Ein Strommast vor blauem Himmel.

179 Strommasten auf einer Strecke von 65 Kilometern in Nordhessen: Der hessische Teil der Höchstspannungs-Stromtrasse "Wahle-Mecklar" ist nach fünf Jahren Bauzeit offiziell fertiggestellt. Das Projekt war umstritten.

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"Stromautobahn" in Nordhessen ist fertig

hs
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Der hessische Teil einer neuen Höchstspannungsleitung von Wahle bei Braunschweig (Niedersachsen) nach Ludwigsau-Mecklar (Hersfeld-Rotenburg) ist am Dienstag offiziell fertiggestellt worden. Mit ihr soll an der Nordseeküste produzierter Strom aus Windenergie nach Hessen fließen.

"Mit dem neuen Leitungsabschnitt ist ein zentraler Baustein der Energiewende in Hessen sichtbare Realität geworden", sagte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bei der Eröffnung in Körle (Kassel). "Nur mit dem konsequenten Netzausbau schaffen wir die Voraussetzungen, erneuerbare Energien in das Stromnetz zu integrieren und damit deren Anteil dauerhaft zu erhöhen."

Leitung soll "Engpässe spürbar verringern"

Die neue Leitung werde den Strom von der Küste in die Verbrauchszentren des Südens bringen und damit "strukturelle Netzengpässe spürbar verringern", sagte Al-Wazir weiter.

"Wir treiben den Netzausbau in Deutschland maßgeblich voran", sagte der Geschäftsführer des Betreibers Tennet, Tim Meyerjürgens. Die neue Leitung steigere auch die Versorgungssicherheit in Südniedersachsen und Nordhessen.

Ein Mann in einer gelben Weste steht vor einem Strommast.

Rund drei Gigawatt an Strom können durch die Trasse fließen. Nach Angaben von Tennet entspricht das der Leistung von vier Großkraftwerken, die in Zukunft bei einem Netzengpass nicht mehr hochgefahren werden müssen.

250 Millionen Euro Kosten

Der hessische Teil der 230 Kilometer langen Stromtrasse ist 65 Kilometer lang und führt östlich an Kassel vorbei, durch das Fuldatal bis nach Ludwigsau-Mecklar. Seit Mai 2018 wurde an den bis zu rund 100 Meter hohen Masten gebaut. Die Kosten betragen rund 250 Millionen Euro.

Eine Besonderheit ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums, dass bereits bestehende Leitungen auf einer Strecke von fast 45 Kilometern in die neue Trasse integriert wurden. Komplett in Betrieb gehen soll die Leitung erst 2024, da der letzte Abschnitt auf niedersächsischer Seite noch im Bau ist.

Rumpf eines Strommastes mit Bagger

Al-Wazir verteidigt Projekt gegen Bedenken

Der Bau der Höchstspannungsleitung war umstritten: Bürgerinitiativen hatten jahrelang dagegen gekämpft. Sie befürchteten eine Verschandelung der Landschaft, mehr Elektrosmog und Gefahren für Vögel.

Wirtschaftsminister Al-Wazir verteidigte die neue Höchstspannungsleitung auf hr-Nachfrage gegen solche Bedenken. "Diese Masten sind so gebaut, dass sie kein Problem für Vögel darstellen." Es gebe etwa Warnmarkierungen, die Vögel fernhalten sollen.

Mit Blick auf den Naturschutz argumentierte Al-Wazir: "Die größte Bedrohung für die Artenvielfalt ist der Klimawandel." Deutschland müsse die Energiewende schaffen, um klimaneutral zu werden. Und so sei der Netzausbau am Ende "auch ein Beitrag für den Artenschutz".

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