Verdi ruft zum Streik auf

Betriebsrat und Gewerkschaft sind wütend: Wegen Personalknappheit will das Uniklinikum Gießen auch Corona-positive Mitarbeiter zum Dienst antreten lassen. Für kommende Woche hat Verdi außerdem zu Warnstreiks aufgerufen.

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Warnstreiks am UKGM angekündigt

Neubau der Uniklinik Gießen
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"Der Versuch, Corona-infizierte Kolleginnen und Kollegen einzusetzen, macht mich fassungslos", sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm dem hr am Freitag. Zuvor hatte das Uniklinikum Gießen-Marburg (UKGM) angekündigt, dass künftig auch positiv getestete Mitarbeiter arbeiten dürfen - als Notlösung gegen Personalausfälle.

Betriebsrat und Gewerkschaft reagierten entsetzt. Verdi rief für kommende Woche zu Warnstreiks am UKGM auf - was die angespannte Lage dort weiter verschärfen könnte.

Operationen könnten ausfallen

Die nicht-ärztlichen Beschäftigten sind aufgerufen, ab Beginn der Frühschicht am kommenden Dienstag bis zum Ende der Spätschicht am Mittwoch ihre Arbeit niederzulegen. "Die Versorgung wird in dieser Zeit deutlich eingeschränkt sein, Operationen und Behandlungen fallen aus", kündigte die Gewerkschaft an. Es könne nicht sein, dass Beschäftigte angehalten würden, krank zu arbeiten, erklärte Dzewas-Rehm.

Viele Mitarbeiter haben offenbar auch nicht vor, trotz positivem Test zu arbeiten: Der Betriebsratvorsitzende Marcel Iwanyk sagte dem hr, manche würden bereits überlegen, nicht zur Arbeit zu kommen, wenn sie wüssten, dass sie mit positiven Kollegen eingeteilt seien.

Gewerkschaft warnt vor Signalwirkung

Die neue Corona-Regelung habe "massive Unruhe in der Belegschaft" ausgelöst, sagte Iwanyk: "Man wurde zwei Jahre lang angehalten, alle Hygienemaßnahmen zu beachten, weil Corona gefährlich ist - und jetzt dieser Schritt."

Fabian Dzewas-Rehm von Verdi warnte außerdem vor einer möglichen Signalwirkung der neuen Regelung am UKGM: "Ich befürchte, dass sich andere Kliniken daran ein Beispiel nehmen werden."

Klinik sieht kritische Versorgungslage

In einem Newsletter an die Beschäftigten hatte die Klinik am Mittwoch mitgeteilt, man befinde sich in einer kritischen Versorgungslage. "Die Zahl der Krankheitsausfälle in allen Bereichen des Klinikums hat einen nie dagewesenen Höchststand erreicht", teilte eine Pressesprecherin der Klinik am Freitag mit.

Deshalb sollten auch positiv getestete, symptomfreie Mitarbeiter mit FFP2-Maske arbeiten dürfen - möglichst außerhalb vulnerabler Bereiche. "Tätigkeiten mit direktem Patientenkontakt können erst aufgenommen werden, wenn der täglich durchzuführende Antigenschnelltest (als Selbsttest) negativ ist", hieß es dazu. Derzeit spüren viele hessische Kliniken die Auswirkungen der Corona-Sommerwelle - mit hohen Ansteckungszahlen und Krankheitsfällen beim Personal.

Kundgebungen in Gießen und Marburg geplant

Für Dienstag und Mittwoch rief Verdi die Beschäftigten des UKGM zu Kundgebungen in Gießen und Marburg auf, um gegen den Personalmangel zu protestieren. "Wir wollen ein deutliches Signal an Arbeitgeber und Politik senden", hieß es in einer Mitteilung.

Die Gewerkschaft fordert unter anderem die Übernahme von Azubis sowie einen Ausschluss aller Kündigungen: Ende des Jahres laufe neben der Übernahme der Azubis auch der umfassende Kündigungsschutz aus. Daher brauche es einen "Tarifvertrag Beschäftigungssicherung".

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