Fahnenmasten im Dunkeln.

In Darmstadt sind an zwei Tagen hintereinander Israel-Fahnen geklaut worden. Sie waren zum Gedenken an die Pogrome vor 85 Jahren aufgehängt worden. In Frankfurt soll ein Wachmann Diebstähle verhindern.

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Israelische Flagge gestohlen

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Unbekannte haben an zwei aufeinanderfolgenden Tagen eine israelische Flagge vom zentralen Luisenplatz in Darmstadt entwendet. Nach Polizeiangaben beobachteten Zeugen am Freitagabend kurz vor Mitternacht zwei Personen dabei, wie sie die Fahne vom Mast holten.

Sie war dort ein zweites Mal aufgehängt worden, nachdem bereits am Donnerstag Unbekannte die gehisste Flagge gestohlen hatten. Der Staatsschutz ermittelt in beiden Fällen.

Gedenken an November-Pogrome

Der Täter oder die Täterin habe die gehisste Fahne am Donnerstagabend von einem Mast genommen, teilte die Polizei mit. Die Person hatte ihr Gesicht mit einer Maske bedeckt, wie aus Aufnahmen von Überwachungskameras hervorgehe. Danach lief sie davon.

Die Fahne war am Donnerstag laut Mitteilung der Stadt in Gedenken an die Nazi-Pogrome gegen Jüdinnen und Juden vom 9. November 1938 gehisst worden.

Stadt erstattete Anzeige

Sie sei "offenkundig schnell mit brachialer Gewalt herabgerissen worden", berichteten Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) und Ordnungsdezernent Paul Georg Wandrey (CDU). "Das ist schändlich und erfüllt uns mit Abscheu."

Nach einer Gedenkveranstaltung in der Darmstädter Synagoge sei Benz die fehlende Fahne aufgefallen, und er habe Anzeige bei der Polizei gestellt. "Taten, die sich gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, gegen Juden in aller Welt und insbesondere in Israel richten, sind von Hass und Menschenverachtung getragen – wir werden sie konsequent verfolgen", hieß es weiter. 

Zwei Männer stehen vor einem Fahnenmast und ziehen eine israelische Flagge hoch.

Dritter Vorfall binnen zwei Tagen

Am Freitag hissten der Oberbürgermeister und der Ordnungsdezernent gemeinsam erneut eine israelische Flagge am Luisenplatz, die nun ebenfalls gestohlen wurde. Die Polizei wertet auch in diesem Fall Aufnahmen von Überwachungskameras aus.

Es ist bereits der dritte antisemitische Vorfall auf dem Darmstädter Luisenplatz seit Donnerstag. Hier waren auch die Scheiben eines Geschäfts eines jüdischen Gründers mit eindeutigem Text beschmiert worden.

Weiterer Diebstahl in Wetzlar

Ein weiterer Fall wurde am Freitag aus Wetzlar bekannt - dort stahl ein Unbekannter zwischen Mittwochabend und Donnerstagvormittag eine vor einem CDU-Gebäude gehisste Israel-Flagge. Auch in zahlreichen anderen Städten in Hessen hatte es kürzlich ähnliche Vorfälle gegeben, etwa in Frankfurt, Hanau und Wiesbaden. Dort waren schon zuvor Israel-Flaggen aus Solidarität nach dem Terrorangriff der Hamas gehisst worden.

In Frankfurt sollte als Reaktion auf die Vorfälle ein Wachmann vor dem Römer in der Nacht zum Samstag dafür sorgen, dass keine Flaggen abgerissen werden.

Wie an vielen Orten in ganz Deutschland waren auch in Hessen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Synagogen in Brand gesetzt und jüdische Geschäfte verwüstet worden. Die Nationalsozialisten verhafteten damals allein in Frankfurt mehr als 1.000 jüdische Menschen, von denen viele in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert und ermordet wurden.

Die Landesregierung hatte in diesem Jahr Behörden und Kommunen dazu aufgerufen, als Zeichen der Solidarität mit Israel die israelische Flagge auf Vollmast zu setzen.

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