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Galeria-Standorte in Hessen werden weitergeführt

Menschen in der Einkaufsstraße vor der Galeria-Filiale in Wiesbaden.

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 weitere Standorte. Hessen bleibt davon aber verschont: Nach Angaben des insolventen Unternehmens werden hier alle zehn Filialen weitergeführt.

Aufatmen für die Beschäftigten der finanziell angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof: Alle zehn Filialen in Hessen werden fortgeführt, wie der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag mitteilte. Demzufolge zählen die hessischen Standorte zum neuen Galeria-Filialportfolio. Dieses sei "wichtiger Teil des zu erarbeitenden Insolvenzplans und entscheidend für eine erfolgreiche Zukunft des Warenhauses in Deutschland".

Das sei auch eine gute Nachricht für die Attraktivität der Kasseler Innenstadt sowie für die Galeria-Belegschaft in Nordhessen, teilte Kassels Oberbürgermeister, Sven Schoeller (Grüne), mit.

Hingegen werden 16 der 92 Filialen in Deutschland zum 31. August geschlossen, wie Denkhaus bekannt gab. Besonders betroffen sind mit jeweils drei Häusern Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Auch im benachbarten Rheinland-Pfalz wird etwa in Mainz eine Filiale geschlossen.

Man habe für den Erhalt jeder einzelnen Filiale "hart verhandelt", sagte der Insolvenzverwalter. Dies sei nicht nur im Interesse der Mitarbeitenden gewesen, "sondern auch im Hinblick auf lebende Innenstädte".

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Diese hessischen Filialen bleiben erhalten

In Hessen gibt es Filialen in Bad Homburg, Darmstadt, an der Hauptwache in Frankfurt, Fulda, Gießen, Kassel, Limburg, im Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach, dem Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim und Wiesbaden. Alle zehn sind von den Schließungen nicht betroffen.

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"Notwendige Profitabilität erzielen"

Für die Fortführung einer Filiale ist den Angaben zufolge entscheidend, dass diese das Potenzial haben müsse, die "notwendige Profitabilität zu erzielen". Dabei spielte unter anderem die Miethöhe eine zentrale Rolle. "Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von sieben bis elf Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können", erklärte Denkhaus.

Dort, wo mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis nicht zu erzielen gewesen sei, könnten die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden. Für die betroffenen rund 1.400 Mitarbeitenden der 16 Standorte sei mit dem Sozialpartner eine "sozialverträgliche Lösung" erarbeitet worden. Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten.

Verdi kritisiert Standort-Schließungen

Der Betriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof sieht die Schließungen mit gemischten Gefühlen. Zwar sei der Stellenabbau vor allem in Köln und Essen massiv. Aber man habe auch tausende Stellen gerettet.

Scharfe Kritik an den Schließungsplänen äußerte die Gewerkschaft Verdi: "Das ist keine gute Nachricht, weder für die Beschäftigten noch für die Kundinnen und Kunden und die betroffenen Kommunen", erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. Jeder Standort, der geschlossen werde, führe zu einer weiteren Verödung der Innenstädte. "Wieder einmal entsteht der Eindruck, dass die Beschäftigten zum Spielball eines Mietpokers werden."

Nicht nur die Gewerkschaft, auch Politik und Gesellschaft dürften diese Schließungspläne auf keinen Fall hinnehmen und müssten nun um Arbeitsplätze und Filialen kämpfen. Von den Eigentümern verlangt Verdi Investitionen in das Traditionsunternehmen.

Dritte Insolvenz seit 2020

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko.

Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will. Die zwischen Investoren und Galeria geschlossene Vereinbarung kommt jedoch nur zustande, wenn die Gläubiger zustimmen.

Insolvenzverwalter Denkhaus will bis Ende April den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn am 28. Mai annimmt und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.

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