Der Hinweis GDL-Streik leuchtet auf einer Fahrgastinformationsanzeige in einem Bahnhof auf.

Der dreitägige Arbeitskampf der Lokführer bei der Deutschen Bahn ist vorbei. Der GDL-Vorsitzende spricht derweil schon vom nächsten umfangreichen Streik.

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GDL-Streik beendet

hs 12.01.2024
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Nach dem dreitägigen Streik der Lokführergewerkschaft GDL fahren die Regional- und Fernzüge der Deutschen Bahn wieder nach Plan. Das hat ein Sprecher am Samstagmorgen mitgeteilt. Demnach kann es im S-Bahn-Verkehr im Rhein-Main-Gebiet jedoch weiterhin zu Verzögerungen oder Ausfällen kommen.

Zudem könnten die Züge am Wochenende besonders voll sein, denn viele Reisende würden nun die Fahrten nachholen, die sie wegen des Streiks verschoben hatten. Gleichzeitig enden in Hessen die Ferien.

Der Streik der GDL war am Freitag um 18 Uhr zu Ende gegangen. "In beeindruckender Geschlossenheit", so meldete es die GDL am Freitagabend, hätten die Mitglieder für ihre legitimen Forderungen gekämpft. Die Gewerkschaft äußerte erneut Verhandlungsbereitschaft. Die Deutsche Bahn müsse sich dafür aber bewegen. "Sonst verliert sie auch hier den Anschluss."

GDL will Bahn "ein Stück weit" Zeit lassen

Der Ausstand hatte am Dienstagabend um 18 Uhr begonnen. Die GDL bestreikte zunächst den Güterverkehr, am Mittwochmorgen um 2 Uhr wurde der Streik auf den Personenverkehr ausgeweitet.

Es war bereits der fünfte Streik bei der Deutschen Bahn in den vergangenen neun Monaten - und der erste mehrtägige Arbeitskampf in der laufenden Tarifrunde. Die GDL sprach am Mittwoch von einer hohen Streikbeteiligung.

Nach dem Ende des Streiks will die Lokführergewerkschaft den Arbeitgebern "ein Stück weit" Zeit lassen. Aber: "Wenn nichts passiert, dann ist der nächste Arbeitskampf unvermeidlich", kündigte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Freitagmittag in Magdeburg an. Der Umfang könne über den nun beendeten Streik hinausgehen, ergänzte er am Samstag laut einer Pressemitteilung der GDL. Der Bahn warf Weselsky vor, die Verhandlungen bisher zu blockieren.

Transdev-Streik vorzeitig beendet

Zur Arbeitsniederlegung aufgerufen waren die Beschäftigten der Deutschen Bahn, hauptsächlich Lokführer und das Zugpersonal. Auch das Eisenbahnunternehmen Transdev war vom Streik betroffen.

Am Freitagmorgen teilte die GDL mit, die dortigen Maßnahmen schon am Mittag - und damit sechs Stunden früher als geplant - zu beenden. Transdev ist das zweitgrößten Bahnunternehmen in Deutschland und betreibt unter anderem Eisenbahn- und Busverkehr in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.

Das Unternehmen habe in einem schriftlichen Angebot versichert, "ernsthaft über sämtliche Kernforderungen der aktuellen Tarifrunde" zu verhandeln, erklärte GDL-Chef Weselsky. Es gehe dabei insbesondere um die stufenweise Absenkung der Wochenarbeitszeit auf eine 35-Stunden-Woche. Diese ist auch ein Streitpunkt in den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn.

Stellwerk-Probleme in Weilburg

Auch die bei der GDL organisierten Fahrdienstleiter, die den Zugverkehr an den Stellwerken bundesweit koordinieren, waren zum Warnstreik aufgerufen.

Tatsächlich blieb für die Dauer des Streiks ein Stellwerk bei Weilburg (Limburg-Weilburg) im morgendlichen Zugverkehr unbesetzt - allerdings wegen eines erhöhten Krankenstands, wie die Bahn mitteilte. Das führte auch am Freitag zu Ausfällen auf der Linie RB45 zwischen Koblenz und Gießen.

Zahlreiche Ausfälle im Nah- und Fernverkehr

Die Bahn bot bis Samstag früh einen Notfahrplan an. Im Fernverkehr fuhr nur etwa jeder fünfte Zug. Der Betrieb wurde auf einigen Regionalexpress- und Regionalbahn-Linien komplett eingestellt, andere verkehrten nur im Zwei-Stunden-Takt. Im Rhein-Main-Gebiet entfielen während des Streiks nahezu alle S-Bahnen.

Die Linien von VIAS, Vlexx, Cantus-Bahn und Hessischer Landesbahn (HLB) wurden laut RMV nicht bestreikt.

Die Zugbindung wurde für die Dauer des Streiks aufgehoben, wie die Bahn im Vorfeld angekündigt hatte. Bereits gekaufte Tickets konnten demnach kostenfrei storniert oder zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden.

Zuletzt keine Verhandlungen zwischen GDL und Bahn

In der aktuellen Tarifrunde geht es vor allem um eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Außerdem fordert die Gewerkschaft 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie.

Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Forderung nach einer gesenkten Arbeitszeit hatte sie zuletzt rigoros abgelehnt.

GDL-Chef Claus Weselsky erklärte die Verhandlungen daher für gescheitert und kritisierte, dass keine Kompromisse zu finden seien. Seit mehreren Wochen wurde offiziell nicht mehr verhandelt. Daran änderte auch ein vergangene Woche von der Bahn präsentiertes Angebot nichts, das ein Modell für eine 35-Stunden-Woche bei Lohnabstrichen vorsieht.

Gerichte erlaubten GDL-Streik

Sowohl Transdev als auch die Deutsche Bahn hatten erfolglos versucht, die Streiks per einstweiliger Verfügung gerichtlich zu stoppen. Das Arbeitsgericht Frankfurt wies am Montagabend entsprechende Anträge ab, am Dienstagabend wies das Hessische Landesarbeitsgericht eine Berufung der Bahn zurück.

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