Verrückte Namen und ein Rapper im Klimaanlagen-Clinch

Ein US-Musiker legt sich wegen zu viel Hitze in der Festhalle mit dem Veranstalter an. Die Namensgebung ist bei den Eltern am besten aufgehoben. Und Hessen bleibt ein CDU-Land. Das und mehr gibt es in Mark Weidenfellers Blick auf den Tag.

Collage aus drei Bildern in Form von schrägen Streifen nebeneinander: Das linke Bild zeigt einen Teil eines Balkendiagramms des letzten Hessen Trends. 45% der Hessinnen und Hessen sind zufrieden. In der Mitte ein Foto des Rappers Pitbull links und rechts von ihm räkeln Tänzerinnen in sexualisierter Pose. Ganz rechts das Foto eines Logos auf einer Unisex Toilette. Auf der Collage gibt es ein weißes Rechteck mit zwei gerundeten Ecken in welcher mit dunkler Schrift "Hessen am Abend" steht.
Bild © hr, picture alliance/dpa/South Bend Tribune/AP | Michael Caterina, Imago Images, Collage: hessenschau.de

Eistee, Bier, Limonade und Wasser. Was klingt wie eine handelsübliche Bestellung zur Abkühlung oder Aufheiterung, ist an diesem Montag die Liste zu Bruch gegangener Getränke auf der A480 am Gießener Nordkreuz. Laut Polizei hatte sich die Bordwand eines Lkw in einer Kurve geöffnet, der Rest der Geschichte besteht aus vielen Scherben, ein wenig Stau und einigen vermutlich durstigen Mittelhessen. Die gute Nachricht: Verletzt wurde niemand.

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Die nächste gute Nachricht: Es sind an diesem ersten Tag der 26. Kalenderwoche noch weitere berichtenswerte Dinge in Hessen passiert. Welche? Diese:

Wenn Sie diesen Newsletter lesen, darf ich Sie ganz offiziell im Sommer begrüßen. Hinter uns liegen der längste Tag, die kürzeste Nacht und der heißeste Tag des Jahres. Ein Triumvirat der Superlative, das ein eindeutiges Zeichen für gleich zwei Dinge ist: Die sonnigste und ausflugsfreundlichste Jahreszeit hat kalendarisch begonnen, gleichzeitig läutet die Sonnenwende nun auch schon die zweite Jahres-Halbzeit ein. In exakt sechs Monaten und einem Tag ist schon wieder Heiligabend!

Bevor wir komplett in die Besinnlichkeit abtauchen, widmen wir uns aber noch einmal dem Mittsommer. In Schweden, wo ich vor zwei Jahren einen schönen - wenn auch sehr verregneten - Sommerurlaub verbrachte, wird an diesem Tag ein Kinderlied über einen lustigen Frosch gesungen und dazu getanzt. Die Menschen tragen Blumenkränze, es wird gepicknickt, und alles erinnert ein wenig an die Werbung eines großen Möbelhauses. Das sieht da wirklich so aus!

Warum ich das alles schreibe? Weil mich auch unsere heutige Momentaufnahme an das schöne Land in Skandinavien erinnert. Viele Felder, viel Natur, wenige Menschen, alles irgendwie freundlich, alles irgendwie unfassbar weitläufig. Unser hessisches Smaland heißt Udenhausen, liegt im Landkreis Kassel und sieht so aus:

Momentaufnahme
Das Foto dieses schönen Fleckchens nordhessischer Erde hat hessenschau.de-Nutzer Heinz-D. Fleck geknipst. Bild © Heinz-D. Fleck

Beim Namen stößt die Selbstbestimmung an Grenzen

Dank des Selbstbestimmungsgesetzes kann seit etwas mehr als einem halben Jahr der Geschlechtseintrag bei den hessischen Standesämtern unkomplizierter geändert werden. Was für alle Menschen mit diesem Anliegen mit Sicherheit eine Erleichterung ist, sorgt hin und wieder aber auch für Schmunzler, Kopfschütteln und letztlich eine Absage. Denn: In dem Gesetz, das natürlich nicht ohne ein Akronym auskommt (SBGG), ist auch geregelt, dass in den meisten Fällen ein neuer Vorname gewählt werden muss.

Und an diesem Punkt wird es mitunter spannend bis skurril. In Darmstadt wurden beispielsweise die Namenswünsche "Diamond Caramel" und "Pudding" untersagt, insgesamt liegt die Ablehnungsquote bei 60 bis 70 Prozent, wie Andrea Ewels, Geschäftsführerin der Gesellschaft für deutsche Sprache, betonte. Weitere besonders, ähm, bemerkenswerte Vorschläge, die es weder in den Recall noch in die Geburtsurkunde schafften: Skeleton, Darkness, Pixel oder Murmel. Die Liste ließe sich fortführen.

hr-Hessentrend: CDU bleibt stabil

Die Christdemokraten bleiben auch mehr als anderthalb Jahre nach dem Sieg bei der Landtagswahl das Maß der Dinge in der hessischen Politik. Laut dem aktuellen hr-Hessentrend käme die von Ministerpräsident Boris Rhein angeführte CDU auf 36 Prozent der Stimmen, das wären 1,4 Prozentpunkte mehr als im Oktober 2023 und einer weniger als beim Hessentrend im April 2024.

Schlechter sieht es derweil beim Regierungspartner aus: Die SPD rutscht von 15,1 Prozent (Landtagswahl) und 15 Prozent (Hessentrend 2024) auf 13 Prozent ab.

Zweitstärkste Kraft ist weiter die AfD mit 18 Prozent. Das sind zwei Punkte mehr als vor einem Jahr und fast so viele wie bei der Hessen-Wahl 2023. Die Grünen folgen mit 14 Prozent und leichten Verlusten im Vergleich zum vorigen Stimmungsbarometer (-1) auf Rang drei. Die FDP würde mit vier Prozent den Einzug in den Landtag aktuell verpassen, die Linken wären mit sechs Prozent derzeit drin.

Die CDU wertete das Ergebnis der Umfrage als "großen Vertrauensbeweis der Wählerinnen und Wähler". Nach Ansicht der Landesvorsitzenden der Grünen, Anna Lührmann und Julia Frank, ist die SPD die "eindeutige Verliererin".

Klimaanlagen-Clinch zwischen Rapper Pitbull und der Festhalle

Dass Rapper hin und wieder Hasstiraden über Personen, Dinge oder Umstände loslassen, soll in der Welt der markigen Sprüche und breitbeinigen Auftritte schon einmal vorgekommen sein. US-Künstler Pitbull hat es am Samstag in Frankfurt aber trotzdem geschafft, eine ganz besondere Rant-Art zur Aufführung zu bringen. Der Musiker beschwerte sich während seines Auftritts nämlich lautstark und zigfach in den sozialen Medien geteilt über die angeblich nicht eingeschaltete Klimaanlage in der Festhalle. Das alles sei großer Mist, lautet die geschönigte Kurz-Zusammenfassung.

Ein Sprecher der Messe Frankfurt, zu der die Festhalle gehört, widersprach den Pitbull-Ausführungen am Montag im Gespräch mit dem hr in deutlich gemäßigterem Ton. Die Lüftung sei sehr wohl eingeschaltet gewesen, zudem sei auch Wasser ausgeteilt und bereitgestellt worden. Laut Protokoll des Sicherheitsdienstes gab es am Samstagabend insgesamt 16 medizinische Vorfälle. Dies sei ein vergleichsweise niedriger Wert, sagte der Messe-Sprecher. Viel Gebell um sehr wenig, wie es scheint.

Weitere Themen des Tages

  • Ein 33-Jähriger ist in einem See bei Kassel untergegangen und gestorben. Damit kamen in den vergangenen Tagen bei Badeunfällen drei Menschen ums Leben, darunter ein Kind in Frankfurt.
  • Meinung zum hr-Hessentrend: Ohne die CDU geht in Hessen weiterhin gar nichts. Dieses Ergebnis ist nicht zuletzt ein Erfolg von Ministerpräsident Rhein und seinem präsidialen Regierungsstil. In einem wichtigen Punkt hat er aber noch nichts erreicht. Ein Kommentar von Ute Wellstein.

Ein kurzer Blick über den Tellerrand

  • Etwas unbemerkt hat sich auch in Deutschland eine Branche entwickelt, die den etablierten Raumfahrt-Nationen Konkurrenz machen will. Ein südhessisches Start-up ist vorne dabei - es wertet Satellitendaten mit KI-Unterstützung aus. 
  • Am Rande der traditionellen Fête de la Musique in Frankreich sind Dutzende von Frauen mit spitzen Gegenständen angegriffen worden: 145 Frauen meldeten Attacken mit Spritzen oder Nadeln, wie das französische Innenministerium mitteilte. Bislang ist unklar, wer dafür verantwortlich war und was den Frauen möglicherweise injiziert wurde.

Streaming-Tipp: Being Jan Ullrich

Da wir den Sommer und die damit verbundenen Möglichkeiten hedonistischer Aktivitäten bereits an anderer Stelle kurz thematisiert haben, folgt hier ein thematisch passender Streaming-Tipp. Kleine Einschränkung: vor allem für Sport-Nerds. Während früher, und mit früher meine ich die Zeit ab 1998, die meisten Menschen in meinem Alter im Freibad herumtollten, Eis aßen oder heimlich an Alcopops nippten, saß ich oft mit ein paar Freunden in abgedunkelten Zimmern und starrte voller Hoffnung auf den Fernseh-Bildschirm.

Jan Ullrich, unser Ulle, der Held von Andorra-Arcalis, sollte endlich noch einmal angreifen und seinen zweiten Titel bei der Tour de France holen. Noch einmal aus dem Sattel gehen, Lance Armstrong stehen lassen und in Richtung Gipfel stürmen. Allein: Ulle tat es nicht. Er wog zu viel und wollte zu wenig, wie Johannes Ehrmann einmal in einem meiner Lieblingstexte des gesamten Internets bei der Zeit schrieb. Wir schauten trotzdem zu und vergeudeten unsere Sommer. Danke, Ulle!

Und als ob das nicht schon genug der nicht verdienten Ehre wäre, empfehle ich im höchsten Hochsommer, kurz vor dem Start der Tour, nun die sehenswerte ARD-Dokumentation "Being Jan Ullrich". Es geht noch einmal ganz nach oben und später ganz nach unten. Die gute Nachricht für alle Sonnenanbeter: Die Achterbahnfahrt auf zwei Rädern kann man ohne Probleme auch abends oder bei Regen schauen.

Podcast-Tipp: Mia Insomnia

Ich habe ganz zu Beginn meiner bislang aus drei Newslettern bestehenden Karriere als "Kultur-Journalist" schon einmal Mia Insomnia empfohlen. Ich halte mich dementsprechend jetzt kurz. Es beginnt mit einer mysteriösen Hörspiel-Kassette und wird dann durchaus komplex, hin und wieder gruselig und immer spannend. Und jetzt die Neuigkeit: Am 25. Juni startet die neue Staffel in der ARD-Audiothek. Reinhören, so sagt man das, glaub' ich, lohnt sich.

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Eins noch ...

Wenn wir hier schon über Schweden, Midsommar, tanzende Menschen und ein Enten-Lied schreiben und lesen, darf natürlich auch ein Video dieses besonderen Festes nicht fehlen. Bei meiner Internet-Intensivrecherche bin ich dabei auf ein Youtube-Video gestoßen, das den Charme wunderbar widerspiegelt. Am Anfang wackelt die Kamera, dann sieht man viele fröhliche Schwedinnen und Schweden in allen Altersklassen, die sich passend zur Musik im Kreis bewegen. Das Bemerkenswerte: Dieser komplett amateurhaft aufgenommene Film hat weit über 600.000 Ausrufe. Verrückt. Und löst direkt Fernweh aus.

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In diesem Sinne: Tanzen Sie gut durch den Abend.


Ihr Mark Weidenfeller

Mark Weidenfeller
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Quelle: hessenschau.de