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350 Jahre Bankhaus Metzler - eine Ausstellung

Ein Mann im Anzug sitzt auf einem alten blauen Sofa. Es ist der Vorstandssprecher des Bankhauses Metzler

Das Frankfurter Bankhaus Metzler ist die älteste deutsche Privatbank, die durchgehend in Familienbesitz ist. Sie hat über das Geschäftliche hinaus viel Einfluss auf Stadt und Land gehabt. Eine Ausstellung würdigt das.

Es war Benjamin Metzler, der das Bankhaus Metzler gegründet hat. Er stammte aus einer sächsischen Pfarrersfamilie. 1674 kam er nach Frankfurt. Die Stadt sei schon damals ein wichtiger Handels- und Messeplatz gewesen, erzählt Jan Gerchow, der Direktor des Historischen Museums: "Metzler ließ sich nieder als Tuchhändler, heiratete ein in eine Frankfurter Bürgerfamilie und so bekam er das Bürgerrecht."

Die Einbürgerungsurkunde aus dem Jahr 1674 ist eines von rund 30 Exponaten, die Besucher in der Sonderausstellung "Metzler 1674 - 2024: Bankiers in Frankfurt" im Historischen Museum in Frankfurt besichtigen können. Damit gilt 1674 für das Bankhaus Metzler als Gründungsjahr.

Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt, neben einer Vitrine mit dem Ratssilber der Familie von Metzler

Der Historiker Gerchow stellt allerdings klar, Banken habe es vor 350 Jahren genau genommen noch gar nicht gegeben: "Es waren tatsächlich die Händler, die solche Bankgeschäfte entwickelt und betrieben haben." Denn sie kauften und verkauften Waren in ganz Europa - und in vielen verschiedenen Währungen. Deshalb hätten sie sich auf Geldwechselgeschäfte spezialisiert und Kredite vergeben.

Otto von Bismarck - ein enger Freund

So wurden auch aus den Tuchhändlern Metzler Bankiers. Die Familie wurde später geadelt und war zunehmend politisch aktiv. Vor allem die Frauen luden regelmäßig zu Diskussionen, Lesungen und musikalischen Veranstaltungen ein und pflegten so Kontakte zu prominenten Politikern, wie der Historiker Gerchow erzählt: "Der bekannteste Gast war der frühere Reichskanzler Otto von Bismarck. Er war häufig bei Emma Metzler zu Gast, es gab einen regen Briefwechsel."

Offenbar war es Bismarck höchstpersönlich, der den Begriff "metzlern" erfand - Ende des 19. Jahrhunderts ein anderes Wort für netzwerken. Die Porträts von einflussreichen und gut vernetzten Metzler-Frauen wie etwa Emma Metzler gibt es in der Ausstellung im Historischen Museum ebenso zu sehen wie den Adelsbrief und den Stammbaum der Familie. Besichtigen können Besucher auch einen über 100 Jahre alten Degen und ein mit Pailletten besticktes schwarzes Damenkleid aus Familienbesitz, dazu das Ratssilber, das die Bankiersfamilie der Stadt Frankfurt gestiftet hat.

Als der US-Präsident anrief

Historisch und geradezu legendär ist ein Möbelstück, das nicht im Ausstellungsraum des Historischen Museums steht, sondern im Bankhaus Metzler geblieben ist: ein blaues Empire-Sofa aus dem Jahr 1804. "Hier haben bereits viele prominente Gäste Platz genommen", sagt der Vorstandssprecher der Bank, Gerhard Wiesheu: "James Wolfensohn hat hier einmal gesessen, da hat sein Handy geklingelt und der damalige US-amerikanische Präsident Bill Clinton hat ihm just dann gesagt, dass er Weltbankpräsident wird."

Ein altes Schriftstück in einer Glasvitrine: die Einbürgerungsurkunde der Stadt Frankfurt für Benjamin Metzler aus dem Jahr 1674

Bei einer Tasse Rauchtee, der exklusiv für die Bank abgemischt wurde, erzählt Wiesheu über die Metzler-Familie, mittlerweile schon in zwölfter Generation in Frankfurt ansässig, und über ihre Bedeutung für das Bankhaus: "Die Familie hält fest zur Bank, auch in turbulenten Zeiten, das versetzt uns in die Lage, langfristig zu handeln."

Kulturförderung und bürgerschaftliches Engagement

Als Vertreter der jüngsten Generation sind die Geschwister Franz und Elena von Metzler auf zentralen Posten in der Bank aktiv, wie Wiesheu erzählt. Elena von Metzler sei in den Aufsichtsrat, Franz von Metzler in den Vorstand eingezogen. Ins Licht der Öffentlichkeit rückten sie schon vor über 20 Jahren auf tragische Art und Weise, als ihr Bruder Jakob 2002 entführt und ermordet wurde. Ein Interview zur Geschichte ihres Hauses möchte aus der Familie selbst niemand geben.

Zwar gibt es in der Bankenbranche weitere Traditionshäuser wie die Bethmann Bank oder das Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe. Aber teilweise wurden diese Häuser übernommen, teilweise sind Investoren eingestiegen. Dagegen ist das Bankhaus Metzler nach eigenen Angaben deutschlandweit die einzige Privatbank, die seit 350 Jahren ohne Unterbrechung in Familienbesitz ist. In Form von Kulturförderung und anderen Arten des bürgerschaftlichen Engagements zeigen sich die Metzlers ihrer Heimatstadt erkenntlich, wo 1674 ihr Aufstieg begann.

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Geschäfte des Bankhauses

Heutzutage setzt das Bankhaus Metzler auf die Vermögensverwaltung und das Beratungsgeschäft. Die Bank veröffentlicht jedes Jahr dasselbe Ergebnis, das immer präzise 2,3 Millionen Euro beträgt und als Dividende an die Familie ausgeschüttet wird.
Nicht gerade für Kontinuität steht das neueste Sparprogramm der Bank. Sie will sich digitaler aufstellen, mehr Abwicklungsprozesse automatisieren und bis 2028 etwa ein Zehntel der rund 800 Stellen abbauen.
Langfristig will das Geldhaus nach Aussage des Vorstandssprechers Wiesheu dennoch wachsen. Man wolle an anderer Stelle Personal einstellen, etwa in der Vermögensverwaltung. In Berlin will das Bankhaus eine neue Filiale eröffnen.

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