Ansicht eines Waldstücks mit vielen toten, braunen Bäumen.

Zum Internationalen Tag des Waldes gibt es zahlreiche Aufforstungsaktionen in Hessen. Kein Wunder. Dem Wald geht es schlecht. Wenn der Wald hierzulande eine Zukunft haben soll, muss sich etwas ändern.

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So schlecht geht es den Bäumen in Hessen

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Hessen sei "Waldmeister", sagt Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) anlässlich des Internationalen Tag des Waldes an diesem Dienstag. "Kein anderes Bundesland hat eine prozentual größere grüne Lunge als wir", sagte er am Samstag bei einer Aufforstungsaktion in Königstein. "Darauf können wir stolz sein."

Der Wald sei der natürlichste Klimaretter. Er sei Naherholungsraum, biete Lebensraum für Tiere und schaffe Arbeitsplätze für Waldeigentümer und Forstleute. Rund um den Tag des Waldes soll es 40 hessenweite Aufforstungsaktionen geben, an denen sich laut Staatskanzlei mehr als 1.500 Menschen mit Baumpflanzaktionen und Biotopflegemaßnahmen beteiligen.

Jeder zehnte Baum ist krank

Die Aufforstaktionen deuten es schon an: Dem hessischen Wald geht es nicht gut. Das zeigt auch der aktuelle Waldzustandsbericht. Die stetige Dürre stresst den Wald, Trockenheit setzt sich als Trend fort, die Baumkronen werden lichter, Schädlinge haben es leichter. Fazit: Fast jeder zehnte Baum im Wald ist geschädigt.

Eine Gruppe Schülerinnen und Schüler steht neben Ministerpräsident Rhein, der Handschuhe und einen Spaten trägt.

Allein 90.000 Hektar Wald sind den Angaben der Staatskanzlei zufolge in den vergangenen fünf Jahren der Trockenheit zum Opfer gefallen. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung soll deshalb her und sei von immenser Bedeutung, um den Wald fit für die Zukunft zu machen.

Wie ein fitter Wald aussehen könnte, daran arbeitet Tina Baumann, die Leiterin von StadtForst Frankfurt. "Wir wissen, welche Baumarten hitzeresistenter sind, etwa Esskastanie, Flaumeiche und Schwarzkiefer. Die haben wir auch gekauft und pflanzen wir, um zu schauen, wie sie sich im Stadtwald entwickeln", sagte sie zu hessenschau.de.

"Schlechteste Werte seit Erhebung der Waldzustandsdaten"

Baumann freut sich um jeden Baum im Stadtwald, der nicht geschädigt ist. Das sind nicht allzu viele. 97,6 Prozent der Bäume weisen nach ihren Angaben leichte, mittlere oder schwere Schäden auf. "Das ist ein sehr alarmierendes, schlechtes Ergebnis", so Baumann. "Es ist nicht mehr auf die leichte Schulter zu nehmen, denn es sind die schlechtesten Werte seit Erhebung der Waldzustandsdaten."

Dass der kranke Wald auch eine Gefahr für Spaziergänger ist, zeigt ein Unglück vom vergangenen Oktober, als eine Frau im Stadtwald von einem Ast erschlagen wurde. Herabfallende Äste, so genannter Grünastbruch, kann lebensgefährlich werden.

Mischwälder könnten die Lösung sein

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So alarmierend schlecht geht es den Bäumen

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Sandige Böden verstärken das Problem. Sie können Wasser nur schlecht speichern. Im Frankfurter Stadtwald sind 60 bis 70 Prozent der Fläche Sandböden.

Auch um Frankfurt herum sieht es nicht viel anders aus. "Man braucht nur nach Wiesbaden schauen oder in die Forste Richtung Langen und Groß-Gerau", sagt Baumann. Bei Kronberg seien ganze Hänge von Buchen abgestorben. Für viele Schäden im Taunus sei auch der Borkenkäfer verantwortlich, bei Oberursel etwa.

Dem Borkenkäfer gefällt die Trockenheit sehr gut - er befällt vor allem Kiefern, die sich gegen den Schädling kaum wehren können, weil sie aufgrund der fehlenden Nässe nicht genug abwehrendes Harz bilden können. Um so etwas für die Zukunft zu verhindern, fordern Waldexperten schon lange Mischwälder. Damit finden sie auch in der Politik Gehör.

"Wir setzen konsequent auf noch mehr Mischwälder mit verschiedenen Baumarten, denn sie sind klimabeständig und auch gut für den Artenschutz", sagt Ministerpräsident Rhein. 155 Millionen Euro stellt das Land im laufenden und nächsten Jahr für den Wald bereit.

Und doch ist Geld nicht alles. Tina Baumann von StadtForst Frankfurt betont, dass man bei der Aufforstung auch ganz viel Geduld braucht. Es werden noch einige "Tage des Waldes" vergehen, bis die Investitionen Früchte tragen. 80 bis 100 Jahre brauche ein Baum, bis er erwachsen ist, sagt sie.

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Kirche pflanzt Bäume

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) will dazu beitragen, dass auf ihrem Gebiet bis 2030 rund 700.000 neue Bäume wachsen. Bischöfin Beate Hofmann machte am Sonntag den Auftakt zur Aktion "7 Jahre - 700.000 Bäume" in Bad Sooden-Allendorf (Werra-Meißner), wo sie einen Baum vor der Kirche im Stadtteil Hilgershausen pflanzte.

Die EKKW schloss für das Projekt Partnerschaften mit dem Landesbetrieb Hessen Forst, dem Hessischen Waldbesitzerverband und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Bischöfin Hofmann sagte, es gehe darum, den Menschen die Bedeutung des Waldes wieder bewusst zu machen und sie für seinen aktiven Schutz zu mobilisieren. Außerdem wolle die Landeskirche einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Bewahrung der Schöpfung leisten.

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