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Bischof Bätzing sieht dramatischen Niedergang der Kirchen in Deutschland

Der Dom in Limburg

Zusammenbrüche, Krisen, Rekordaustritte: Die Kirchen in Hessen ziehen für 2023 eine ernüchternde Bilanz. Es gebe aber auch Zeichen für Solidarität und Zusammenhalt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hat in seiner Predigt zum Jahresabschluss weitere Veränderungen in der katholischen Kirche angemahnt. "Reformen lösen gewiss nicht alle Probleme der katholischen Kirche, aber diese verschärfen sich, wenn Reformen ausbleiben", sagte Bätzing am Sonntag nach Angaben der Bischofskonferenz in Frankfurt.

Die Kirche sei nicht am Ende. Bätzing räumte aber ein: "Es gelingt uns schon lange nicht mehr, den Glauben und die Verbundenheit zur Kirche von Generation zu Generation weiterzugeben."

"Entwicklung nicht verharmlosen"

Das Vertrauen in die katholische Kirche sei enorm gesunken, fast die Hälfte der Katholikinnen und Katholiken denke über einen Kirchenaustritt nach. "Solche Entwicklungen zu verdrängen oder zu verharmlosen, wäre fatal", sagte Bätzing und forderte: "Wir müssen uns ehrlich machen und von Augenwischerei verabschieden."

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz zog eine ernüchternde Jahresbilanz. Flucht, Vertreibung, Krieg, Terror oder auch die Klimakrise mit ihren ökologischen und ökonomischen Folgeentwicklungen forderten heraus und bestimmten den Rückblick auf das Jahr.

Auch die Kirche habe viel verloren. Hunderttausende hätten ihr den Rücken gekehrt und seien aus ganz unterschiedlichen Gründen ausgetreten. "Es tut mir leid um jede und jeden Einzelnen", sagte Bätzing.

Bischof Gerber: Elisabethkirche steht für Solidarität

Auch Bischof Michael Gerber blickte in seiner Silvesterpredigt auf einige Herausforderungen und Zusammenbrüche zurück, die die katholische Kirche in seinem Bistum Fulda und darüber hinaus im Jahr 2023 erlebt habe.

Als Sinnbild diente ihm dabei das eingestürzte Dach der Elisabethkirche in Kassel. Dieses stehe neben dem Zusammenbruch für eine neue Dynamik von Solidarität und Unterstützung – seit jeher Markenzeichen der Christinnen und Christen, sagte Gerber.

Im Jahresabschluss-Gottesdienst ließ er ein Foto mit Trümmern der eingestürzten Kirche zeigen. Durch einen Spalt zu sehen: ein Kreuz mit Jesus, das inmitten des Chaos an der Wand hängen geblieben war. "Das ist unser Glaube", betonte der Bischof, inmitten der Zusammenbrüche unseres Lebens zeige sich Jesus selbst.

Das Dach der Elisabethkirche war Anfang November in der Mitte durchgebrochen und nach innen eingeklappt. Zu dem Zeitpunkt hielt sich glücklicherweise nur eine Person in der Kirche auf, die mit einem Schock davon kam. Aktuell analysiert die Technische Universität München Proben der Holzleimbinder aus dem Kirchendach. So sollen künftig ähnliche Katastrophen verhindert werden, wie Gerber sagte.

Kirchenpräsident Jung: Krisen lassen Menschen dünnhäutig werden

Der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, rief in seinem Wort zum Neujahr dazu auf, dem zunehmenden Stress mit Respekt und Liebe zu begegnen. Die Kriege in der Ukraine und in Nahost sowie weitere Krisen ließen die Menschen dünnhäutiger werden. Der Text sollte in der ersten Ausgabe des Magazins "chrismon - plus Hessen-Nassau" erscheinen.

Vor allem aggressive Gespräche und Auseinandersetzungen sind Jung zufolge ein Ausdruck gesellschaftlicher Anspannung. Dem entgegen stehe der Bibelsatz: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe" aus dem 1. Korintherbrief. Für ein besseres Miteinander sollten Menschen diesen Satz beherzigen. Mit einem freundlichen und respektvollen Umgang wäre schon "viel gewonnen".

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