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Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof meldet Insolvenz an

Galeria Karstadt Kaufhof

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Für die Kaufhaus-Kette ist es bereits die dritte Insolvenz innerhalb von nicht mal vier Jahren. Überraschend kommt das für Verantwortliche in Hessen nicht.

Wieder einmal meldet die angeschlagene Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) Insolvenz an. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit - und sucht einen neuen Eigentümer. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, Ziel sei die Fortführung der restlichen Galeria-Filialen.

Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Konzern etwa 40 Filialen schließen müssen. In Hessen wurden zuletzt Häuser in Offenbach, Frankfurt (Zeil), Wiesbaden (Kirchgasse) und Hanau geschlossen. Ein weiteres Kaufhaus in Darmstadt (Weißer Turm) soll Ende Januar schließen.

Damit existieren ab Februar nur noch zehn Filialen: neben dem Flaggschiff an der Frankfurter Hauptwache sind das Kassel, Fulda, Gießen, Bad Homburg, Wiesbaden Mauritiusplatz, das Main-Taunus-Zentrum Sulzbach sowie die Filiale im Darmstädter Luisencenter. Weitere Filialen in Viernheim und Limburg standen auf der Kippe, wurden aber nicht geschlossen.

Konkrete Auswirkungen der erneuten Insolvenz in Hessen sind bislang nicht bekannt. Der Betriebsrat gab bisher keine Stellungnahme ab. Die Filialen sowie das Onlinegeschäft würden in vollem Umfang fortgeführt, teilte der Konzern mit. Die "erfolgreiche Strategie der lokalen Ausrichtung" habe sich in den vergangenen Monaten bewährt.

Galeria-Chef spricht von "Befreiungsschlag"

Die Galeria-Kaufhäuser gehören zur "Signa Retail Selection AG", eine Schweizer Tochter der insolventen österreichischen "Signa Holding" - ein Teil des Firmengeflechts des Unternehmers René Benko, die im November Insolvenz angemeldet hatte.

Die Signa Holding hatte sich ursprünglich dazu verpflichtet, Galeria einen Betrag von 200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Zahlungen der Signa blieben nun aber aus.

Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte in der Mitteilung über den Insolvenzantrag, dass der operative Erfolg des Konzerns durch seine alte Eigentümerstruktur belastet werde. "Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag", so van den Bossche. Weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein."

Limburger Galeria-Geschäftsführer Walloschek: "Richtig überrascht waren wir nicht"

In der Limburger Filiale hat die Geschäftsführung am Dienstag in einer Videokonferenz davon erfahren, dass der Insolvenzantrag gestellt wurde. Geschäftsführer Jörg Walloschek sagte dem hr, dass man erst einmal zuversichtlich sei. Man begreife die Insolvenz als Chance, sei sich aber der Risiken bewusst, die das Verfahren birgt.

Man habe "das Geschehen rund um Signa in den letzten Wochen und Monaten verfolgt". Walloschek betonte, dass das Geschäftsmodell eigentlich funktioniere, "aber am Ende mussten wir erkennen, dass wir nicht auf einer Insel leben". Dienstleister und Lieferanten hätten immer wieder verunsichert auf die "Signa-Situation", wie sie der Geschäftsführer bezeichnet, reagiert. Dass dies nun Folgewirkungen habe, habe am Dienstag niemanden richtig überrascht.

Für GKK ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb von weniger als vier Jahren. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte erst Ende 2022 Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 stimmte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu.

Ungewissheit für 15.000 Beschäftigte

Was die neue Insolvenzanmeldung für die bundesweit rund 15.000 Beschäftigten des Warenhauskonzerns bedeutet, lässt sich noch nicht sagen. Der Gesamtbetriebsrat war zunächst nicht für ein Statement zu erreichen. Während des letzten Insolvenzverfahrens hatte die Bundesagentur für Arbeit den Galeria-Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzgeld gezahlt.

In den beiden zurückliegenden Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger von Galeria auf Milliardenforderungen verzichtet, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Auch der deutsche Staat half mit viel Geld: 2021 und 2022 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Laut dem Insolvenzplan vom Frühjahr 2023 sollte der WSF nur einen kleinen Teil aus dem Verkauf der übriggebliebenen Waren zurückerhalten.

Diesmal hat die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ein Regelinsolvenzverfahren beantragt. Dabei wird vom Gericht ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Die Geschäftsführung bleibt zwar im Amt, aber alle Geschäfte bedürfen der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters.

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Anm. d. Red.: In einer früheren Version hieß es, dass die GKK-Filiale am Weißen Turm in Darmstadt erhalten bleibe. Richtig ist, dass das Kaufhaus zum 31. Januar 2024 schließt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.