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Ärger in Königstein um Halloween Spektakel

Gruselfigur Freddy Krüger mit Besucherin

Das "Frankenstein Halloween" ist eines der größten Festivals seiner Art in Deutschland. Wegen Sanierungsarbeiten sollte es vom Odenwald in den Taunus ziehen. Doch dort regt sich massiver Widerstand.

Königstein ist ein eigentlich beschaulicher Kurort im Hochtaunuskreis mit knapp 17.000 Einwohnern. Die Stadt wirbt mit ihrem Heilklima und Aktivitäten wie Wandern und Radfahren. Doch jetzt versetzen Vampire, Monster und Skelette das politische Königstein in Aufruhr.

Nicht willkommen bei Stadtverordneten

Eines der größten Halloween-Spektakel Deutschlands sollte für drei Wochenenden im Herbst in den Taunus kommen, das bislang auf der Burg Frankenstein in Mühltal (Darmstadt-Dieburg) beheimatete "Frankenstein Halloween". Wegen Sanierungsarbeiten dort musste das Festival weichen. Einen Vorvertrag zur Ausrichtung auf der Burg Königstein mit der Stadt gibt es bereits, unterschrieben vom scheidenden Bürgermeister Leonhard Helm (CDU).

Doch eine fraktionsübergreifende Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung will die Ansiedelung verhindern, allen voran die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK).

Das Thema sollte ursprünglich auf der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend behandelt werden - mit dem Ziel einer Vertragsauflösung. Die Entscheidung wurde allerdings vertagt und soll nun bei der nächsten Versammlung am 21. März fallen.

ALK-Kandidatin: "Passt nicht zu unserer Kleinstadt"

"Diese Veranstaltung passt nicht zu unserer Kleinstadt", sagt Nadja Majchrzak, Fraktionsvorsitzende der ALK. Zu groß, zu laut, zu teuer findet sie das geplante Festival. "Horror-Halloween stoppen" heißt es gar auf ihrer Webseite. Sie befürchtet nächtlichen Lärm, Parkplatzärger und nicht zuletzt Schäden am Gemäuer. Die Kosten für Stadtreinigung, Sicherheit und Verwaltung würden zudem die Einnahmen aus der Verpachtung der Burg deutlich übersteigen, glaubt Majrchzak.

Mutmaßungen, ihr Eifern gegen das Festival stehe im Zusammenhang mit der anstehenden Stichwahl am kommenden Sonntag, bei der sie zur Bürgermeisterin von Königstein gewählt werden will, weist Majchrzak entschieden zurück: "Wie kann es Wahlkampfkalkül sein, wenn alle dagegen sind?"

CDU-Kandidatin: "Ich hätte es anders gemacht"

Tatsächlich spricht sich auch ihre Konkurrentin in der Stichwahl, Helms CDU-Parteifreundin Beatrice Schenk-Motzko, gegen das Festival in seiner jetzigen Form aus. "Königstein ist eine Familienstadt", sagt sie. Eine abgespeckte Form dagegen hält sie nicht von vornherein für ausgeschlossen. "Man muss schauen, ob man das runterschrauben kann."

Schenk-Motzko beklagt schlechte Kommunikation in der Angelegenheit. Es habe die Transparenz gefehlt. "Als Bürgermeisterin wäre ich das ganz anders angegangen", rührt sie noch mal die Werbetrommel in eigener Sache. In der Bevölkerung habe sie auch viel Beunruhigung wegen des Festivals wahrgenommen.

Mehr als 20.000 Besucher beim letzten Mal

Das "Frankenstein Halloween" wirbt damit, das älteste Halloween-Spektakel Deutschlands zu sein. Jedes Jahr strömten seit 1977 tausende Gruselfans in den Odenwald. Festival-Macher Ralph Eberhardt gibt die Besucherzahl des vergangenen Jahres mit gut 20.000 an.

"Es ist ein bisschen wie eine Achterbahn", beschreibt Eberhardt die auch medial vielbeachtete Show. Auf einer Art Parcours bewegt man sich durch die düstere Burg und muss jederzeit damit rechnen, erschreckt und auch angefasst zu werden. "Wir sind ein Vollkontakttheater."

Burg Königstein

Es gebe aber auch Sonntage für Kinder ab sechs Jahren. "Das ist sehr familientauglich", betont Eberhard. Zudem sei die Burg Frankenstein in Mühltal auch während der mehrwöchigen Veranstaltungszeit unter der Woche für ganz normale Durchgänge geöffnet gewesen.

Veranstalter versteht Bedenken nicht

Eberhardt versteht deshalb die ganze Aufregung nicht. "Wir haben nie Schäden hinterlassen", sagt er. Auch Beschwerden über Lärm habe es nie gegeben. Überdies sei die Kostendeckung für die Stadt durch Pacht und Ticketverkäufe auch in Königstein gewährleistet.

Besonders ärgert es ihn, dass er von den Vorbehalten in der Taunus-Stadt erst aus der Presse erfahren habe. "Mit mir hat niemand gesprochen." Es seien einmal Magistratsvertreter aus Königstein in Mühltal gewesen. "Von den Eingeladenen kamen vielleicht 50 Prozent." Und die hätten sich "so gut wie nichts angeschaut".

Helm wollte Upgrade für Stadt

Der nach 16 Jahren Amtszeit scheidende Bürgermeister Helm ist ebenso ratlos ob des Widerstandes gegen etwas, das er nach seiner festen Überzeugung im Sinne der Stadt angestoßen hat. "Es gibt ein großes Interesse an solchen Gruselveranstaltungen", erklärt er. Das zeige auch die Resonanz auf eine bereits jetzt existierende kleine Halloween-Veranstaltung in der Stadt.

"Ich dachte, wenn wir das upgraden können, ist das eine sehr erfolgreiche Maßnahme des Stadtmarketings." Dass der Rest des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung das ganz anders sehen könnten, hatte er nach eigenem Bekunden nicht erwartet. "Das habe ich einfach falsch eingeschätzt."

Gremienvorbehalt vergessen

Seine Unterschrift auf dem Vorvertrag ohne Einbindung von Magistrat und Parlament sei dagegen ein ganz normales Verfahren, begegnet er Vorwürfen eines Alleingangs. "Das ist eine Verwaltungssache."

Allerdings, so räumt Helm ein, sei versäumt worden, den Vertrag mit einem sogenannten Gremienvorbehalt zu versehen. Dann nämlich hätte der Vertrag erst durch die Zustimmung der entsprechenden Gremien Gültigkeit erlangt.

Mögliche Folgen müssen noch abgeklärt werden

Und das könnte bedeuten, dass die Stadt auf den bisher angefallenen Kosten sitzenbleibt. Helm geht da höchstens von einem vierstelligen Betrag aus. Veranstalter Eberhardt hingegen spricht von einem fünf- bis sechsstelligen Betrag. Für Helm wenig nachvollziehbar. Erste Kritik an den Plänen sei ja schon im November laut geworden.

Die Königsteiner FDP macht sich jedenfalls Sorgen wegen der Schadensersatzansprüche gegen die Stadt, falls man den Vorvertrag einfach auflöst. Sie hat deshalb einen Änderungsantrag eingebracht, den der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig angenommen hat. Demnach soll zunächst juristisch geprüft werden, was da auf die Stadt zukommen könnte.

Am Ende könnte die Fledermaus entscheiden

Womöglich geht die größte Gefahr für eine Austragung des Events auf der Burg Königstein aber von echten Vampiren aus. Laut der Stadtverordneten Cordula Jacubowsky (Klimaliste) ist die Burg nämlich in der kalten Jahreszeit Rückzugsort für zahlreiche Fledermäuse. "Ein Experte hat gesagt: Das geht so gar nicht."

Ein Gutachten ist bereits in Arbeit, das klären soll, ob die Veranstaltung dort aus Naturschutzgründen überhaupt stattfinden darf. Das bisherige Familien-Halloween mit bis zu 3.000 Besuchern sei vertretbar gewesen, so Jacubowsky. "Da konnte man schon ein Auge zudrücken."

Veranstalter gibt nicht auf

Am Donnerstag vor der Sitzung darf Eberhardt sein Konzept für das Festival noch einmal kurz vorstellen. Ob er die Gegner der Veranstaltung damit umstimmen kann, ist fraglich. Begraben will er seine Königstein-Pläne aber nicht. "Wir hoffen, dass wir die Vorbehalte widerlegen können."

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