Umgestürzter Baum auf Straße bei Kronberg (Hcchtaunus)

Der Wintereinbruch hat in Hessen für zahlreiche Unfälle und Gefahren auf den Straßen gesorgt. Besonders angespannt ist die Lage weiterhin im Rheingau-Taunus. An vielen Schulen fällt der Präsenzunterricht aus. Die Stadt Wiesbaden sagt Bestattungen ab.

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Schneetreiben – Ausnahmesituation im Rheingau-Taunus-Kreis

Feuerwehrauto steht mikt Blaulicht auf schneebedeckter Fahrbahn.
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Auch am Dienstag hat der Wintereinbruch weite Teile Hessens noch immer fest im Griff. Zahlreiche Straßen sind wegen Glätte oder umgestürzter Bäume blockiert. Auf einer Landstraße bei Büdingen (Wetterau) kippte ein Strommast um.

Ausfälle oder Verspätungen im Bus- und Bahnverkehr

Wer mit Bus oder Bahn unterwegs ist, muss mit Beeinträchtigungen rechnen, wie der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) mitteilten. Es komme zu Verspätungen und Ausfällen.

Der Busverkehr werde im Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis und Rheingau-Taunus-Kreis teilweise eingestellt. Ebenfalls stark betroffen sei der Busverkehr in Wiesbaden, Lahn-Dill-Kreis, Kreis Limburg-Weilburg, Stadt und Landkreis Gießen.

Wegen Unwetterschäden an den Strecken komme es zudem auf mehreren Bahnlinien zu Teilausfällen. Der RMV nannte am Dienstagmorgen die S2, S3, RB12, RB15, RE20, RB21, RB22, RB45, RB46, RB90, RB95, RB96 und RE99. Zwischen Dillenburg und Siegen sowie Bad Ems und Limburg wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, weil rund 50 Bäume auf die Gleise gekippt waren. Die Streckensperrungen sollten bis Mittwochmittag dauern.

Die Fahrgäste wurden aufgefordert, sich vor Fahrtantritt über die Auswirkungen der Wetterlage im Online-Angebot des RMV und des NVV zu informieren. Auch IC-Verbindungen zwischen Kassel und Köln sowie Frankfurt und Dortmund fielen aus.

Rettungsdienste im Dauereinsatz

Seit Montag sind Feuerwehren, Rettungskräfte und Katastrophenschutz wegen ergiebiger Schneefälle im Dauereinsatz. Landesweit wurden Dutzende Unfälle registriert. Nach derzeitigem Stand blieb es meist bei Blechschäden.

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Schneechaos in Hessen – Feuerwehren im Dauereinsatz

Feuerwehrmänner beseitigen umgestürzten Baum von schneebedeckter Fahrbahn im Wald.
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Besonders angespannt war die Situation im Rheingau-Taunus-Kreis und im Raum Wiesbaden. Die Feuerwehr in Wiesbaden rückte - unterstützt vom THW - nach eigenen Angaben bis tief in die Nacht zu rund 200 Einsätzen aus. Am Dienstag entspannte sich die Einsatzlage zunächst etwas. Viele Straßensperrungen bestehen aber weiter. Außerdem fällt an einigen Schulen der Unterricht komplett aus. An zahlreichen Schulen vor allem im Taunus findet kein Präsenzunterricht statt.

Landrat: "Bleiben Sie zu Hause"

Nach dem Wintereinbruch im Rheingau-Taunus-Kreis appellierte Landrat Sandro Zehner (CDU): "Bleiben Sie am Dienstag unbedingt zu Hause. Bitte unternehmen Sie auch keine Spaziergänge im Wald: Es besteht akute Lebensgefahr durch Astbruch und umstürzende Bäume." Der Kreis sprach von fast 200 Feuerwehreinsätzen bis Dienstagmittag - vor allem wegen umgestürzter Bäume. Seit Montag würden Autofahrer immer wieder Straßensperrungen ignorieren und sich so in Lebensgefahr bringen.

Viele Autofahrer hatten hier nach Angaben der Feuerwehr in ihren Fahrzeugen festgesessen, vor allem die Bäderstraße war betroffen. Insgesamt mehr als 200 Menschen mussten etwa wegen umstürzender Bäume aus ihren Autos gerettet und versorgt werden. Eine Autofahrerin wurde bei Eltville leicht verletzt, als ein Baum auf ihr Fahrzeug stürzte. Kreisbrandmeister Michael Ehresmann sagte: "Die Lage ist außergewöhnlich. Bäume fallen um wie Streichhölzer."

Der Opel-Zoo in Kronberg (Hochtaunus) reagierte auf die Witterungsverhältnisse und teilte mit, dass der Tierpark am Dienstag geschlossen bleibe. Am Mittwoch sollte er wieder öffnen.

Eingeschlossene Autofahrer, Schüler sitzen in Schule fest, Begräbnisse verschoben

In der Landeshauptstadt hat der Wintereinbruch Auswirkungen auf Begräbnisse. Auf einigen Friedhöfen fänden in dieser Woche keine Beisetzungen statt, teilte die Stadt Wiesbaden am Dienstag mit. Ganze 14 Friedhöfe bleiben voraussichtlich bis zum Freitag geschlossen. Im Wiesbadener Stadtwald bestehe wegen Schneebruchs akute Lebensefahr.

An einer internationalen Schule im abgelegenen Wiesbadener Stadtteil Naurod musste die Feuerwehr am Montagabend eine Notunterkunft einrichten, da aufgrund der Witterungsverhältnisse keine Schulbusse mehr fuhren. 55 Personen, darunter 27 Kinder, wurden mit Decken und Essen versorgt, wie ein Feuerwehrsprecher am Morgen mitteilte: "Die Organisation lief sehr gut, irgendwann haben alle geschlafen."

Auch in der Nikolaus-August-Otto-Schule in Bad Schwalbach (Rheingau-Taunus) saßen bis zum Abend zunächst rund 30 Schülerinnen und Schüler fest. Im Laufe des Abends konnten sie durch Einsatzkräfte nach Hause gebracht werden.

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Etwa 100 Menschen, die nahe Eltville wegen umstürzender Bäume aus ihren Fahrzeugen gerettet werden mussten, wurden in einer Halle auf einem nahen Fabrikgelände untergebracht und versorgt, wie Kreisbrandmeister Ehresmann weiter berichtete. Am Abend kamen 20 bis 25 Menschen in Hotels unter.

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Wintereinbruch in Hessen

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Auf der Straße zwischen Kiedrich und Hausen vor der Höhe waren am frühen Abend noch etwa 30 Fahrzeuge vom Schnee eingeschlossen gewesen. Die Polizei sprach am späteren Abend von weiteren 70 Autofahrern, die auf der B260 bei Schlangenbad in ihren Autos festsaßen. Die Einsatzkräfte konnten die meisten Fahrzeuge bis zum späten Abend freilegen. "Es muss keiner die Nacht im Auto verbringen", so Kreisbrandmeister Ehresmann.

Stromausfall und gestörte Flughafen-Nachtruhe

Auch andernorts im Taunus kam es am Montag zu starken Beeinträchtigungen, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Westhessen in Wiesbaden sagte. Fahrzeuge, darunter auch Lastwagen, standen quer auf den Straßen, wodurch es an manchen Stellen kaum ein Durchkommen gab. Besonders der Hochtaunus sei betroffen gewesen, aber auch der Taunusbereich bei Wiesbaden in Richtung Platte. In den Hofheimer Stadtteilen Wildsachsen, Langenhain und Lorsbach kam es am Abend zu Stromausfällen.

Verschneite Straße in Schmitten im Taunus

Am Flughafen Frankfurt wurden aufgrund des Schneefalls am Montag 161 Flüge gestrichen, wie ein Fraport-Sprecher dem hr sagte. Einzelne Bahnen hätten zum Räumen gesperrt werden müssen. Deshalb seien vorsorglich mehrere Kurz- und Mittelstreckenflüge abgesagt worden. Die Verzögerungen führten laut einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums zu 24 Abflügen nach dem Start der Nachtruhe um 23 Uhr. Neun Flieger seien in dieser Zeit auch am Flughafen gelandet. Die Ausnahmegenehmigungen erteilte die Hessische Luftaufsicht. Auch am Dienstag ist der Flugverkehr weiter beeinträchtigt.

Eine IT-Störung bei der Lufthansa führte dazu, dass einzelne Kundenschnittstellen zeitweise nur eingeschränkt erreichbar waren, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Die Störung sei inzwischen vollständig behoben. Auf Lufthansa-Flügen von und nach Frankfurt könne es auch am Dienstag zu Verzögerungen kommen, zudem müsse auch mit der Streichung von Flügen gerechnet werden. Wie viele Flüge am Montag ausgefallen waren, nannte die Lufthansa zunächst nicht.

Dienstag nur im Osten und Süden Schnee

Auch für Dienstag ist laut hr-Meteorologen in Teilen des Landes noch mit Glätte zu rechnen. Sie erwarten vor allem nach Osten und Süden hin weiter Schnee, in tieferen Lagen regnet es. Richtung Norden und Westen bleibt es hingegen oft trocken. Die Höchstwerte bleiben ähnlich mit minus 2 bis 4 Grad. In Hochlagen sei allerdings weiter Dauerfrost möglich. In der Nacht kühlt es laut Vorhersage weiter auf bis zu minus 5 Grad ab.

Im Norden Hessens bleibt es auch am Mittwoch bewölkt und bedeckt mit einigen Regen- oder Schneeschauern. Im Süden bleibt es dagegen trocken, und die Wolken lockern auf.

Hessens Straßenmeistereien sind nach Angaben der zuständigen Behörde Hessen Mobil gut vorbereitet - mit 1.000 Mitarbeitenden im Winterdienst sowie 90.000 Tonnen Salz, die für freie Straßen sorgen sollen.

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