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Hacken bis in die Nacht für die Wissenschaft

Im Bildvordergrund grpß bunte Plastikteile, im Hintergrund Menschen vor Bildschirmen an einem Desk sitzend.

Hackerwettbewerbe werden oft von Universitäten veranstaltet. Jetzt haben die Esa und weitere Institute einen solchen durchgeführt. Mit Weltraumszenarien, die nur auf den ersten Blick wie Science Fiction wirken.

Im Darmstädter Raumfahrtkontrollzentrum ESOC summt und brummt es. Kleine Roboterfahrzeuge kurven durch das leicht abgedunkelte Pressezentrum. Sie sind etwa kniehoch, bunt und tragen lustige Gesichter. Die sechsrädrigen Rover sind ein wenig ihren großen und kostbaren Geschwistern nachempfunden, die etwa auf dem Mars ihren Dienst verrichten.

Sie sind Dreh- und Angelpunkt eines Hackerwettbewerbs. 39 Studenten und eine Studentin versuchen in fünfköpfigen Teams, ihren Rover vor Cyberangriffen zu schützen. Gleichzeitig wollen sie ihrerseits die Fahrzeuge der gegnerischen Teams lahmlegen, etwa, indem sie sich in die Steuerung hacken oder die Batterie leerlaufen lassen.

Cybersicherheit auch für Raumfahrt immer wichtiger

Gastgeberin des Finales vom Dienstag ist die Europäische Raumfahrtbehörde Esa. Denn das Thema Cybersicherheit gewinnt auch in der Raumfahrt immer mehr an Bedeutung. Satelliten sind heute unverzichtbar für die Navigation oder die Kommunikation. Als wichtiger Bestandteil der Infrastruktur sind sie potenzielle Angriffsziele für Cyberattacken.

Riesenantennen oder James-Bond-Ausrüstung braucht man dafür heute nicht mehr. "Mittlerweile kann man die Sets im Laden kaufen, mit denen man mit Satelliten kommunizieren kann", weiß Esa-Experte Daniel Fischer. Daher sei es wichtig, gerade junge Leute, die Experten von morgen, für das Thema Cybersicherheit zu begeistern.

Neue Generation von Experten

Mit im Boot sind deshalb das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE und das Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie (Fraunhofer SIT) in Darmstadt. "So ein Event ist zum einen sehr nützlich, um die nächste Generation von Cybersicherheitsforschern heranzuziehen", sagt Steven Arzt vom Fraunhofer SIT.

Andererseits wolle man eine Gelegenheit für die Community schaffen, sich zu treffen und aneinander zu messen. Esa-Mann Fischer ergänzt: "Wir wollen generell unsere Zusammenarbeit mit den Universitäten und der akademischen Welt ausbauen."

Internationale Teams im Finale

An der Vorausscheidung konnten online Studierende aus allen Mitgliedsländern der Esa teilnehmen. Die besten wurden zum Finale nach Darmstadt eingeladen. Hessen sind dort nicht verteten. "Die Darmstädter haben es leider nicht ins Finale geschafft", sagt Fischer. Die Teilnehmer, die im ESOC die Rover steuern, kommen aus Polen, Italien und Deutschland.

Videobeitrag

Video

Hackerwettbewerb bei der Esa in Darmstadt

Junge Menschen an Tischen vor Laptops, an der wand eine große Anzeigetafel
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Zunächst müssen die Teams Zugang zu ihrem jeweiligen Rover bekommen. Es herrscht aufgeregtes Gemurmel und hektisches Getippe. Über die Monitore flimmern vor allem Zahlenreihen. Der Laie kann mit dem, was dort zu sehen ist, wenig anfangen.

Mehr als nur ein nerdiges Hobby

Für die Junghacker dagegen, größtenteils IT-Studenten mit Schwerpunkt Cybersicherheit, ist das Alltag. "Wir sind alle überzeugt von Cybersecurity und spielen auch am Wochenende gerne solche Sachen", erzählt Teilnehmer Mark aus Berlin.

Es sei aber nicht nur ein nerdiges Hobby, betont der Student. Er weiß um die Karrierechancen, die sich in dem wachsenden Berufsfeld auftun. "Die meisten hier arbeiten schon irgendwie in Richtung Cybersecurity", sagt er. Dann widmet er sich wieder seinem Rover und dem Team.

Ohne Sichtkontakt durch's Labyrinth

In der zweiten Runde müssen die Roboterautos durch ein Labyrinth gesteuert werden, das eine Marsstation simuliert. Die Teams haben jetzt keinen Sichtkontakt mehr zu ihrem Rover. Stattdessen blicken sie durch das Kameraauge des Roboters, um an den Wänden des Labyrinths QR-Codes zu erfassen. Dahinter verbergen sich weitere Aufgaben für die Teams, die es zu lösen gilt.

Am Ende entscheidet die Summe der gesammelten Punkte über den Sieg. Zu gewinnen gibt es neben kleinerer Hacker-Hardware immerhin kostenlose Trainings zur Satellitensteuerung im ESOC, aber auch Lehrgänge im Fraunhofer SIT zur Abwehr von Cyberangriffen.

Sprungbrett für die Karriere

"Das sind normalerweise Schulungen für die Industrie, die entsprechend teuer sind", betont Fraunhofer-Experte Arzt. "Bei so einem Wettbewerb mitzumachen und vielleicht eine vordere Platzierung zu erreichen, ist ein Qualitätsausweis für jemanden, der eine Karriere im Bereich Cybersicherheit starten möchte."

Bis tief in die Nacht wird deshalb im ESOC eifrig gehackt und getüftelt. Die Nase vorn hat am Ende das deutsch-polnische Team SPAAAAAACE mit Teilnehmern aus Potsdam und Warschau. Teamleiter Nils Hanff nimmt müde, aber stolz die Siegerurkunde im Namen seiner Mitstreiter entgegen.

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