Nichts los: Der Wiesbadener Hauptbahnhof am Mittwochmorgen

Der GDL-Streik hat begonnen. Hessens Bahnhöfe wirken vielerorts wie verwaist. Für die Inhaber der Bahnhofsgeschäfte ist das "eine Katastrophe". Sie rechnen mit bis zu 60 Prozent Umsatzverlust während der Streiktage.

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Große Einschränkungen durch GDL-Streik

hs
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Beim "Saftladen" im Wiesbadener Hauptbahnhof gönnten sich am Dienstagmorgen noch viele Reisende auf dem Weg zum Zug einen frisch gepressten Kiwi- oder Papaya-Saft. Das wird sich in den kommenden Tagen vermutlich ändern.

Wegen des sechstägigen Bahnstreiks erwartet die Deutsche Bahn "massive Beeinträchtigungen“ im Fern- und Regionalverkehr, zu dem auch die S-Bahnen im Rhein-Main-Gebiet gehören. Viele Pendler werden versuchen, im Homeoffice zu arbeiten - oder auf anderem Weg zur Arbeitsstelle zu kommen.

"Katastrophe für mich"

"Das ist eine Katastrophe für mich", sagt Saftladenbesitzerin Serpil Aydin. Rund 40 Prozent weniger Umsatz habe sie während des letzten Streikes Anfang Januar gehabt. Vor dem Jahreswechsel legte die GDL bei zwei Warnstreiks große Teile des Personenverkehrs lahm, im Januar folgte dann ein dreitägiger Streik.

Die nächsten Tage will Aydin weniger Mitarbeitende einteilen und früher schließen. "Nach 18 Uhr lohnt es sich nicht mehr, hier zu stehen", sagt sie. Was abends übrig bleibt, verkauft sie in Überraschungstüten zu einem günstigeren Preis. "Da gehen dann abends – statt der üblichen zehn – bis zu 25, 40 Tüten hier raus. Rentabel ist das nicht mehr."

Geschäftsfrau Serpil Aydin steht hinter dem Tresen ihres "Saftladens". In der Auslage sind Salate und belegte Brötchen zu sehen.

Nicht weit entfernt hat Luisa Lubk ihre Blumengalerie im Bahnhof. Sie rechnet sogar mit 60 Prozent Umsatzrückgang. Vor allem Pendler kauften hier Blumen. "Ich denke, es ist für alle Geschäfte im Bahnhof ärgerlich, wir haben ja trotzdem unsere laufenden Kosten", sagt sie. Während der Streiktage mache sie Minus, auch wegen der Energiekosten: "Meine Kühlzelle läuft in der Zeit ja trotzdem weiter."

Auch an anderen hessischen Bahnhöfen rechnen die Einzelhändler mit drastischen Umsatzeinbußen während des Streiks. Die Bäckereikette Eifler geht an ihrem Standort im Frankfurter Hauptbahnhof von einer Halbierung ihrer Umsätze aus.

Handelsverband: Unternehmen haben wirtschaftliche Verluste

Konkrete Zahlen, wie stark die Geschäfte in den hessischen Bahnhöfen vom Streik betroffen sind, können allerdings weder der Hessische Industrie- und Handelskammertag noch der Handelsverband Hessen vorlegen. Klar sei: "Die Unternehmen an den Bahnhöfen mit Reisebedarf sind direkt betroffen und haben wirtschaftliche Verluste", sagt Sven Rohde, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes.

Betroffen von dem Streik ist auch die Kette Yorma's, die Snacks und Getränke anbietet – und auch im Hauptbahnhof Darmstadt eine Filiale betreibt. Der Prokurist Matthias Schmid spricht von deutschlandweit 60 Prozent Umsatzeinbußen während des Streiks im Januar.

Trotzdem kann Schmid dem Streik der GDL auch etwas Positives abgewinnen. "Wenn es am Schluss dazu führt, dass die Lokführer und Zugbegleiter zufrieden sind, werden auch die Fahrgäste zufrieden sein und davon leben wir", sagt er.

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Darum wird gestreikt

  • Die Bahn und die GDL verhandeln seit Anfang November über neue Tarifverträge.
  • Der Knackpunkt der Tarifrunde ist die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL fordert, diese von 38 auf 35 Stunden zu reduzieren bei vollem Lohnausgleich.
  • Am vergangenen Freitag hatte die Deutsche Bahn ein neues Tarifangebot vorgelegt, um die GDL wieder an den Verhandlungstisch zu holen. Darin ist unter anderem auch eine Option zu einer Stunde weniger Arbeitszeit für Lokführer und Zugbegleiter ab dem 1. Januar 2026 enthalten. Die Gewerkschaft lehte das Angebot ab.
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