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VGH gibt grünes Licht für Rodungen im Reinhardswald

Für ein Windrad gerodete Fläche auf dem Langenberg im Reinhardswald

Eigentlich sollten schon im Februar Flächen für den geplanten Windpark im Reinhardswald gerodet werden. Ein Gerichtsurteil stoppte die Arbeiten damals. Durch eine Änderung der Hessischen Bauordnung dürfen nun aber doch Bäume gefällt werden.

Die Rodungsarbeiten für den geplanten Windpark im Reinhardswald im Landkreis Kassel können vorerst weitergehen:

Nach einem Beschluss des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) in Kassel dürfen die für Oktober geplanten Fällarbeiten zum Bau eines Zufahrtswegs durchgeführt werden. Damit gab das Gericht zwei Anträgen des Regierungspräsidiums Kassel sowie des Windparkbetreibers teilweise Recht.

Sie hatten gefordert, dass der Baustopp, den der VGH im Februar verhängt hatte, aufgehoben wird. Der VGH hatte damals einem Eilantrag eines Umweltverbandes stattgegeben. Demnach durften für den Bau der Zufahrt keine Bäume gefällt werden, solange dafür keine gesonderte Baugenehmigung vorliegt.

Änderung der Hessischen Bauordnung macht Rodung möglich

Diese sei seit einer gesetzlichen Änderung der Hessischen Bauordnung von Juli nun nicht mehr erforderlich, teilte der VGH am Dienstag mit. Außerdem habe das Regierungspräsidium nach einer Prüfung von drei Zufahrtsmöglichkeiten aufzeigen können, dass mit der gewählten Variante die geringsten Eingriffe in Wald und Natur einhergingen. Der Beschluss des Gerichts ist nicht anfechtbar.

Für die Zufahrtswege sollen einige bereits vorhandene Forstwege für den Schwerlastverkehr über mehrere Kilometer auf insgesamt 5,50 Meter verbreitert werden und einen mindestens 60 Zentimeter starken Unterbau erhalten. Ohne diesen Ausbau konnte der Bau des Windparks bislang nicht weitergehen.

Wasserschutzgebiete zunächst von Arbeiten ausgenommen

Die Rodungsfreigabe gilt laut VGH allerdings nur für bestimmte Flächen. Im Gebiet "Weserhänge mit Bachläufen" rund um den Langenberg, in dem Wasserschutzgebiete ausgewiesen sind, fehle es noch an einer bundesrechtlich gebotenen Zulassigkeitsprüfung.

Die Auswirkungen des Bauvorhabens auf Wasser und Boden müssten noch vollständig ermittelt und bewertet werden, hieß es in der Begründung des Gerichts. Da die Schutzgebiete zugunsten der Trinkwasserversorgung festgelegt worden seien, müssten außerdem auch die entsprechenden Versorger förmlich beteiligt werden. Das sei bisher nicht passiert.

Größtes Windkraft-Projekt in Hessen

Insgesamt sollen im Reinhardswald 18 Windräder entstehen. Der Bau des Windparks wurde bereits im Februar 2022 genehmigt. Wegen des Vorkommens der streng geschützten Haselmaus wurde zwischenzeitlich allerdings die Rodung an 11 von 18 Standorten gestoppt

Es ist derzeit in Hessen der größte neu entstehende Windpark, der sich in einer Planungs- oder Bauphase befindet. Mit rund 100 Megawatt Nennleistung wäre er hessenweit der leistungsstärkste Windpark.

Was die geplante Anzahl der Windkraftanlagen betrifft, gibt es aber bereits größere Windparks in Hessen: Die meisten Windräder, nämlich 39, stehen derzeit im Windpark Goldener Steinrück bei Ulrichstein (Vogelsberg).

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