Ein Mann steht auf einem Podest, hält ein Mikrofon in der Hand und singt. Drumherum stehen viele Menschen.

Der Hessentag 2024 in Fritzlar wird in deutlich abgespeckter Form stattfinden: Die Stadt streicht die Hessentags-Arena für Konzerte von Popstars. Der Steuerzahlerbund hofft, dass dieser Sparkurs Schule macht.

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Keine Konzert-Arena beim Hessentag in Fritzlar

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Welche Stars geben sich auf dem Hessentag die Ehre? Darüber will die Stadt Fritzlar (Schwalm-Eder) in den kommenden Wochen informieren. Rund ein halbes Jahr vor dem Beginn des Landesfests wartet Bürgermeister Hartmut Spogat (CDU) zunächst mit einer anderen Überraschung auf: Die Stadt verzichtet beim Hessentag 2024 auf die sogenannte Hessentags-Arena, wie Spogat dem hr bestätigte. Zunächst hatte darüber FFH berichtet. Damit fänden auch keine Konzerte von Topstars statt, erklärte der Rathauschef.

Als Grund für die Abspeckkur nannte Spogat die Kosten. Die Arena mit Platz für bis zu 15.000 Zuschauer hätte die Stadt Fritzlar demnach rund 1,5 Millionen Euro gekostet. Vor allem die Künstlergagen, der Sanitäts- und Sicherheitsdienst sowie Toiletten, Strom und das Catering seien nicht finanzierbar.

Und das ist nicht alles: Wegen des zu erwartenden Zuschaueransturms hätte die Stadt die Bahnsteige der Bahnhöfe in Wabern und Fritzlar auf eigene Kosten verlängern müssen. Diese Maßnahme hätte nicht nur Planungsaufwand bedeutet, sondern ebenfalls Mehrkosten in Höhe von rund 530.000 Euro.

Veranstaltungsagentur erst kürzlich abgesprungen

Man wolle in Fritzlar lieber einen Hessentag der Zukunft veranstalten, sagte der Bürgermeister - ohne Superlative, aber dafür kostengünstiger. Konzerte und Großveranstaltungen werde es auf dem Landesfest im kommenden Jahr dennoch geben: unter anderem im großen Festzelt mit 5.000 Plätzen oder aber auch im hr-Treff.

Der 61. Hessentag soll vom 24. Mai bis 2. Juni stattfinden. Zeitgleich feiert die Stadt das Jubiläum "1.300 Jahre Fritzlar". Unter einem glücklichen Stern steht das Landesfest bislang aber nicht. Erst Ende Oktober hatten Stadt und Projektleitung die Zusammenarbeit beendet. Die Agentur MK Holding aus Villmar (Limburg-Weilburg) war seit 2002 in nahezu alle Hessentage involviert gewesen. Insider hatten bereits befürchtet, dass der Zeitraum für eine neue Organisation bis zum Beginn des Landesfests zu knapp werden könnte.

Hessentag im "Schwarzbuch" der Steuerzahler

Ob aus rein finanziellen Gründen oder organisatorischen Problemen: Dass die Stadt auf die Hessentags-Arena verzichten will, kommt beim hessischen Bund der Steuerzahler (BdSt) gut an. "Wir fühlen uns in unserer Kritik bestätigt. Ein zehntägiger Hessentag in jedem Jahr mit vielen kleinen und großen Veranstaltungen ist für viele Kommunen nicht mehr finanzierbar", sagte BdSt-Chef Joachim Papendick am Mittwoch dem hr.

Das Landesfest, wie es Hessen seit Jahren praktiziert werde, sei überdimensioniert und überholt. "Die Kommunen sind hinterher tief im Schuldensumpf", sagte Papendick. Sein Wunsch: Hessen möge sich an den anderen Bundesländern orientieren und ein deutlich kürzeres Fest auf die Beine stellen: "Drei Tage Hessentag sind absolut genug."

Der Steuerzahlerbund hatte den Hessentag jüngst in sein berüchtigtes Schwarzbuch aufgenommen, der besonders schwere Fälle mutmaßlicher Steuerverschwendung beinhaltet. Rund 20 Millionen verschlinge der Hessentag jährlich und sei in der aktuellen Form "längst kein heimeliges Fest zur Stärkung der hessischen Identität mehr".

Staatskanzlei weist Kritik zurück

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Hessentag in Fritzlar verzichtet auf Hessentags-Arena

Ein Mann steht auf einem Podest, hält ein Mikrofon in der Hand und singt. Drumherum stehen viele Menschen.
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Beim Chef der Hessischen Staatskanzlei, Axel Wintermeyer (CDU), stößt die Kritik des Steuerzahlerbunds auf Unverständnis. Der Hessentag sei ein "Gewinn für jede Stadt" und biete etwa die Gelegenheit, "Straßen, Rathäuser oder Schwimmbäder gebaut zu bekommen", sagte er dem hr. Eine Verkürzung würde laut Wintermeyer zwar weniger Personalkosten bedeuten, aber auch die Einnahmen senken. "Das ist eine Milchmädchenrechnung."

Von den Kürzungsplänen der Stadt habe er aus der Presse erfahren, er mache Fritzlar deswegen aber keinen Vorwurf. "Wir wissen, dass große Arenen heute nicht mehr so gut gefüllt werden können." Der Hessentag sei ohnehin "keine Landesparty", sondern ein Fest der Integration und ein Investitionsschub für die gesamte Region.

Die Entscheidung eines abgespeckten Hessentags müsse trotzdem nicht von Dauer sein, meint Wintermeyer. In Fulda beispielsweise könne man den Domplatz für große Konzerte nutzen. Die osthessische Stadt richtet den Hessentag 2026 aus.

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