Mehrere Rettungssanitäter und Ärzte stehen vor großen weißen Zelten.

Mit großem Aufwand und hunderten Einsatzkräften hat der Hochtaunuskreis für 24 Stunden einen flächendeckenden Stromausfall nachgestellt. Auch die Hochtaunus-Kliniken waren beteiligt. Laut Kreis war es die größte Übung dieser Art in Hessen.

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Blackout-Großübung im Taunus

Feuerwehrauto mit Blaulicht im Einsatz
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"Achtung, Alarm - Katastrophenalarm": Um 18.06 Uhr am Freitagabend ertönte die Durchsage in der Stabsstelle des Hochtaunuskreises. Damit begann eine 24 Stunden dauernde Notfall-Übung, mit der ein flächiger Stromausfall (Blackout) simuliert wurde. "Es ist die größte Übung, die in Hessen zu diesem Thema jemals stattgefunden hat", hatte der Kreis vorab mitgeteilt.

Lautsprecher-Durchsagen in Steinbach und Neu-Anspach

Tatsächlich abgeschaltet wurde der Strom während der Übung nicht. Die Bevölkerung wurde über Warn-Apps (NINA, Katwarn, Hochtaunus-App) über die Übung informiert, in Steinbach und Neu-Anspach gab es zusätzlich Lautsprecher-Durchsagen.

Denn zu übersehen war die Großübung kaum. Beteiligt waren rund 450 Menschen: alle Feuerwehren im Landkreis, das Technische Hilfswerk (THW), die Polizei, die Hochtaunus-Klinken, niedergelassene Ärzte, Alten- und Pflegeheime, die Bundeswehr, das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Malteser und die Verwaltungsstäbe der Kommunen sowie der Energieversorger Syna.

"Kritische Infrastruktur am Laufen halten"

"Die Versorgung mit Strom ist elementar, um die kritische Infrastruktur am Laufen zu halten", sagte Landrat Ulrich Krebs (CDU). In der Vergangenheit seien viele Pläne ausgearbeitet worden, "wie bei einem langanhaltenden und flächendeckenden Stromausfall zu handeln ist".

Kreisbrandmeister Norbert Fischer sagte: "Es ist ganz wichtig, dass wir in solchen Situationen nicht nur den Kontakt mit unseren Einsatzkräften halten können, sondern dass auch die Bevölkerung weiß, was zu tun ist."

Satellitentelefone in Feuerwehrhäusern

Die Menschen sollen sich im Ernstfall zu gekennzeichneten, sogenannten Notfallinformationspunkten in den rund 60 Feuerwehrhäusern der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis begeben. Diese sind für den Fall eines Zusammenbruchs des Handynetzes mit Satellitentelefonen ausgestattet.

Da das Telefonnetz bei einem längeren Stromausfall ausfallen würde, verlegte das THW bei Wehrheim eine Feldkabelverbindung. "Mit solchen Nottelefonverbindungen, die im Ernstfall an vielen Stellen im Hochtaunuskreis angelegt werden können, soll der Kontakt beispielsweise zwischen Krankenhaus und Leitstelle im Landratsamt sichergestellt werden", teilte der Kreis mit.

Ein Mann steht vor vielen Bildschirmen.

Fingierte Meldungen abgesetzt

Die Hochtaunus-Kliniken beteiligten sich auch an der Übung. Vor dem Krankenhaus wurden Zelte aufgebaut, erklärte Geschäftsführerin Julia Hefty, "weil simuliert wird, dass bei den niedergelassenen Ärzten die Stromversorgung nicht funktioniert und sie nicht mehr in der Lage sind, die Patienten zu versorgen". Alle Personen, auch Patienten, die zum Krankenhaus kamen, wurden bereits vor der Klinik in Empfang genommen.

Von den 67 Feuerwehrhäusern im Kreisgebiet wurden über die 24 Stunden verteilt fingierte Meldungen abgesetzt, die von der Leitstelle entgegengenommen und bearbeitet wurden.

Ein Feuerwehrauto fährt aus einer Garage heraus.

Szenario in Glashütten: Wasserversorgung zusammengebrochen

In Glashütten wurde während des Tests ein fiktiver Alarmruf abgesetzt, dass die Wasserversorgung zusammengebrochen sei. Tankwagen stellten die Verteilung von Trinkwasser in den Ortsteilen nach.

Neben Feuerwehrwagen, Rettungsdienstfahrzeugen und Polizeistreifen waren auch Tanklastzüge unterwegs, um Pflege- und Seniorenheime mit Notstrom zu versorgen. Von den 28 Einrichtungen im Kreis verfügen nämlich nur die Hälfte über Netzersatzanlagen, wie der Kreis mitteilte. Für die restlichen wurden bei der Übung Notstromaggregate herbeigeschafft.

Damit diese über einen längeren Zeitraum arbeiten können, müssen sie regelmäßig betankt werden. "Was einfach klingt, ist aber kompliziert, da zum Befüllen der Tankwagen normalerweise Strom benötigt wird", hieß es vom Kreis. Auch das wurde im Rahmen der Übung auf dem Munitionsgelände in Wehrheim simuliert. Dort gebe es eine stromunabhängige Tankstelle, sagte Kreisbrandinspektor Carsten Lauer.

Katastrophenschutz-Verantwortlicher "hochzufrieden"

Lauer, der auch verantwortlich für den Katastrophenschutz im Hochtaunuskreis ist, zeigte sich am Samstagabend nach dem Abschluss der Übung "hochzufrieden". Er sei glücklich darüber, dass die Planung "nicht nur in der Theorie, sondern auch in der praktischen Umsetzung in weitesten Teilen gegriffen hat", zog er ein Zwischenfazit. An welchen Stellen es möglicherweise gehakt habe, werde in den kommenden Tagen ausgewertet. Alle Teilnehmer dürften dazu Rückmeldungen geben.

"Ich kann jetzt gut schlafen, weil ich weiß, dass wir bei einem größeren Stromausfall definitiv handlungsfähig sind", sagte Lauer. Das gelte für andere Gefahrensituationen als einen Blackout noch nicht. "Gerade durch die Gasmangel-Lage im letzten Jahr haben wir gesehen: Da ist noch einiges an Arbeit zu leisten."

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