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15 Kommunen klagen gegen Fluglärm

Ein Flugzeug überfliegt beim Landeanflug Wohnhäuser

Fünf Jahre lang haben Wissenschaftler erforscht, wie der Flughafen Frankfurt das Leben, Arbeiten und Wohnen im Rhein-Main-Gebiet beeinflusst. Jetzt wurden die Ergebnisse vorgestellt. Zeitgleich ziehen 15 lärmgeplagte Kommunen vor Gericht.

Wie wirkt sich der Frankfurter Flughafen auf Leben, Arbeiten und Wohnen in der Region aus? Dieser Frage ging eine Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung aus Osnabrück und des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen nach. Über fünf Jahre lang bereitete ein wissenschaftliches Team im Auftrag des Landes Hessen Daten auf, überprüfte Annahmen und führte umfangreiche Analysen durch.

Fluglärm ist demnach für viele Anwohnerinnen und Anwohner ein großes Problem. Allerdings besteht kein ursächlicher Zusammenhang zwischen erhöhter Lärmbelastung sowie sozialer Benachteiligung und sozialen Problemen in Kommunen, wie René Lehweß-Litzmann, einer der Autoren des "Sozialmonitoring Flughafen Frankfurt und Region", am Donnerstag in Dietzenbach (Offenbach) erklärte.

Die Wichtigsten Erkenntnisse der Studie:

  • Der Flughafen hat einen großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt: In einigen Gemeinden lag der Anteil der vom Flughafen direkt und indirekt abhängigen Beschäftigten bei mehr als 60 Prozent. Spitzenreiter war Erlensee (Main-Kinzig) mit 70 Prozent.
  • Mehr als die Hälfte der Bewohner in den Nachbarschaften rund um den Flughafen fühlen sich durch Fluglärm hoch belästigt. Sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen leiden besonders stark darunter.
  • Fluglärm senkt Mieten aufgrund von Wohnknappheit nicht, mindert die Kaufpreise für Wohnungen aber leicht. Ein wichtiger Grund: Kaufinteressierte können Fluglärm im Gegensatz zu Mietinteressierten eher bei der Wohnortwahl berücksichtigen.
  • Es gibt auch keinen Nachweis für die Bildung sozialer Brennpunkte. Allerdings bevorzugten einkommensstarke Menschen weiter vom Airport entfernt liegende, ruhigere Wohngegenden.
  • Keiner der Befragten gab an, wegziehen zu wollen, trotz teilweise stark empfundener Belästigung. Gründe sind vor allem die starke Bindung an die Umgebung, das Haus oder die Familie.

Die Studie erfasst 112 Kommunen in Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Untersuchung wurde von Kritiken und Befürworter des Flughafenausbaus gefordert, um die zukünftige Entwicklung des Flughafens zu besprechen.

Kommunen klagen gegen Anflugverfahren

Fast zeitgleich zu den Ergebnissen der Studie reichten am Donnerstag Heusenstamm, Neu-Isenburg (beide Offenbach) und Rüsselsheim stellvertretend für 15 Kommunen Klage beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel ein. Sie wollen gegen den Fluglärm vorgehen. Denn seit gut eineinhalb Jahren wird am Frankfurter Flughafen ein gekurvter Landeanflug getestet, um den Fluglärm für Großstädte zu reduzieren. Die umliegenden Kommunen sehen darin eine Lärmverschiebung auf ihre Kosten und wollen es daher stoppen.

Bei dem kritisierten Anflugverfahren meiden die Flugzeuge Städte wie Offenbach und Mainz, in dem sie erst kurz vor Rüsselsheim oder Neu-Isenburg auf den Endanflug eindrehen. Die Kommunen kritisieren außerdem, dass der Probebetrieb Anfang des Jahres noch einmal verlängert und ausgeweitet worden ist. Die Fluglärmkommission hatte die Entscheidung damit begründet, dass noch nicht genügend Daten für eine abschließende Auswertung gesammelt worden seien. 

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