heiraten und Kinder adoptieren. Drei Paare berichten von ihrem Weg, eine Familie zu gründen, und davon, welche Hürden sie überwinden mussten.
15. Oktober: Nach den terroristischen Angriffen der Hamas auf Israel demonstrieren 1.000 Menschen auf einer Pro-Palästina-Veranstaltung in der Frankfurter Innenstadt. Da sie von der Stadt verboten wurde und das Verbot gerichtlich bestätigt wurde, wird sie von der Polizei geräumt. Dabei kommt es zu vielen Platzverweisen und Festnahmen.
27. Oktober: Die neue Corona-Variante "Pirola" macht die Runde. Und damit neue Symptome wie Hautausschlag, juckende Finger und Durchfall. Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer warnt vor Panik und erklärt, für wen sich eine Impfung lohnt.
30. Oktober: Eine Israel-Flagge wird vor dem Frankfurter Römer heruntergerissen und gestohlen. Sie wurde aus Solidarität vor dem Rathaus gehisst.
November
9. November: 85 Jahre nach der Reichspogromnacht ist der Gedenktag an die Verbrechen der Nationalsozialisten so aktuell wie lange nicht mehr. Vier Jüdinnen und Juden erzählen, wie sie den Tag wahrnehmen - einen Monat nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel und angesichts von offen zu Tage tretendem Antisemitismus in Deutschland.
10. November: Eineinhalb Jahre lang gab es in manchen Häusern im Wetzlarer Westend kein warmes Wasser. Das Fernwärme-Netz war ausgefallen. Das hat nun ein Ende, denn nach langen Verhandlungen übernimmt ein kommunaler Energie-Versorger das Netz.
15. November: Als Anfang des Jahres bei der Erweiterung der Gießener Kongresshalle Überreste einer verbrannten Synagoge entdeckt wurden, stand die Baustelle erst mal still. Nun gibt es Vorschläge, wie die Stadt mit den gut erhaltenen Überresten umgehen und den Umbau dennoch fortsetzen kann.
20. November: Eröffnung des ersten Childhood House in Hessen. Das ist ein Haus für Kinder und Jugendliche, die Opfer oder Zeugen sexualisierter oder körperlicher Gewalt sind. Die Idee kommt von Königin Silvia von Schweden. Sie ist beim Festakt an der Frankfurt Uniklinik anwesend.
29. November: In den vergangenen Wochen gab es viele pro-israelische oder pro-palästinensische Demos. Nun wird in Frankfurt eine gemeinsame Kundgebung veranstaltet.
Dezember
10. Dezember: Rund 4.000 Menschen bilden zum jüdischen Lichterfest Chanukka eine Lichterkette aus Kerzen zwischen dem Eisernen Steg und der Ignatz-Bubis-Brücke in Frankfurt. Unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt" wollen sie ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen.
19. Dezember: Das Land stellt Disziplinarverfahren gegen tausende Lehrerinnen und Lehrer ein, die 2015 an einem Streik für mehr Geld und kürzere Arbeitszeiten teilnahmen - obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte seine Position stützt.
22. Dezember: Nach dem Einsturz der katholischen Elisabethkirche in Kassel lässt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) rund 70 Gebäude untersuchen. Vorsorglich geschlossen wird keines.
27. Dezember: Der Nahost-Krieg spiegelt sich auch in der Bilanz des Landesportals "Hessen gegen Hetze" wider, wo anstößige oder kriminelle Online-Beiträge gemeldet werden können. Rund 23.000 Posts seien gemeldet worden, etwa dreimal so viele wie im Vorjahr. Zuletzt habe es extrem viele Nachrichten mit Bezug auf den Krieg zwischen Israel und der Hamas gegeben, teilt das Innenministerium mit.